Es ist Wirklichkeit!
Die ersten Tage in Bosnien sind vorbei, Zeit für mirjam, ein paar Zeilen über die ersten frischen Eindrücke in einem anderen Land mit ungewohnten Umgangsformen in ihr Tagebuch zu tippen.
Seit Sonntag lebe ich jetzt bereits in Bosnien. Schon meine Ankunft hielt ein Abenteuer für mich bereit. Es gab ein kleines Missverständnis über meinen tatsächlichen Ankunftstag. Als ich nach einer kleinen Odyssee endlich im Haus der Leiterin des Jugendzentrums angekommen war, fiel die Anspannung allmählich von mir ab. Sie brachte mich zur Wohnung, die ich mit meinem Vorgänger teile.
Hier fühlte ich mich wie ein Eindringling, da er nicht zu Hause war und bis auf weiteres nicht dort auftauchen sollte. Nachts lehrte mich dann ein verklemmter Lichtschalter mit Eigendynamik das Fürchten. Ich glaube, dass es einen speziellen bosnischen Lichtschaltergeist gibt. Mein erster Tag auf der Arbeit war aufregend und spannend. Die meiste Zeit sitzt man einfach nur mit den Jugendlichen draußen, trinkt Kaffee und raucht, denn die Angebote fangen erst im Oktober an.
Die meisten Bosnier fragten mich immer wieder, was ich denn hier mache, warum zum Teufel ich hierher gekommen bin, wenn ich doch einen deutschen Pass habe. Ich versuchte es zu erklären, blieb aber meistens erfolglos. Mir wurde sodann prophezeit, dass ich diverse Heiratsangebote bekommen werde, da viele sich eine Zukunft in Westeuropa erträumen.
Schnell wurde ich mit der speziellen Rolle der Frau schon vertraut gemacht. Ich wollte mich nützlich machen und Tische tragen helfen. Was mir strikt untersagt wurde, denn „Frauen machen solche Arbeit nicht in unserem Land.“ Außerdem wurde mir die Tür aufgehalten, ein Stuhl angeboten und eine Jacke gebracht.