Bücher-Zerreiß-Party im Buchladen „Fahrenheit 451“
Für nicht eingeweihte Personen muss es einen seltsamen Anblick bieten: ein Dutzend Freiwillige zerlegt vor dem Museum für Drucktechnik Tonnen an Bücher mit viel Enthusiasmus in ihre Einzelteile.
Der große Aparaaditehas Komplex, zu dem das Papier- und Drucktechnik Museum gehört, funktioniert wie ein einziger Organismus. Von einem Möbel Secondhand Laden bekommt der Buchladen Lastwagen voller Bücher, von denen die inhaltlich spannenden für den Laden ausgewählt werden. Während der Sowjetzeit wurden Bücher in gigantischen Auflagen gedruckt, die heute jedoch keiner mehr lesen möchte. Daher ist es nicht unüblich, in Estland Müllcontainer voller Bücher zu sehen. Allerdings können die Bücher als Ganzes nicht recycelt werden. Die Umschläge werden abgetrennt und in Notizbücher umgewandelt, die den Großteil der Einnahmen des Museums ausmachen, die Seiten werden entweder für Papierkunst im Papiermuseum genutzt oder können als Altpapier recycelt werden. Von einem nahegelegenen Hotel werden die alten Laken in Lappen für die Druckerfarbe verwendet und sobald sie bunt von der Farbe sind in Umschläge für weiter Notizbücher umgewandelt. Das Café serviert die Rechnungen in Bücherkästchen aus dem Museum und die Besucher des Cafés werden durch offene Türen auch gleich in das Museum geleitet. Das gesamte Gelände ist also ein sehr faszinierender Arbeitsplatz, an dem es noch sehr viel zu entdecken gibt.
Das Museum möchte den Lebenszyklus eines Buches zeigen. Jeder Besucher kommt in den Genuss einer privaten Tour, die damit beginnt, Papier aus den verschiedensten Materialien zu schöpfen (Jeans, Baumrinde oder Nesseln). Nach einer Einführung in die Funktionsweise und historische Entwicklung des Buchdrucks kann sich der Besucher ein Motiv oder Text auf sein selbstgemachtes Papier drucken. Schließlich steht es dem Besucher auch frei eines von den recycelten Notizbüchern zu kaufen oder selbst eines herzustellen. Neben der Funktion als Museum werden auch Druckaufträge angenommen und Workshops angeboten, da alle alten Druckerpressen tatsächlich wieder funktionsfähig gemacht wurden und viele alte Druckereien Drucksätze gespendet haben. Zusätzlich zu den verschiedensten Druckerpressen finden sich in dem Museum auch faszinierende Maschinen zum runden des Buchrückens, zum Heften der Seiten oder zum Falten der Druckbögen.
Während das Erdgeschoss den historischen und technischen Aspekt der Druckerei behandelt, widmet sich das Obergeschoss der künstlerischen Seite. Neben einer Ausstellung für Papierkunst nutzten wechselnde Gastkünstler das Druckatelier und arbeitet an Kunstdrucken oder geben Workshops zu verschiedenen Drucktechniken.
Tatsächlich sind für all diese Aufgaben nur sechs Mitarbeiter eingestellt, die Museumsführungen geben, Notizbücher herstellen, Workshops anbieten, die Künstler betreuen, Duck Motive anfertigen und natürlich die Administration des Museums bewältigen. Jedoch arbeitet das Museum mit einer Vielzahl von Freiwilligen zusammen, einen Großteil der Arbeit übernehmen können.
Eine meiner Aufgaben im folgenden Jahr wird es sein, in all diesen Aufgaben des Museums mitzuarbeiten wobei ich alle Druck- und Falttechniken sowie die Bedienung der Druckerpressen erlernen werde. Des Weiteren werde ich versuchen Freiwillige, die mal zum Bücher Zerreißen vorbeikommen, für die Arbeit im Museum zu begeistern und zum Wiederkommen zu motivieren. Die Arbeit mit den vielen Freiwilligen hat nämlich nur dann einen Gewinn für das Museum, wenn diese auch längere Zeit eingearbeitet werden und Aufgaben übernehmen können.
Ich habe jetzt erst zwei Tage in dem Museum verbracht und gehe vor allem bei den Führungen mit, um eines Tages selber eine geben zu können aber ich merke schon, dass es an diesem Ort viel für mich zu lernen und zu tun gibt.
http://www.aparaaditehas.ee/ (der Link zu dem Gelände auf dem ich arbeite)
http://www.trykimuuseum.ee/ (der Link zu meinem Museum)
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