Einsatz für Zweibeiner und vier Pfoten
Nach dem Vergnügen von zwei Wochen Freizeit musste Trine direkt wieder in die Vollen gehen: Gleich zwei anstrengende Family Stays standen an, wodurch jegliche gewonnene Erholung schnell wieder in Gefahr geriet. Insbesondere, da Trine nebenbei auch noch heldenhaft zwei kämpfende Hunde trennen musste…
Nach dem Vergnügen kommt die Arbeit: Zwei Wochen frei waren ja echt klasse, und ich musste mir auch nur fünf Tage Urlaub nehmen dafür – aber die Rechnung hab ich nun erhalten: Zwei Family Stays direkt aufeinander. Sonntag sind die einen abgefahren, Montag kamen die nächsten... Und nicht etwa ruhige Stays, nein... Der letzte war okay, nette Familien und recht viele ältere Kinder. Aber dennoch 17 Leute. Und jetzt: zehn Kinder unter 10 Jahren und zwei drüber. Halleluja! Ich bin müde... Aber, na ja, ich glaub ich hab viel zu erzählen: Erstmal hab ich einen ganzen Stapel Fotos bekommen, von Aksel aus Aberdeen. Ich stell aber nur drei von denen online. Die meisten, auf denen ich selbst zu sehen bin schauen grausam aus – was überwiegend auf meine Fitness und die Temperaturen zurückzuführen ist. Es war ja so bitter kalt dort oben.
Ja, dann war ja meine „groß“ gewordene Rike hier. Ich bin so an kleine Menschen gewöhnt – Melis, Lucia und Dee sind unter 1,60m – dass mir meine „kleine Rike“ total groß vorkam. Und sie ist auch ein wenig gewachsen, da bin ich mir sicher. Es war auf jeden Fall wunderschön, Braendam endlich mit ihr teilen zu können. Wir hatten leider sehr bescheidenes Wetter, es hat die ganzen fünf Tage nicht einmal aufgeklart. Zwar war es nicht annähernd so schlimm, wie im Januar mit Nils, denn da hat es ja ununterbrochen geregnet, aber auf den Berg klettern konnten wir auch leider nicht. Also, wir hätten gekonnt, aber es hätte keinen Sinn gehabt, weil man einfach nichts gesehen hätte.
Also haben wir uns mit Spaziergängen in flacheren Ebenen begnügt. Ziele waren die Braklin Falls, the Craigs (Hügel hinter Callander, etwa 300 Meter hoch – so tief hingen die Wolken dann doch nicht) und Loch Venechar. Am letzten Tag war das Wetter dann noch ein wenig schlimmer und wir haben eine Bummeltour mit dem Auto unternommen nach Aberfoyl, durch den Queen Elithabeth Forest Park (oder drum herum) zu Loch Achrey, Loch Venacher, Callander, wieder nach Haus. Unterwegs haben wir noch Hamisch hallo gesagt. Hamisch ist ein riesiger Highland-Bulle mit großen Hörnern. Er gehört zu einem der unzähligen Woolcentres hier in der Gegend und ist eine Touristenattraktion. Aber hübsch ist er, und zutraulich.
Nach Edinburgh haben wir es leider nicht mehr geschafft, weil Rike ein wenig kränkelte und ich auch. Also haben wir Freitagabend mal geschaut, ob man in Stirling denn weggehen kann... Na ja, wir haben beschlossen: NEIN. Und dann hab ich am Samstag meine groß gewordene Rike mit Marcin in Zug nach Glasgow gesetzt und gebetet, dass sie heil in Prestwick ankommt – und sie hat es auch gemanagt und ist nun wieder im deutschen Alltag gefangen, so wie ich hier im schottischen...
Wie ich eben schon erwähnte, kränkelte ich ein wenig. Das bedeutete letztlich eine Erkältung, mit der ich bis Montag noch gekämpft habe. Am Ende hat sie mich, glaub ich, gute zwei Wochen begleitet. Und ich war froh, Montag endlich wieder joggen gehen zu können, ohne zu sterben. Seitdem hab ich die Zeit auch gut genutzt und bin nur wieder zurück im Training, trotz der anstrengenden Arbeit. Man will ja fit bleiben.
Ansonsten sind noch ein paar aufregende Dinge geschehen, aber erinnern kann ich mich grad nicht wirklich.
Außer an Mittwochnachmittag, kurz vor Dinnertime... Als ich auf eine letzte Tour mit den Kindern die Auffahrt von Braendam mit den Rädern rauf und runter gefahren bin (also ich bin gelaufen, die sind gefahren – zusammen mit Lucia und Alastair), als dann plötzlich lautes Hundegebell und -gefiepe ertönte. Da war der Schäferhund von David ausgebüchst und auf unsere Sooty losgegangen. Normalerweise ist Snip (so heißt der Schäferhund) immer angeleint oder eingesperrt, oder David gibt Dee Bescheid, da Snip aus irgendeinem Grund immer auf Sooty losgeht. Na ja, irgendwie muss sie sich losgerissen haben und war von der Farm hochgekommen und schnurstracks auf Sooty losgegangen...
Alastair ist erst hingegangen, hat auf Snip eingetreten, die aber nicht reagiert hat, sondern sich weiter in Sooty verbissen hat. Dann ist Alastair zum Büro gelaufen, um David anzurufen. Und ich stand da mit Lucia, acht Kindern und zwei Hunden... Ich habe befürchtet, dass Snip Sooty , bis David gekommen wäre, längst umgebracht hätte. Denn ich wusste, dass sie die letzten Male auch nicht aufgehört hat, als Sooty sich ergeben hatte.
Also bin ich hin, hab die Kinder weggeschickt (was natürlich nicht funktioniert hat) und hab es noch einmal mit Treten versucht. Ich hatte tierisch Angst, da mit der Hand zwischen zu gehen, weil ich nicht einschätzen konnte, ob Snip mich dann beißt... Aber am Ende blieb mir nichts anderes übrig. So hab ich also allen Mut zusammen genommen und Snip beim Ohr, Halsband und Nackenfell gleichzeitig gepackt und das alles ordentlich ineinander verdreht – das muss tierisch wehgetan haben, aber es dauerte dennoch eine ganze Weile, bis sie Sooty losgelassen hat...
Dann stand ich da mit dem Hund, total unter Adrenalin, und wusste nicht, wohin – Sooty war nach Haus gerannt. Ich wollte Snip nicht loslassen, weil ich nicht wusste, ob sie dann auf mich losgehen würde. Also schleifte ich sie mehr oder weniger mit mir zur Farm und übergab sie dort an David. Sooty hatte einige Bisswunden und kam über Nacht in die Tierklinik, weil ihr eines Ohr halb angerissen war. Zum Glück konnte es wieder angenäht werden und nun ist sie wieder zu Hause und auf dem Weg der Besserung...
Na ja, ein paar mehr erfreuliche Dinge: Es wird immer mehr Frühling! Um uns herum tummelt es nur so von Lämmern und Kälbern. Die Wiesen werden Grün, die Lärchen bekommen ihre Nadeln, die Bäume ihre Blätter, die Tage werde immer, immer länger und ich fühl mich gut. Heute ist es sogar mal echt warm.
Gestern war ich wieder reiten – das gibt mir jedes Mal so viel Energie und Lebensfreude. Auch wenn mir der gute Rio gestern auf dem Feld durchgegangen ist. Was nicht so lustig war, sondern eher gefährlich, da das Feld ziemlich matschig war und er sich gut und gern hätte hinpacken können. Aber zum Glück hab ich ihn irgendwann wieder zum Stehen bekommen. In der Reitbahn wird er immer besser. Sarah ist auch sehr zufrieden mit der Art, wie ich mit ihm umgehe. Das einzige, was halt nicht so toll ist, ist, dass er sieben Meilen von hier entfernt steht und es immer eine Fahrradtour beinhaltet, wenn ich ihn sehen will... Aber das hält mich auch fit.
Ja, ansonsten stress ich mich selbst so langsam mit den Unis. Nächsten Monat muss ich mich bewerben. Meine Handynummer hab ich wieder und bald bekomm ich auch ein neues Handy – derzeit benutz ich Jos altes (danke dafür noch Mal!). Na ja, und in einem Monat stehen schon wieder Veränderungen im Team an. Mensch, die Zeit rennt...