Jeździć na nartach oder doch lieber Ski fahren?
Seit zwei Wochen bin ich wieder hier in Krakow und schon bin ich wieder weg. Ganz spontan geht es für mich die nächste Woche nach Österreich zum Skifahren mit Mama, Papa und kleinem Bruder. Und das nachdem ich eben erst Skifahren auf polnisch kennen gelernt habe...
Die Faschingsparty mit den anderen Freiwilligen am letzten Freitag war für uns alle ein großer Spaß. Da eigentlich keiner ein richtiges Kostüm dabei hatte, war der Improvisation keine Grenzen gesetzt. Das ging dann vom Himbeersirup-Zombie über diverse Hippies, Rockstars, den Wellnessgast im Bademantel mit Gesichtsmaske, eine Müllsack-Ameise, die Freiheitsstatue bis zum völlig abgedrehten Clown. Über mangelnde Kreativität und gute Laune konnte man sich jedenfalls definitiv nicht beklagen. Ich selber habe mir viel Mühe mit meinem Sheherazade- Kostüm gegeben, auf das ich auch ziemlich stolz war, hab dann aber feststellen müssen, dass kein Mensch weiß, wer Sheherazade ist bzw. dass das der Name eine billigen ungarischen Telenovela ist. Blöd gelaufen, aber Spaß hatte ich so oder so. Wir haben in einem Krakauer Salsa-Club gefeiert und sogar einen Gratis- Einstiegskurs mit anschließendem Tanzwettbewerb bekommen. Das besonders Nette an der Sache war, dass ich dank meiner fabelhaften Tanzkünste selbigen gewonnen und einen gratis Drink dafür bekommen habe:)
Nachdem ich mich gegen halb drei morgens dann mal nach Hause bewegt hatte, bin ich am Samstag um halb sieben wieder aufgestanden um mit dem Bus ins ca. 2h entfernte Nowy Targ (neuer Markt) zu fahren, wo mich Michał zusammen mit seiner Freundin aufgegabelt und zu ihren Eltern nach Hause gefahren hat. Dort hatte ich die Gelegenheit, so richtig polnisches Familienleben hautnah zu erleben. Ich habe mit Mama, Tochter und Freundin zusammen echte polnische Pierogi und Krokiety (gefüllte und in Semmelbröseln gebratene Pfannkuchen) gemacht, was eine doch eher langwierige Handarbeit ist. Beim gemeinsamen Scrabble-zocken bis tief in die Nacht (gar nicht mal so einfach auf Polnisch) hab ich dann auch die polnische Trinkkultur kennen lernen dürfen. Ich hätte nie gedacht, wie schnell eine Flasche Wodka sich tatsächlich leeren kann, aber mit ein paar polnischen Papas am Tisch geht das beeindruckend schnell.
Am Sonntag waren wir dann zusammen in der polnischen Tatra Ski fahren. Das Gebiet ist wohl eins der größten in Polen, hat aber außer 3-4 blauen und 3 roten Abfahrten eigentlich nicht viel zu bieten und ist auch ansonsten mit alpinen Skigebieten nicht zu vergleichen. Dafür gibt es aber viel mehr Stände, die Mützen, Schals, Helme, Handschuhe, Räucherkäse und was das Herz sonst noch begehrt, verkaufen:)
Wir hatten jedenfalls Spaß und ich hatte ein sehr lohnenswertes und erfahrungsreiches Wochenende und habe viele sehr herzliche und liebevolle Menschen getroffen.
Die Woche war dafür eher unspektakulär, wir hatten ein schönes Theatertreffen zum Thema Emotionen und eine Abschiedsparty für Iria aus Spanien, die ihr Projekt abbricht und nach Hause fährt.
Am Dienstagmorgen hat mich aber dann meine Mutter per Telefon mit dem Vorschlag, meine Familie in Österreich zum Skifahren zu treffen, völlig von den Socken gehauen. Allein die Vorstellung, derartig kurzfristig die Möglichkeit zu haben, meine Familie zu sehen, die mich eigentlich erst im Mai besuchen wollte, hat mich in ein Gefühlschaos gestürzt, mit dem ich nie gerechnet hätte. Ich habe mich gleichzeitig gefreut und aber auch gefürchtet, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, wie ich das emotional verkrafte. So habe ich gemerkt, wie sehr ich die Bande daheim eigentlich doch vermisse und dass alleine leben doch nicht ganz so einfach ist. Ich hab mich dann auch schnell entschieden, tatsächlich zu fahren, da ich die Bustickets noch am selben Tag habe kaufen müssen, um keinen Aufpreis zu zahlen. Und inzwischen freu ich mich nur noch wie ein Schneekönig auf meine unverhofften Ferien und meine Familie, auch wenn die mit zwei 10-12stündigen Nachtbusfahrten verbunden sind.
Gestern habe ich dann noch einen witzigen polnischen Brauch kennen und schmecken gelernt: den fetten Donnerstag. Der heißt wörtlich übersetzt tatsächlich so und besteht darin, dass alle Polen, egal in welchem Alter, versuchen an diesem Tag so viele Berliner/Krapfen wie möglich zu essen. Leider sind sowohl Berliner als auch Fasnetsküchle in Deutschland besser als hier, aber allein die Tatsache, dass man selbst im Fitnessstudio und auf Salsa-Parties gratis Berliner angedreht bekommt, war schon witzig zu sehen. Ich habe in ALF sogar den Versuch gestartet, selbst welche zu machen, und so schlecht sind sie gar nicht geworden (aber den penetranten Fettgestank vom Frittieren muss man trotzdem nicht jeden Tag in den Klamotten haben).
Heute habe ich dann endlich meine kulturelle Präsentation in ALF und heute Abend um 21.15 Uhr geht es dann los mit dem Bus nach Linz, wo mich morgen früh um 9 Uhr hoffentlich meine Familie aufgabeln wird.
Ich bin gespannt und aufgeregt und freue mich auf die nächste Woche im Schnee.
Liebste Grüße aus Krakow,
Kora