Die "goldene Stadt" geht baden
Ein einziges Thema beherrscht zurzeit die Medien: das Hochwasser in Mitteldeutschland und Bayern. Täglich erreichen uns neue Bilder von überschwemmten Straßen, Häusern, und freiwilligen Helfern, die Sandsäcke schleppen. Doch auch flussaufwärts der Elbe und der Moldau hat das Wasser seine Spuren hinterlassen. Wie sieht es aus in unserem Nachbarstaat der Tschechei und in der "goldenen Stadt"?
Während im Norden von Deutschland der Wasserpegel steigt, sinkt er langsam am oberen Flussverlauf der Elbe, sowie dem Zulauf, der Moldau. Bereits am Montag, 03.06., war in Prag der Scheitelpegel der Moldau, die 25 mal mehr Wasser führt, erreicht. Sicherheitshalber musste der U-Bahn-Verkehr im Zentrum gesperrt werden, Schulen blieben geschlossen, vor der Nationalbücherei wurden zusätzliche Sandbarrieren aufgebaut. Auch um die Prager Altstadt wurden von der Feuerwehr Schutzwände und Barrieren aufgebaut, um diese vor dem Wasser zu schützt. Sie hielten stand. Die Altstadt war gerettet. Doch nun bedroht der steigende Grundwasserpegel die Bausubstanz der historischen Häuser.
Nichtsdestotrotz konnte Prag noch vor dem Schlimmsten bewahrt werden. Viel schlechter ergeht es dabei den kleineren Provinzen in Mittelböhmen. Während in Prag die Hochwasserwände das "gesteuerte" Wasser aus den sogenannten Kaskaden, den vor Prag liegenden Staustufen der Moldau, abhielten, brachen andernorts die Deiche oder das Wasser schwappte über die nach 2002 angeschafften Schutzwände hinüber.
Vor allem die Ortschaften an der Elbe hat sind wieder betroffen. Am Dienstag stieg der Pegel in den Städten Ústí (Aussig) und Dečin zu stark an, sodass die Hochwasserwände nicht hoch genug waren. Der Zugverkehr ist nur unregelmäßig. Kurz vor der sächsischen Grenze in Dečin halten gar keine Züge mehr, der ganze Bahnhof steht unter Wasser. Die Straßenbrücken über die Elbe sind gesperrt.
Der tiefst gelegene Ort Tschechiens Hrensko (Herrnskretschen) ist währenddessen fast ganz unter den Wassermassen verschwunden. Hier, wo die Kamenice in die Elbe mündet, wird das Wasser hoch angestaut, sodass teilweise nur noch die Baumkronen sichtbar sind.
Bis jetzt wurde an rund 50 Orten in Tschechien die höchste Warnstufe ausgerufen, Landstraßen waren und sind teilweise noch unpassierbar, sowie tausende Haushalte zeitlang ohne Strom. Landesweit wurden 8300 Menschen evakuiert. In Ustí nad Labem ordneten die Behörden weitere 2000 Evakuierungen an. Bis jetzt fielen dem Hochwasser acht Menschen zum Opfer. Gegen das Hochwasser kämpfen zu Zeit rund 15000 Feuerwehrmänner sowie 3000 Militärs.
Der Ministerpräsident Petr Něcaš versprach finanzielle Hilfe. Trotz des Sparkurses sollen 5,3 Milliarden Kronen (205 Millionen Euro) bereitgestellt werden. Weitere Hilfsgelder werden wahrscheinlich aus dem Solidaritätsfond der Europäischen Union für die vom Hochwasser betroffenen Regionen hinzukommen.