Wie kommt man in einem Land zurecht von deren Sprache du keine Ahnung hast?!
Ich mache meinen freiwilligen Dienst in Ungarn und habe keine Ahnung von der Sprache und der Kultur. Wie komme ich wohl zurecht? Welche Schwierigkeiten und ersten Eindrücke habe ich in der kleinen Stadt Veresegyhaz?
Szia, Szia Szia!
Das hört man auf den Straßen von Ungarn überall und heißt so viel wie "Hallo!"
Ich habe in den ersten Tage auch gelernt, dass „igem“ „ja“ bedeutet und „nem“ nein. Die Ungarn verwenden diese Worte so oft in einer Schnelligkeit da schlackern einem die Ohren ( ;)). Auch das Ansprechen von Leuten fällt den Einheimischen wahnsinnig leicht. Hier mal ein Schwätzchen beim Bäcker, dort mal ein Pläuschchen mit der Schaffnerin. Besonders kommt man ins Gespräch, wenn man nicht genau weiß, ob dass der richtige Zug ist, in dem man eingestiegen ist, und erst mal fragen muss. Chaotisch sind Ungarn sehr, besonders was die Zugverbindungen betrifft. Doch trotz dem ganzen Chaos bekommen sie so einiges hin, was sehr bewundernswert ist, meiner Meinung nach. Sie nehmen Sachen mit einer Gelassenheit, die besonders den Deutschen gut tun würde. "Erstmal ne Zigarette drüber rauchen" ist das Motto.
Die ersten Tage waren sehr entspannt, aber doch wusste ich nicht genau was ich machen sollte, denn mein türkischer Mit-Freiwilliger durfte leider wegen seinem Visum noch nicht anreisen und so konnte unser Projekt noch nicht richtig starten. Die meiste Zeit aber hatte ich Ungarisch-Unterricht. (Wer es noch nicht wusste: ungarisch ist eine relativ schwere Sprache, aber trotzdem wahnsinnig spannend und faszinierend, um sein Gehirn an eine andere Sprachvielfalt zu gewöhnen.) Besonders mein Lehrer Attila verwendet eine sehr interessante Methode mir die Sprache beizubringen. Er hat die ersten zwei Tage - ich hatte immer 5 Stunden am Tag Unterricht - mit mir nur auf ungarisch gesprochen, was sehr anstrengend ist. Mit Gestiken und Mimiken konnte ich ihn verstehen und nach und nach wusste ich auch wie sich die einzelnen Worte anhörten und konnte sie unterscheiden, denn ein normal sprechender Ungar spricht in einer Schnelligkeit, die es unmöglich macht, die Worte auseinanderhalten zu können, wenn man keine Ahnung hat, wie sie geschrieben werden. Wir besprechen viele Geschichten und Märchen, was super ist, und ich durfte die einzelnen Geschichten auch zeichnen und komikhaft darstellen. Das hilft mir sehr die Worte mit Gesten und Bilder zu lernen. Die meiste Zeit aber versuche ich mich irgendwie mit Händen und Füßen zu verständigen, um Brot oder Gemüse zu kaufen. Alles was ich am Ende jedes Einkaufs sagen kann ist „Köszönöm“, was "Danke" bedeutet.
Die Umstellung auf die Währung war auch sehr interessant, denn mir ist erst einen Tag vor meiner Abreise aufgefallen, dass Ungarn zwar in der EU ist, aber nicht den Euro teilt. Ich bin super informiert wie man sieht. Nein teilweise wollte ich mich auch nicht zu viel informieren, um unvoreingenommen neue Erfahrungen in einem komplett fremden Land zu machen, was vielleicht auch etwas naiv gewesen ist, aber na ja.
Doch eigentlich das Spannendste ist das Switchen zwischen den Sprachen. Ich höre um mich herum nur ungarisch, im Office vom Jugendzentrum englisch und ungarisch. Wenn ich Ungarisch lerne, lerne ich die Bedeutungen der Worte auf deutsch, wenn ich in meiner WG bin, spreche ich nur auf Englisch und wenn ich Kontakt zu Menschen aus Deutschland habe größtenteils auf deutsch (Surprise! :D), aber teilweise auch auf englisch ,weil mir manchmal nur die englischen Worte einfallen. Der Mix der Sprachen ist damit total vorprogrammiert.
Ich bin auf jeden Fall gespannt was in der kleinen Stadt/Dorf Veresegyhaz noch so alles passiert.