Bună ziua!
Wer ich bin und wieso ich euch die nächsten 11 Monate live aus Rumänien nerven werde!
Hallo, Freunde der Sonne! Ich bin jetzt auch mal hier. Eine Mitarbeiterin mit cooler Haarfarbe hat mir die Seite auf dem Ausreiseseminar empfohlen, und da ich eh schon seit fast einem Jahr für die Jugendseite unserer Zeitung blogge - wieso nicht?
Also, hm, ich bin Lena, ihr könnt mich aber meinetwegen auch Laterne/Laternchen nennen, das machen schon viel zu viele Freunde von mir. Komme aus dem manchmal schönen Ruhrgebiet in NRW und bin grad emal 17 Jahre alt. Ich habe seit Neuestem ein (1) Abitur, bin großer Pokemonfan (und das schon seit fast 10 Jahren, noch vor Pokemon Go! I liked it before it was cool!!), in meiner Freizeit fotografiere ich gern, lese, spiele Gitarre oder beschenke Leute die ich okay finde. Ich fange auch an mich für Philosophie zu interessieren, Gott/Kant steh mir bei. Uuuund meine Lieblingsfilme sind Sister Act, Zurück in die Zukunft, Der Frühstücksclub und die Neuauflage von Ghostbusters (oha, war die toll!). Ich bin die wohl unordentlichste Person des Bundeslandes, ganz weit links, bi, Ex-Helferin bei der Tafel und noch blauhaarig - in der verzweifelten Hoffnung, dass das rauswächst bevor die ersten Haare grau werden. (Ich mag es total, aber es ist eine teure und aufwändige Liebe). Oh, und ich will mal im Journalismus arbeiten, aus irgendeinem Grund weiß ich das schon seit Jahren. Komme grad aus einem Praktikum beim Radio, und es war einfach nur klasse!
So, das reicht jetzt aber, meine Güte. Den Rest findet ihr schon noch raus.
Die nächsten 11 Monate werde ich in Rumänien verbringen, genauer gesagt in einer Stadt namens Klausenburg bzw. Cluj-Napoca, und das kam eigentlich sehr zufällig und fing schon im letzten Frühjahr an. Auf der Jugendbildungsmesse in Dortmund erzählte irgendein Helfer vom Europäischen Freiwilligendienst, und es klang in meinen Ohren als hätte jemand meinen Kopf aufgeklappt, meine Wünsche rausgeholt und sie in ein Programm gesteckt. Ein komplett geförderter Freiwilligendienst im Ausland, besonders zugänglich für Jugendliche aus einkommensschwächeren Familien?
Gut, in der Realität war es dann etwas komplizierter.
Für mich als Minderjährige war es natürlich etwas schwieriger. Moment, sagte ich etwas? Es war ein verdammter Marathonlauf mit Eisenkugeln an den Knöcheln! :D In NRW fand ich genau EINE Entsendeorganisation, die überhaupt bereit ist Minderjährige zu betreuen, und deren Bewerbungsprozess hätte bis Februar gedauert. Jetzt werde ich aus Stuttgart entsendet... von einer superlieben Koordinatorin bei der ich mich absolut aufgehoben fühle, aber die Entfernung ist schon, hm, unkonventionell.
Wenn ich das schwierig fand, war der nächste Schritt ein Meilenstein.
Eine Zeit lang sah meine Gesendet-Mail-Liste aus wie die eines Spambots, weil ich an über 300 Organisationen (kein Witz) dieselbe Mail schrieb: Hi, tolles Projekt, nehmt ihr auch Minderjährige? Und wie kann ich mich bewerben? Grüße! Wie man mich bereits warnte, antwortete nur ein Bruchteil, der Großteil negativ. Also führte ich einen total unübersichtliche Liste, wer mich nehmen würde, wer noch antworten muss, bla bla bla... und es kam Absage um Absage. Hey, du bist perfekt geeignet, aber Minderjährige sind uns zu anstrengend - nächstes Jahr, okay? In der Zeit hab ich mein Umfeld wohl auch ziemlich verwirrt. Hey, ich gehe nach dem Abi nach Straßburg! Nein, Amsterdam! Warte, es ist eine kleine Stadt in Tschechien. Nein, ich gehe nach Rumänien.
Dabei ist es dann irgendwie geblieben.
Ist eine lustige Geschichte, denn ich hatte meinen EFD zu dem Zeitpunkt schon abgehakt und war auf der Suche nach Stellen in Deutschland. Und ich weiß noch haargenau, dass ich im Matheunterricht saß und wir Stochastik behandelten, als ich eine Mail aus Cluj-Napoca bekam: ich hätte mich doch mal für das Projekt interessiert, und wo wären meine Bewerbungsunterlagen?
Scheinbar ging meine Bewerbungsmail damals (vor 6 Monaten!) nicht durch, und es ist purem Glück zu verdanken, dass mein Koordinator nochmal an mich dachte und mich anschrieb - auf der Basis einer generischen "Ich hab Interesse am Projekt"-Mail! Alles war sehr hektisch, ich verbrauchte mein ganzes Datenvolumen im Versuch die Unterlagen - die zu dem Zeitpunkt schon total veraltet waren - nochmal zu schicken. Wir vereinbarten ein Skype-Interview am selben Abend (!), die Nervosität schnellte von null auf hundert, ich schminkte mich aufwändig neu (ihr müsst wissen dass ich mich in meiner Freizeit eher auffällig schminke, meterlanger Eyeliner, dunkler Lippenstift, tiefe Kontur - nicht die Art mit der man sich bei einem christlichen Kindergarten vorstellt) - und meine Webcam fiel aus!
Wie ich dann trotzdem von mir überzeugen konnte - ohne Bild, nur mit Ton - ist mir bis heute schleierhaft, aber es hat geklappt. Dann musste "nur" noch der Antrag bei der EU rausgehen, was für mich der schlimmste Nervenkitzel war, weil es fast vier Monate dauerte - und das während der eh schon zerrenden Abiturphase. Aber er ging durch!
Und wer bin ich, zu jammern? Ich darf völlig kostenfrei ein Jahr im Ausland verbringen. Unterkunft, Verpflegung, Taschengeld, Krankenversicherung, Reisekosten, alles gedeckt. Und dafür hätte ich mich dem Prozedere zehnmal gestellt!
Dann hieß es Ausreiseseminar, Informationen sammeln, Dokumente zusammensuchen und jetzt: Tasche packen. Das einzige, dass mich in der Gegenwart verankerte und mich vor dem Durchdrehen bewahrte, war mein Radiopraktikum. Freitag ging ich auf die Abschiedsparty, in die ich in letzter Sekunde integriert wurde, und als ich mich um halb 2 morgens durchaus tränenreich von einem guten Freund auf einer dunklen Straße verabschiedete, wurde mir mit voller Wucht klar, dass ich in weniger als einer Woche morgens die Augen in einer Kita im Westen von Rumänien öffnen werde.
Wow, was für ein (Frei-)Tag!
Meine Kleidung ist auf dem Boden verstreut und heute packe ich sie ein. Mittwoch fliege ich weg. In die Stadt, in der ich das nächste Jahr verbringen werde! Ich kann euch noch nicht viel mehr erzählen – ich weiß nicht mal, was nach meiner Ankunft passiert, außer dass mein Koordinator mich vom Flughafen abholt. Sorry! Ich halte euch auf dem Laufenden sobald es wirklich losgeht.
Aber ich kann schon jetzt eine kleine Weisheit aus dem letzten Jahr ziehen: das Leben lässt sich so gut wie gar nicht planen, und das ist eine ganz wundervolle Sache. Ich habe mich auf ein Sommerprogramm in Cambridge beworben, wurde abgelehnt und landete in New York, und ich denke immer noch täglich daran. Das Praktikum beim Radio war der Notfallplan falls alle Stricke reißen, und nun war es eine so wertvolle Erfahrung. Ich hab es jahrelang nicht gewagt für die Jugendseite zu schreiben, bis ich es impulsartig einfach getan habe!
Mein ganzes Leben lang habe ich nie auch nur über Rumänien nachgedacht, geschweige denn, vorgehabt dort ein Jahr zu verbringen. Und nun - na ja, ihr wisst schon.
Ich weiß also nicht was kommt. Und im Moment habe ich natürlich auch ein bisschen Angst, vor den nächsten Tagen, den nächsten Monaten, den nächsten Jahren. Aber es ergibt sich immer alles irgendwie, wenn auch selten so wie gedacht, und ich bin sehr froh dass mir das langsam klar wird!
Also, auf spannende, verwirrende, traurige, aufregende, prägende elf Monate... begleitet mich doch dabei. :)
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