Tack, Lullaby & Expecto Patronum
"Ladies and Gentlemen, listen now I got some words to say so I move to the music in a different kind of way..."
Ich muss ehrlich gesagt zugeben, dass ich bei dem Gedanken einen großen Auftritt hinzulegen ein klein wenig Gefallen fand, ich mein, tu doch nicht so, du erwartest doch auch was Besonderes von meinem ersten Bericht aus Schweden, oder? Das Gute daran ist, dass Chrushead, die Alten beim christlichen Rock, also diejenigen, die theoretisch wissen sollten wie's läuft, eben mit demselben Song versuchen auszudrücken, dass sie eigentlich keine Ahnung haben was sie schreiben sollen. Ungefähr so geht's mir auch grade hier auf einem der Sofas, find mal Worte die dem hier gerecht werden oder passend sind, schon allein wegen all den Menschen, die ich hier kennenlernen darf. Das fing schon im Nachtzug nach Kopenhagen an, in dem mir ein echt netter Typ free hugs spendiert hat, und das sogar noch im Schlaf- ich glaub das weiß er bis heute nicht ;). In Kopenhagen angekommen bin ich, nachdem ich fast eine halbe Stunde damit verbracht hab den Bahnhof einmal zu durchqueren und mich fühlte wie auf dem Weg zum Hogwarts-Express, in den Öresund-Zug umgestiegen. Zugegeben das hatte ich mir doch spektakulärer vorgestellt: Tunnel, Damm, Tunnel, Brücke, Wasser links, Wasser rechts; doch es ist ein schönes Gefühl drei Länder zu durchqueren und in Europa immer noch zu Hause zu sein. In Hässleholm, einer der beiden nächstgrößeren Städte von Broby, waren Jette und Kim just in time zur Stelle um mich herzlich in Empfang zu nehmen, natürlich aus Tradition mit Deutschlandfahne, die jetzt wieder im Flaggenraum hängt- ja, wir haben einen Flaggenraum ;)
Allgemein gesagt, sind meine drei Mitbewohner Jette, Kim und Jonas einfach wunderbar...sie haben mir am ersten Abend gleich alles Mögliche und Wichtige gezeigt, bzw. sind natürlich auch jetzt noch dabei und auch sonst für mich da! :) Wir reden schlichtweg einfach Englisch miteinander, was eigentlich so gut klappt, dass ich es schon als normal betrachte hier zu sein, was aber natürlich nicht selbstverständlich ist - it's a gift and not a given right, um beim Klischee zu bleiben ;) Dass Jette wie ich aus Deutschland kommt ist natürlich noch zusätzlich eine große Hilfe, auch weil die beiden Jungs von ihr große Fetzen Deutsch gelernt haben. Da sie das zweite Jahr hier ist, spricht sie mehr als fließend Schwedisch, sodass sich die drei eigentlich auf Schwedisch unterhalten könnten, tun sie aber aus Rücksicht auf mich nicht bzw. nur wenn sie wissen, dass ich weg bin. Auch wenn die Jugendlichen da sind, versuchen alle ins Englische zu wechseln, wenn sie mich sehen, teilweise mitten im Satz, das ist recht witzig und ein gutes Gefühl, weil sie das ja eigentlich nur für mich tun, das heißt wenn sie es nicht grade vergessen ;)...
Das heißt also, ich fühl mich wohl hier und es läuft meistens mehr als einer singend durchs Haus, das eigentlich viel zu groß für uns vier ist. Als ich am Freitagabend eingezogen bin, konnte ich mich zwischen drei Räumen entscheiden (das Gästezimmer nicht mitgerechnet, das hat keine Tür...). Hab ich mal irgendwann erwähnt, dass eh immer alles anders bleibt? Ich frag nur, weil jetzt hab ich mich für eins entschieden, bin eingezogen und war grade fertig eine Beschreibung davon für dich zu schreiben, da meinte Jette, eigentlich wenn wir grad dabei sind, könnte sie ja auch umziehen... Jetzt lebt sie in Jonas Zimmer und hat dort mehr Privatsphäre, da Prästgården zwar wunderschön ist, doch auf seine alten Tage im ersten Stock von dünnen Wänden getragen wird. Jonas ist in Nadias altes Zimmer gezogen und ich könnt ja jetzt eigentlich in Jettes altes Zimmer. Ich liebe meinen Raum, auch mithilfe zwei neuer Jesus-Rules-Spiegel und einer neuen Glühbirne für Lampe Nummer 3, da er in der Farbe einer verdreckten Milka-Kuh gestrichen ist und von uns liebevoll "the dark room" genannt wird. Momentan nutz ich beide ein bisschen, doch ich denke ich werd umziehen, dann kann ich ja immer noch an der allabendlichen traditionsreichen (seit ich da bin) Zahnputzrunde teilnehmen ;). Ach erinnert mich daran, dass ich irgendwann wenn wir das nächste Mal den ganzen Abend Verstecken im Haus spielen nebenbei noch die Sofas und Sessel im Haus zählen wollte, sind aber sicher mehr als ein Dutzend... ich sag doch, gift not given right!
Okay, wahrscheinlich interessiert dich mehr, was ich seit meiner Ankunft hier gemacht habe? Ich bin jetzt eine Woche hier und langsam aber sicher find ich meinen Alltag. Die ersten Tage standen mehr so unter dem Plan alles kennenzulernen, wir waren in Kristianstad, im Naturreservat, an einem der Seen, im Coop (ich bin mir immer noch sicher das ist eine schweizer Firma), in Hässleholm mit den Jugendlichen Schwimmen, gelb-blauen Schwedische-Flagge-Kuchen backen, Cherry Cherry Lady singen und mit Dan (einem der Pfarrer und sowas wie der Jugendpfarrer hier) Bowlen. Ich weiß zwar noch nicht warum man mich für so viel Beziehungsarbeit bezahlt, aber es ist genial so viele neue Leute kennenzulernen. :)
Mittwochs und donnerstags kommt der schwierigere Teil: Himlaskoj (Heaven's Fun), wir würden es Jungschar nennen... Hier ist die Sprache das größte Problem, das war mir natürlich vorher schon klar, doch trotzdem stört es mich, dass ich den Kids nicht mehr geben kann, als z.B. zu fragen wie's ihnen geht oder ihre gebastelten Löwenmasken zu loben. Aber das wird mit der Zeit besser werden und ich glaube, die Kinder stört es wesentlich weniger als mich. So bin ich als Lenny från Tyskland noch was besonderes für sie und die Kinder versuchen mir alles Mögliche beizubringen und auf Schwedisch sagen zu lassen, weil sie sehen, wie sehr ich mich darüber freue. Und vor allem: Spielen geht auch ohne Sprache ;) Ich mach das ja nicht zum ersten Mal und weiß that we can rule the world we can change our lifes if we just try to be like kids, dennoch immer wieder ein schönes Gefühl von den Kids ohne zu Überlegen ins Herz geschlossen zu werden, sodass ich jetzt um ein paar selbstgemalte Herzbilder mit meinem Namen reicher bin...
Hab ich noch was vergessen? Ach ja Fika. Natürlich! Mir wurde gesagt, dass sei das wichtigste Wort in der schwedischen Sprache, es beschreibt eigentlich nur, dass man sich aktiv was zu Essen, insbesondere Kuchen schnappt, sich hinhockt und vor allem miteinander redet. Im Deutschen so eine Art "Kaffee trinken", nur machen wir das hier andauernd in jeder Gruppe :) Auch im Allgemeinen sieht sich die svenka kyrkan (schwedische Kirche) von Broby noch nicht als Dienstleistungsgesellschaft, die für andere da sein möchte aber zeitgleich auch rational arbeiten muss. Wie viele Menschen hier beschäftigt sind, hab ich noch nicht vollends rausfinden können, aber es sind einige...Auch ich könnte nach meinem EFD weiter dort arbeiten, falls ich möchte. Als was? Keine Ahnung. Es hieß, wir finden einen Job, der dir zusagt, und wenn nicht, dann schaffen wir eben einen...ich könnte also bleiben, theoretisch...
Soweit erst mal von mir, ich hoff ich find bald wieder Zeit dir neues zu schreiben
take care und be blessed!
hej då! dein lenny
I'm sitting here since half an hour now
But I think I can't find any word to tell
You people out there how grateful we are
For your support and patience you bring to us all
This is a song for you what else can we do
Cause without you guys there wouldn't be no show
We thank you for every prayer that's send
May this history take no end
-Crushkids von Crushead-
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