Der Ernst des Lebens
Wie ich weiter unten schon einmal angerissen hatte, habe ich mich in den letzten Wochen sehr darum bemüht, doch noch irgendwie einen Sprachkurs zu machen, weil ich mir irgendwann dumm vorkam, neben all den anderen, die jeden Tag ihre Hausaufgaben machten und lernten. So ein bisschen herum gammeln ist ja schon okay, nur wenn daraus ein ganzes Jahr wird, sollte man darauf achten, nicht zu bequem zu werden.
Wie ich weiter unten schon einmal angerissen hatte, habe ich mich in den letzten Wochen sehr darum bemüht, doch noch irgendwie einen Sprachkurs zu machen, weil ich mir irgendwann dumm vorkam, neben all den anderen, die jeden Tag ihre Hausaufgaben machten und lernten. So ein bisschen herum gammeln ist ja schon okay, nur wenn daraus ein ganzes Jahr wird, sollte man darauf achten, nicht zu bequem zu werden.
Mit meinem Tutor Arturo hatte ich darüber schon die eine oder andere Diskussion, weil er fand, dass ich keinen Sprachkurs bräuchte. Brauchen tue ich ihn natürlich nicht, aber auch ich kann mein Spanisch noch sehr verbessern. Also wieso nicht hier, wenn ich schon mal im Land bin? Arturo bot mir dann Konversationsstunden mit Fatma, unserer französischen Tutorin an. Allerdings war ich davon nicht so begeistert, weil Fatma Französin ist und mir sicherlich nicht mehr über die spanische Kultur erzählen kann, als ich selber schon weiß. Außerdem sucht sie gerade einen Vollzeitjob und hätte dann wohl sowieso keine Zeit mehr für mich.
Anstatt mich also auf Arturo zu verlassen, habe ich lieber den Studiendirektor meiner Sprachschule gefragt, ob er mir irgendwie helfen könne. Er hat dann bei der Sprachschule, in die auch Sandrine jeden Morgen geht, angerufen und sich erkundigt, ob es für mich noch möglich wäre, einen ihrer Kurse zu besuchen. Nach einigem Hin und Her, viel Bürokratie und vielen Gesprächen mit Angestellten dort, die keine Ahnung hatten, habe ich es doch geschafft, akzeptiert zu werden. Ich bin jetzt offiziell Gasthörerin im Level vier und werde dann ab Februar mit dem Level fünf weiter machen, da der Kurs intensiv ist.
Seit letzter Woche Mittwoch gehe ich nun also jeden Tag zwei Stunden in die Sprachschule Jesús Maestro, die im Norden von Madrid liegt. Damit ich pünktlich zum Kursbeginn um 12.00 Uhr dort bin, muss ich allerdings schon um kurz vor 11.00 Uhr in Leganés aus dem Haus. Eine Stunde Hinweg ist schon happig, aber hier in Madrid ja eher der Normalfall und auch Gewohnheitssache. Was dagegen wirklich etwas anstrengend ist, ist, dass ich danach nicht mehr nach Hause kann, sondern gleich in meine Sprachschule nach Orcasitas fahre. Dort bin ich dann meistens zu früh, habe so allerdings noch Zeit, meine Mails im Internet zu schreiben.
Ein normaler Tag sieht also so aus, dass ich um 11.00 Uhr aus dem Haus gehe und um 21.30 Uhr wieder nach Hause komme. Ich koche danach schon immer gleich mit für den nächsten Tag, sodass ich mittags nicht immer nur Stullen essen muss. Da ich einen ganzen Monat Kurs verpasst habe, bin ich jetzt gerade sehr damit beschäftigt, alles aufzuholen. Wir lesen zum Beispiel das Buch “Crónica de una muerte anunciada” von Gabriel García Marquez, was ein Bestseller war und doch recht anspruchsvoll ist. Auch die Vokabellisten, die ich eigentlich lernen sollte, werden immer länger.
Ansonsten geht das Leben hier seinen geregelten Bahnen nach, zwischenmenschlich fanden schon die ersten Pärchen zueinander, was gerade für uns Mitbewohner immer recht spannend ist ;-). Oliver und Jitka haben scheinbar eine Affäre *g* und Elina ist jetzt mit Yassin zusammen. Das ist der Marrokaner, den uns die Freiwilligen vom letzten Jahr “vererbt” haben. Yassin wirkt aber eher wie ein waschechter Spanier und ist super nett und aufgeschlossen.
Mein Freund ist gerade dabei, sein miserables Projekt zu wechseln (er wird von nun an in einer Waldorfschule als Hausmeister arbeiten) und befindet sich auf Zimmersuche. Zimmer sind hier übrigens verdammt teuer! Unter 300 Euro bekommt man nichts auch nur einigermaßen komfortables in einer guten Wohngegend. Zwei andere deutsche Freiwillige aus meinem Bekanntenkreis, Nina und Daniel, sind auch gerade bei ihren unmöglichen Gastfamilien ausgezogen und teilen sich nun ein Zimmer mitten in der Stadt, fünf Minuten von der Metrostation Gran Vía weg. Dafür zahlt dann jeder 250 Euro pro Nase. Schon heftig, so etwas.
Hier noch ein paar Fotos: