London, Nottingham und sonstige Katastrophen
Recht öde Seminartage mit längst bekannten Inhalten bedürfen zum Ausgleich aufregender Nächte – wie gut, wenn man sich da gerade in London befindet, selbst wenn einen der öffentliche Nahverkehr krank machen kann. Jakob berichtet von einer lehrreichen Woche.
Nach nunmehr knapp zwei Monaten im feuchtkalten Huddersfield bin ich auch innerlich in England angekommen. Ich habe Freunde außerhalb meiner Arbeit gefunden, wobei diese zum größten Teil nicht einmal aus England sind. Spanien und Italien ist ihre Heimat, anders als ich sind sie unbefristet hier.
Aber - wie ich angekündigt habe, will ich Euch von meinem Trip nach London berichten. Ui, mag sich jetzt so mancher denken. London. Toll, da war ich auch schon, na und?
Aber langsam. Den Tag über lernte die Gruppe, die sich aus etwa 15 EVS-Freiwilligen aus Deutschland und Österreich zusammensetzte, Grundlagen über Freiwilligenarbeit und über England allgemein.
Das war, wie man sich sicher denken kann, recht langweilig, da wir dieselben Informationen bereits - auf Deutsch - in Deutschland gelernt hatten. Doch abends konnten wir natürlich tun, was wir wollten.
Flugs setzten wir uns also in den nächstbesten Bus Richtung Innenstadt. Nach knapp 45 Minuten erblickten wir die Themse. Die "Skyline" Londons, gemeinsam mit der erleuchteten Tower Bridge, war überwältigend. In diesem Augenblick stellte ich fest, dass mein Fotoapparat wohlverwahrt in der Pension lag - "gut so, kann ihm wenigstens der Regen nichts anhaben", dachte ich mir.
Unser Weg führte über die London Bridge gen Süden. Durchnässt betrat unsere kleine Gruppe eine "Weinstube/Pub". Während ich mir ein Späßchen erlaubte und unbeteiligt schauend auf Deutsch Bier orderte (bei der Barkeeperin aus Wien) wollte der weibliche Teil gerade wieder gehen. Warum?
Wegen Mäusen. Kleinen Tierchen, die unbehelligt den Boden des Lokals nach Essen absuchten. Das war doch gleich ein Grund, noch länger zu bleiben! Wir mussten aber los, weil wir noch weitere Kneipen besuchen wollten. Und wir wurden fündig.
Die Exzesse der Nacht wurden mir morgens aber klar. Nach einem Tag und einer weiteren Nacht konnte ich morgens einfach nicht aufstehen. „Jakob ist krank“, erfuhr also der Leiter des Seminars. Doch wer war schuld an meinem Zustand? Nicht ich, Gott bewahre.
Die U-Bahn und der Bus! Dass in London die U-Bahnen ab Mitternacht nicht mehr fahren, bemerkte ich, als ich zum letzten noch geöffneten Eingang der U-Bahnstation rannte. Nachdem ich mich vor der Putzkolonne durch die Absperrung gezwängt hatte, sprang ich in die letzte U-Bahn. Jetzt schnell nach Hause! Weit gefehlt. Kein Bus in Sicht, also laufen. Nach 40 Minuten den Berg hoch war ich beschwingt und fröhlich. Am nächsten Morgen – das Gegenteil.
Auch die spannendsten vier Tage gehen zu Ende und so saß ich bald im Zug, der mich nach Nottingham zu meiner Freundin bringen sollte. Nach entspannenden zwei Tagen kehrte ich zurück.
Wie schnell gute Laune umschlagen kann. Mein Zimmer wurde von einem Aushilfsfreiwilligen bewohnt. Wie die sieben Zwerge kam ich mir vor. Wer hat in meinem Bettchen geschlafen? Wer von meinem Tellerchen gegessen? Wer Marihuana-Tütchen in meinen Mülleimer geschmissen? Wer mein Klopapier verbraucht?
Aber wie soll man denn sonst Englisch lernen. Ich weiß nun, wie man sich nicht beschweren soll, bei wem man sich eher zurückhält. Im Endeffekt – eine sehr lehrreiche Woche also.
Bald darauf folgte ein Streit zwischen uns Freiwilligen und Danny, dem Studenten den wir betreuen. Sollte es das gewesen sein? Sollte ich meine Koffer packen und verschwinden?
Bald mehr!
Hier noch ein paar Impressionen: