Verrenkungen auf dem Balkon und Brotzeit am Straßenrand
Nicole_greekophil macht auf Chios mit den anderen Freiwilligen einen Ausflug nach Nea Moni. Aber allein den Weg dorthin zu finden erweist sich als schwierig - trotz "Hilfe" der Einheimischen.
Heydiho!
Grade sitze ich hier mit schmerzenden Gliedern und einer monströsen Blase am Fuss auf meinem Bett. Bin ausgepowert aber happy.
Warum?
Das werdet ihr nun erfahren. ;-)
Der Freitagmorgen begann noch ganz entspannend mit unserer ersten Yogastunde auf dem Balkon. Bruno ist ein Fan von Yoga und hat uns sehr bereitwillig und voller Elan in diese Sportart eingewiesen. Eine Stunde lang hieß es also für uns dehnen, entspannen, anspannen und und und... auch wenn ich keine besonderen Energien gefühlt habe (war im Gegenteil kurz vor dem Einnicken ;-)) hat es einfach gut getan und somit werden wir das jetzt wohl öfter praktizieren. Der Rest des Freitags war dann eher unspektakulär, da wir unser bevorstehendes Wochenende geplant haben und tonnenweise Essen vorbereitet haben ;-)
Neugierig geworden?^^
Also unser Plan war es zu Fuss nach Nea Moni zu laufen, dort zu schlafen und am nächsten Tag eventuell auch noch Anavatos zu besuchen und da auf diesem Weg nur eine kleine Ortschaft lag mussten wir alle Fressalien mit auf die Reise nehmen.
Wir haben also ein kg Pasta gekocht, zwei Hühnchen ausgenommen, Gemüse gekocht und ansonsten noch fünf Brote, Eichsfelder Stracke, bissl Gemüschen und Schoki mitgenommen. Hunger leiden musste also wirklich keiner. ;-)
Voller Vorfreude setzte unsere Karawane (bestehend aus uns fünf und Mitera, der Mutter unserer Hunde) sich dann also Samstagmorgen gegen 10:30 Uhr in Bewegung.
Nach kurzer Zeit machte sich allerdings bemerkbar, dass wir eigentlich nicht so ganz wussten wie wir die Straße die nach Nea Moni führt erreichen sollten.
An eine Landkarte hat keiner gedacht und unser Orientierungssinn... nunja... reden wir über etwas Anderes. ;-)
Die einzige Lösung bestand dann also darin die netten Chioten um Rat zu fragen. Kann ja nicht so schwer sein den Weg zur Straße zu erfragen, dachten wir uns. Aber dabei haben wir nicht bedacht, dass unser Plan nicht gerade typisch griechisch ist.
Um euch einen kleinen Eindruck von unseren Wegerfragungsversuchen zu geben hier eine Art Prototyp unserer Konversationen. So oder etwas abgeändert sah so ziemlich jede Unterhaltung aus:
W: Wir ;-) E: Einheimische(r)
W: Ya sas! - Hallo!
E: Ya sas pedia ya sas! - Hallo Kinder hallo!
W: Signomi: Pou ine Nea Moni? - Entschuldigung: Wo ist Nea Moni?
E: (Vollkommen entsetzt^^) Nea Moni? Ine makria! - Nea Moni? Das ist weit!
W: Nai nai, xerume. Theloume pigaino ekei. - Ja ja das wissen wir. Wir wollen da hingehen.
E: (Nun noch entgeisterter, da alle eventuellen Missverständnisse nun beseitigt wurden^^)
Me ta podia? Ine Makria! Pigainete sto Chios kai pernete to leoforio! - Mit den Füßen? Das ist weit! Geht in die Stadt und nehmt den Bus!
W: (verzeifelt) Ochi, thelume na pigaino.. - Nein, wir wollen laufen.
E: Ine adinato!! - Das ist unmöglich!
W: (nun haben wir aufgegeben ;-) Endaxi, efaristo, ya sas. - Okay, danke, tschüss.
E: Ya sas. - Tschüss.
Ich denke dieser Dialog veranschaulicht, warum die Einheimischen uns keine wirklich große Hilfe bei der Wegfindung waren. ;-) Wir liefen also erst Richtung Berge und dann auf Grund mangelnder Alternativen entlang der Hauptstraße Richtung Chios Stadt
Und wem begegneten wir dort? Dimitris und Olympia.^^
Diese hatten gerade Fisch für uns gekauft und zum Glück hatten wir somit auch jemanden der uns den Weg beschreiben konnte.
Nun erfuhren wir, dass wir schon zu weit Richtung Chios gelaufen waren. Also hieß es in Richtung Berge und rechts halten... zuversichtlich nun auf dem richtigen Weg zu sein gings also weiter. 20 Minuten später fanden wir uns dann wieder orientierungslos im Bergvorland wieder.
Also hieß es wieder Einheimische fragen - diesmal wollten wir jedoch cleverer sein und fragten einen Taxifahrer um Hilfe. Aber auch dieser verwies uns nur darauf Richtung Stadt zu laufen und den Bus zu nehmen...
Nunja. So langsam hatten wir es dann auch satt orientierungslos umherzuirren (nach 2 Stunden verständlich, oder?^^) und somit gaben wir auf und wollten den Rat befolgen von der Stadt aus den Bus nach Karies zu nehmen und von dort aus zu laufen. Und wer kam da wieder auf seinem Motorrad vorbei?
Dimitris, wer sonst^^
Zum wiederholten Male wies er uns darauf hin, dass wir in die falsche Richtung liefen und der richtige Weg nun aber recht einfach zu finden sei. Motiviert von der Aussicht bald auf der richtigen Straße zu landen drehten wir also wieder um und versuchten unser Glück erneut. Diesmal aber ohne Einheimische um Rat zu fragen. ;-)
Kurze Zeit später kam dann auch eine etwas breitere Straße Richtung Inland und wir wähnten uns bereits richtig, und da gleich in der Nähe eine schöne Kirche war, machten wir dort direkt unsere erste Pause. Es gab am Weg gepflückt Granatäpfel und Mandarinen und erfrischendes Wasser aus dem Brunnen auf dem Kirchhof - sehr idyllisch.
Gestärkt genossen wir den Ausblick über die Umgebung... und was sahen wir da: ca. 500 Meter entfernt war die Straße, die wir eigentlich suchten...puuh... Glück gehabt... fast hätten wir uns schon wieder verlaufen. Nach der kleinen Pause ging dann also unsere eigentliche Wanderung los. ;-) Auf der noch nicht fertig gestellten Straße zum Flughafen. Ihr könnt euch also vorstellen, dass die Umgebung unseren Wanderambitionen noch nicht so ganz angepasst war.
Nichtsdestotrotz gings im Wanderschritt voran. Die wenigen Autofahrer die die Straße bereits passierten haben nicht schlecht geschaut. ;-)
Gegen 14 Uhr gönnten wir uns dann eine Essenspause... diesmal nicht ganz so idyllisch am Straßenrand... aber wenigstens im Schatten. Es gab Hühnchen und Pasta, als Teller dienten uns Pappkartons. Ja manchmal sind die einfachsten Dinge des Lebens die Besten!Iich hab's auf jeden Fall genossen.^^
Frisch gestärkt setzten wir unseren Weg fort auf staubigen Straßen, während die Sonne auf uns niederbrannte. Wie in einem alten Westernfilm ;-)
Wie der Zufall es wollte (wer dran glaubt ;-)) begegnete Dimitris uns kurze Zeit später erneut, mit dem Angebot uns, nachdem wir Nea Moni erreicht haben, mit dem Auto heimzufahren. War zwar echt sehr nett von ihm, aber echte Wanderer laufen und somit lehnten wir dankend ab.
Die Straße ging nun stetig bergauf und mit jedem Meter verbesserte sich auch die Aussicht: einfach traumhaft. Immer noch mit von der Partie war Mitera, unser neues Maskottchen. Ob sie wohl vorher geahnt hat auf was sie sich da einlässt?! ;-)
Die Straße schien bald schier endlos, kam mir bei meinem letzten Ausflug nach Nea Moni mit der Family (nur ca. drei Wochen her) irgendwie nicht so weit vor - aber da waren wir ja auch nicht per pedes unterwegs...
Aber es half ja nix, es hieß immer weiter laufen.
Nachdem wir Karies schon hinter uns hatten hielt plötzlich ein Auto neben uns an. Die Frau wollte wissen, ob wir nach Nea Moni liefen... wir bejahten dies...
...und dann fing sie an in griechisch auf uns einzureden. Manches haben wir verstanden, anderes nicht. C'est la vie.
Sie war auf jeden Fall sehr nett und nach unserem Verständnis wollte sie uns darauf aufmerksam machen, dass wir Nea Moni erst nach 16 Uhr besichtigen können... dann gab sie uns ihre Telefonnummer und ihren Namen (Wasilia) und sagte wir sollten sie anrufen wenn wir ankämen und dann trinken wir alle zusammen Kaffee.
Bevor sie ihre Fahrt dann fortsetzte gab sie uns noch ein kleines Fläschchen mit geweihtem Wasser. Jetzt beeilten wir uns natürlich noch mehr Nea Moni zu erreichen - mit einem Kaffee in Aussicht läuft es sich doch gleich einfacher. ;-)
Nach zwei weiteren zünftigen Rasten (es gab Eichsfelder Stracke und Brot. Ihr seht also optimale Verwendung Oma und Opa ;-) Vielen Dank nochmal!)erreichten wir dann gegen 17:30 Uhr endlich unseren Zielort, juhu!
Die nette Frau haben wir zwar nicht angerufen, aber einen Kaffee haben wir trotzdem bekommen. Wir haben die Geschichte mit Wasilia einer Lehrerin die zu Besuch in Nea Moni war erzählt und kurz darauf fanden wir uns in der guten Stube des Priesters wieder.
Es schien schon Grund genug uns auf ein Käffchen einzuladen, dass wir nach Nea Moni gelaufen sind. Da saßen wir dann also mit der Lehrerin, dem Priester und einigen anderen vermutlich Freunden des Klosters, tranken Kaffee und aßen Schokolade und Zwieback.
Das nenne ich doch mal Gastfreundschaft!
Waren echt alle super aufgeschlossen und nett. Gegen 18:00 Uhr ging es für uns dann aber auf Schlafplatzsuche. Ein Plateau übersät von Ziegenkötteln schien da ganz gelegen zu kommen. Wir machten es uns also bequem und danach gings ans Speisen. Legga, legga... :-) Gesättigt und erledigt von den Strapazen dösten wir alle etwas vor uns hin und quatschten den ganzen Abend.
Die Nacht an und für sich war dann ganz okay, auch wenn Mitera uns alle durch ihr Umhergelaufe aufweckte.^^
Gegen zehn Uhr morgens waren wir dann alle wach und entschlossen uns dazu, Agios Pateras noch einen Besuch abzustatten. Unser Gepäck brachten wir nach Nea Moni und dann ging es an die Bergbesteigung. Schon allein für den Ausblick eine sich lohnende Aktion.Leider durften Lisa, Mitera und ich Agios Pateras nicht besichtigen, da es ein reines Männerkloster ist und die Regeln somit sehr strikt (keine Chance mit unseren Wandershorts da reinzukommen und für Hunde schon sowieso nicht...).
Die Jungs machten sich dann aber auf eine Erkundungstour, jedoch nicht ganz ohne Hintergedanken (Dimitris hatte uns darauf hingewiesen, dass die Mönche in diesem Kloster 90%igen Alkohol herstellen und an Besucher ausschenken ;-)) Nuja, nach zehn Minuten kamen sie dann alle drei lachend wieder raus. Erst dachte ich, der Alkohol hätte sehr schnell Wirkung gezeigt, aber es stellte sich heraus, dass die Lachkrämpfe doch eher von Verständigungsproblemen herrührten...
Die Mönche konnten nur Griechisch und haben irgendwie verstanden, dass die Bengels den Weg von Nea Moni nach Vrontados in Erfahrung bringen wollten. Sie machten sich also eifrig daran, den Weg zu beschreiben während die Jungs zu erklären versuchten, dass sie den Alkohol probieren möchten... nunja... war wohl nix...
Der Abstieg zurück nach Nea Moni war dann ganz flott und nachdem wir dort ein erneutes Angebot zum Kaffee trinken von Seiten des netten Priesters aus Zeitgründen leider ablehnen mussten, machten wir uns auf den Rückweg. Und der hatte es in sich...
An und für sich war er natürlich um einiges schneller, da es nun fast nur Berg ab ging, aber unsere Körper hatten die Strapazen des Vortages natürlich noch nicht vergessen. Und somit taten Schultern, Füße und Beine weh... ;-) Nachdem ca. 1/3 des Weges geschafft war und wir zwischenzeitlich schon überlegt hatten, auf scheinbar herrenlose Pferde und Esel am Wegrand umzusteigen, entschieden wir uns dafür zu versuchen zu trampen. Das wurde erschwert, da wir ja 5 Personen und ein Hund waren... somit kamen nur Pick-ups mit leerer Ladefläche in Frage.
Nach ca. 40 Minuten hatten wir dann auch schon Glück und wurden von einem älteren Herren ca. sechs km bis zum Ende der Straße gefahren, die wir den Vortag so verzweifelt gesucht hatten. Danach waren es noch etwa sieben km bis nach Hause. Puh. Wir schleppten uns dann also nach Hause und kamen gegen 15 Uhr ziemlich entkräftet an. Für Lisa und mich hieß es dann ab ins Meer zur Erfrischung... das tat gut...
Unser Wochenende klang dann durch ein großes Fischabendmahl aus. Hmmmmm....
comentarios