Etwas Überblick und ganz viel über Pilze
Als frisch gebackene Abiturientin auf einem Bauernhof in einem beschaulichen slowakischen Dorf berichtet Laurin über ihre ersten Tage in der Fremde. Trotz der ihr eigentlich verhassten Pilze und Begegnungen mit Schlangen im Wald fühlt sie sich dort sehr wohl. Besonders freut sie sich, wenn sie mit Hilfe einer Wörterbuch-Pantomime-Englisch-Mixtur schon erfolgreich Spielideen vermitteln kann.
Kurz zu mir: gerade habe ich Abi gemacht, bin 19 geworden und kurz darauf in die Slowakei gefahren. Zehn Tage bin ich jetzt schon hier, und glücklicherweise werden noch viele weitere folgen. Obwohl sechs Monate doch eine kurze Zeit sind. Aber spannend wird es werden, dessen bin ich mir sicher.
Mein Projekt heißt „Outdoor Historical Museum Ekoskanzen“. Ekoskanzen ist der Bauernhof, auf dem auch meine Gastfamilie lebt. Von hier aus werden eine Vielzahl von Projekten geleitet, jetzt gerade sind es Reit-/Naturfreizeiten. Außerdem ist das hier ein Heimatmuseum, in dem es verschiedene Führungen gibt. In der Schulzeit wird außerdem therapeutisches Reiten für behinderte Kinder angeboten.
Auf jeden Fall ist immer etwas los, schon allein weil meine Gastfamilie vier Kinder hat: Zuzka (17), Lucka (15), Katka (14) und Bystric (13). Außerdem gibt es natürlich noch Pferde, inklusive bissigem Pony, sowie Hund, Katze, Hühner, Enten, Gänse, Hasen. Ein richtiger Bauernhof eben, und mir fällt kein anderes Wort als urig ein. Die Leute sind einfach nur total nett und sehr herzlich.
Soviel zur Einführung. Heute ist Samstag, mein freier Tag. Da habe ich sogar mal mein Vokabelheft Vokabelheft sein lassen, obwohl ich die Sprache so schnell wie möglich lernen will. Leider kann man sich die Wörter überhaupt nicht ableiten, sodass ich entweder stur auswendig lerne (auch mal eine neue Erfahrung) oder so tolle Merksätze wie „Bevor die Nelke welkte war sie velke, jetzt ist sie male, jetzt fressen sie die Aale.“ mache (es geht um groß=velke und klein=male).
Aber es ist erstaunlich, wie viel man auch mit wenigen Sätzen sagen oder durch Mimik ausdrücken kann. Gestern Nachmittag habe ich es geschafft, ganz viele Spiele mit Wörterbuch, Vorführen und ein, zwei Brocken Englisch zu erklären. Das war einfach ein tolles Erfolgserlebnis. Und das Spiel „Mixer-Toaster-Elefant“, beziehungsweise „Mixer-uhm-hnadicet“ (okay, ich habe das Wort für Toaster leider vergessen) kam richtig toll an.
Sonst noch zu heute: Ich war mal wieder Pilze suchen, dass macht total viel Spaß. Eigentlich gehe ich jeden Tag mit Marta, der Mutter, und Lucka Pilze oder Kräuter suchen, die wir dann trocknen. Pilze suchen ist hier irgendwie mein neues Hobby, nur schmecken mir Pilze eigentlich überhaupt nicht. Mit Grauen schaue ich in die Körbe, die wir heimbringen....
An sich ist der Wald wunderschön hier. Nur auf die Begegnung mit der Schlange hätte ich verzichten können. Abends habe ich meinen Gastschwestern beim Zeitungsaustragen geholfen, da ich mir das Dorf anschauen wollte. Das kenne ich jetzt sehr gut, und ich weiß, wo die Wachhunde sind, von denen es wahnsinnig viele gibt!
So, jetzt gibt’s Abendessen: Pilze (uhm...) und Brimsennockerln, das slowakische Nationalgericht - total lecker! Der Holzofen ist angefacht, auf ihm wird auch gekocht. Es ist schön warm und so richtig wohlig, obwohl das jetzt vielleicht kein Wort ist.
Zusammenfassung: Mir geht’s total gut hier und ich bin richtig froh, dass ich einen EFD mache, da ich sonst wahnsinnig viel verpassen würde. Studieren kann man noch früh genug! Aber mal in einem richtig fremden Land zu sein und schauen, wie man zurecht kommt, sich auf Neues einlassen (Pilze...) und den ersten slowakischen Witz verstehen, mal den ganzen Tag draußen sein und dort arbeiten. Oder mit den Kindern lachen, eben mal ein Spiel in einer fremden Sprache erklären oder ein Küken schlüpfen sehen... Und vor allem ist die Slowakei so neu, es entwickelt sich so viel!