LOST IN TURKEY
Lost in Turkey – verloren aber nicht alleine... Meine Reise durch die Türkei bis in die hintersten Täler, mein EFD-Projekt "Turkey through the eyes of the volunteer"... meine gesammelten Eindrücke, um die kulturelle Vielfalt dieses Landes festzuhalten.
Teegärten, Wasserpfeifen und türkischen Mokka inklusive Zukunftsvorhersagen aus dem Kaffeesatz – ich bin in der Türkei gelandet. Für sechs Monate werde ich nun in Bursa leben, einer Stadt, ein paar Stunden Fahrt über Land und Wasser, unterhalb von Istanbul. Auch wenn ich mich nicht in einem EU-Land befinde, geografisch noch nicht einmal mehr in Europa bin, absolviere ich hier einen „Europäischen Freiwilligendienst“*
Wie lange brauchte ich, um mich daran zu gewöhnen, plötzlich den Imam in Lautsprechern über meinem Kopf beten zu hören, wie komisch kommen mir Sitzplatzreservierungen zur Geschlechtertrennung in Bussen immer noch vor. Vieles, was völlig normal für mich war, ist es plötzlich nicht mehr. Manchmal verstehe ich überhaupt nichts mehr, manchmal versteht mich kein Mensch. Es gibt kleine i's ohne Punkte und große i's mit Punkte – der Satz "Kebab mit scharf bitte" wirkt bei Betrachtung der (mir meist rätselhaften) türkischen Grammatik plötzlich logisch. Englisch spricht kaum jemand, mit Händen und Füßen und viel non-verbaler Kommunikation klappt das Verständigen trotzdem irgendwie.
"Was ich in Zukunft machen will", war in Österreich immer die Frage. Da mir bis heute noch keine gute Antwort eingefallen ist, entschied ich für ein Jahr Pause. So bin ich auf den EFD gestoßen und nach unzähligen Bewerbungen zum Glück auf dieses kulturelle Projekt in der Türkei. Dabei geht es darum, das Land aus einem anderen Blickwinkel zu präsentieren: aus den Augen einer europäischen Freiwilligen. Essen, Leute, Architektur, Lebensweise und Glauben – einfach alles ist neu und spannend für mich. Diese Erfahrungen zu sammeln und via Fotos und Texten in einem Magazin mit anderen zu teilen ist meine Aufgabe hier (und ich bin superglücklich damit!)
Es gibt antike Städte, Fliesenmosaike, kleine Gässchen und Pferdekutschen vor meiner Haustüre genauso wie graue Betonklötze, verrückten Verkehr, Menschenmassen und durchtanzte Nächte. Ich sehe Schafherden am Straßenrand auf ewigen Überlandfahrten mit Bussen; es gibt drehende weiße Männer mit langen Hüten und verschleierte Frauen mit kunstvollem Augen Make-up; Strand im Sommer und Schifahren im Winter – die Vielfalt der Türkei ist erstaunlich. Die Leute freuen sich, mir ihr Land und ihre Kultur zeigen zu können. Türkische Gastfreundschaft ist immens, ihre Hilfsbereitschaft allgegenwärtig und die Herzlichkeit und Offenheit unglaublich, ich habe ihnen so unendlich viel zu verdanken hier.
Ob ich nicht Angst hätte, alleine als Mädchen in die Türkei zu reisen, wurde ich in Österreich oft gefragt, „Mach Goldringe an deine Finger bevor du abreist!" – hörte ich als Ratschlag. Ohne die Hintergründe einer Kultur zu kennen, lässt sich ein Land und dessen Leute schwer verstehen. Umso wichtiger ist es, sich nicht von Vorurteilen verunsichern zu lassen oder voreilige Schlüsse zu ziehen, sondern sich selbst eine Meinung zu bilden. Klar gibt es Auf und Ab’s, aber irgendwo zwischen Çay, Baklava, Meer, Hamam und Halay habe ich das Land echt liebgewonnen.
EFD bietet die Gelegenheit, ein Land und Perspektive der Bewohner kennenzulernen, es eröffnet Einblicke, die Touristen verborgen bleiben, bietet neue Betrachtungsweisen und bereichernde Erfahrungen. Ich bin erst für 2 Monate hier und fasse selbst nicht, was ich schon alles erlebt habe. Ich könnte noch so viel mehr erzählen aber besser: erlebt es lieber selbst!
* als Beitrittskandidat gilt die Türkei nämlich im „Jugend in Aktion“ Programm!