Die Couchsurfing-Community in der Tricity
Was passiert, wenn offene und reisefreudige Menschen aus vielen verschiedenen Ländern an einem Ort zusammentreffen
„Couchsurfing“ ist mir schon länger ein Begriff gewesen und so wird es wahrscheinlich auch den meisten von euch gehen. Zu Beginn möchte ich aber trotzdem kurz zusammenfassen, was die Grundidee ist. Man übernachtet in einem fremden Ort nicht etwa in einem Hotel, sondern zu Hause bei dem sogenannten „host“. Auf diese Weise wird es einem ermöglicht, den Ort auf eine andere Art und viel persönlicher kennenzulernen. Die meisten Hosts lassen es sich nämlich nicht nehmen, einem die Stadt und ihre besonderen Orte zu zeigen. Das Prinzip ist also Gastfreundschaft gegen Gesellschaft. Wenn man dann einmal so etwas Positives erlebt hat, kommt der Wunsch in einem auf, etwas zurück zu geben und man wird vielleicht selbst einmal Host. Das Ganze läuft über eine Internetseite, auf der man nach Hosts in bestimmten Städten suchen und Verabredungen treffen kann.
An den neuen Betreibern der Seite gibt es einige Kritik –kein ausreichender Datenschutz, zu kommerziell, dadurch geht der Spirit verloren... (Falls sich jemand genauer für die Kritik interessiert, habe ich zwei weiterführende Links zu diesem Thema am Ende angefügt). Doch ich will hier gar nicht auf das eigentliche Couchsurfing eingehen, sondern die „Couchsurfing-Community“. Das ist die Gruppe von Menschen in der Tricity (Gdańsk, Gdynia, Sopot), die einen Couchsurfing-Account haben, gerne reisen, frisch hergezogen sind oder einfach gerne Menschen aus andern Ländern begegnen. Sie treffen sich regelmäßig. Im Sommer zum Barbecue am Strand oder im Park, im Winter im Klub Zak, einem Restaurant/Café/Kneipe/Kulturort, in dem man sehr gemütliche Abende verbringen kann.
Bei so einem Treffen war ich letzte Woche. Drei Tische waren für die Couchsurfing-Community reserviert. Es waren Leute aus den verschiedensten Ländern und mit ganz unterschiedlichen Hintergründen da. Da gab es Kasia aus Russland, die nur für zwei Tage in Danzig als Abschluss einer langen Reise ist, Diogo aus Brasilien, der schon seit einem halben Jahr hier arbeitet, einen polnischen Sprachstudenten, für den es die perfekte Möglichkeit ist, Deutsch und Englisch zu sprechen, Argentinier, Spanier, Griechen und Ukrainer, einen frisch aus Krakau zugezogenen, der so neue Kontakte knüpfen möchte und natürlich viel erfahrene Couchsurfer und Reisende.
Bei so einer vielfältigen Gruppe ergeben sich zahlreiche Gesprächsthemen. Insbesondere werden Tipps für die Umgebung ausgetauscht: Wo gibt es Yogastunden auf Englisch in Danzig? – Im Yogapark, bei einer venezuelischen Lehrerin. Wie reise ich am günstigsten nach Krakau? –Mit dem Wochenendticket von PKP. Was sind die Vorteile von Polskibus gegenüber dem Zug? –Freies W-LAN und Snacks. „Aber wusstet ihr, dass Polskibus gar nicht polnisch ist? Das ist ein schottisches Unternehmen!“ Was ist der Unterschied zwischen dem Spanisch, das in Argentinien und dem, das in Spanien gesprochen wird? Kann man auch im Winter ein Barbecue veranstalten? –Der Grieche sagt ja, die anderen sind skeptisch. Welcher Handyanbieter ist der beste in Polen? Ist es sinnvoll Polnisch Unterricht von Anfang an nur in Polnisch zu halten? Natürlich ging es auch um das Klima hier und ob man im Sommer schwimmen kann oder nicht. Zu den meisten Fragen gab es unterschiedliche Meinungen, doch gerade dadurch habe ich sehr viele Anregungen bekommen, was man hier in der Umgebung noch so unternehmen kann.
Die Couchsurfing-Community ist über Facebook vernetzt (scheint praktischer als die Couchsurfing-Seite zu sein) und in dieser werden die regelmäßigen Treffen angekündigt, außerdem werden Veranstaltungen in der Umgebung geteilt, eigene Workshops angeboten (zum Beispiel ein Spanisch-Treffen) und gemeinsame Unternehmungen geplant.
Es gibt also, ganz abgesehen davon ob man CouchsurferIn ist oder nicht, in jeder größeren Stadt die Möglichkeit neue Leute aus vielen verschiedenen Ländern kennenzulernen und sich gegenseitig das anfängliche Fremdsein in einer Stadt zu erleichtern. Ich kann es nur empfehlen, auf Facebook nach einer Couchsurfing-Gruppe in der eigenen Gegend zu suchen und einfach mal zu einem Treffen dazuzukommen. Man weiß vorher nicht, was sich aus diesem Treffen ergeben wird, aber langweilig wird es auf keinen Fall!
Kritik am Couchsurfing:
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