Angekommen in der Lagune
Endlich angekommen in der magischen Stadt. Immer noch verzaubert. Manchmal verwirrt. Oft glücklich.
In der Bibliothek, es regnet in Strömen. Im Park meiner Arbeitsstelle fallen die Blätter. Der Herbst hat begonnen, die Touristen verscheucht und mit einem kalten Nebelhauch die Dinge zurecht gerückt.
Ich habe nun einen zweiten Monat hier in Italien gelebt. Das Gefühl der ersten Wochen, nämlich die absolute Verwirrung, ist inzwischen verflogen.
Die Arbeit
Ich arbeite in einer Organisation des Jugendausschusses der Stadt Venedig. Wir kümmern uns um das Freizeitangebot und um sozial schwache Jugendliche. Einen Teil der Arbeitszeit verbringen wir in eine Art Proberaum, der auch Aufenthaltsort ist. Dieses Jugendzentrum wird täglich von zwanzig bis dreißig Jugendlichen besucht. Viele von ihnen haben keine optimalen Lebensbedingungen, sind Schulabbrecher oder haben Probleme. Der Umgangston hier ist oft etwas rau. Hier sollen wir vor allem mit den Jugendlichen sprechen, versuchen ihre Welt zu verstehen. Für mich war diese Situation sehr verwirrend. Ich wusste nicht, wie ich mich nützlich machen konnte. Dazu kam, dass ich ohne jegliche Vorkenntnisse in Italienisch hier ankam.
Meine Mitarbeiter hier sind sehr freundlich. Ich finde immer ein offenes Ohr. Mehrmals habe ich die verschiedenen Probleme angesprochen. Das war im ersten Moment eine große Überwindung, auch weil wir mehrere Freiwillige in unserem Projekt sind. Jeder von uns hat eine andere Idee von diesem Jahr. Inzwischen hat sich mein Arbeitsschwerpunkt immer mehr auf die Planung von den Aktivitäten und Projekten verschoben. Heute haben wir beispielsweise das Büro in Venedig besucht um Poster zu Workshops und Events herauszusuchen. Die Geheimformel für den Europäischen Freiwilligendienst ist: selber aktiv werden!
Wir arbeiten auch an unseren eigenen Projekten. Ab nächster Woche findet ein wöchentlicher Videoworkshop statt. Wir organisieren auch einen Breakdance-Wettbewerb und einen Bandcontest. Ich versuche mich an italienischen Emails und Meetings, verstehe auch vieles und kann mich verständigen.
Und das Leben...
In diesem Monat habe ich mir das Leben hier ein wenig heimischer gemacht. Ich darf in dem Universitätschor mitsingen. Es ist ein wunderbares Gefühl, wie Musik die Menschen der ganzen Welt verbindet! Ich besuche auch einen Sprachkurs und nehme Gesangsunterricht. Und da mein Arbeitspensum in meiner Freiwilligenarbeitsstelle nicht so hoch ist, habe ich nun noch einen fantastischen Praktikumsplatz. Ich arbeite nun in dem Palazzo der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Venedigs, die Konzertreihen, Deutschkurse und große Events zum Karneval hier in Venedig organisiert. Mit diesem prall gefüllten Alltag fühle ich mich nützlich und integriert.
Unsere Mentorin besucht uns wöchentlich und kümmert sich um unsere kulturgeschockten Seelen. Dank ihr können wir dabei auch die fantastische italienische Küche kennenlernen! Vor allem in diesen ersten, verwirrenden Wochen ist so eine Vertrauensperson sehr wichtig.
in einem schönen Land
Die Chance, ein Jahr in dieser Stadt zu leben bleibt überwältigend. Ich bin verzaubert von magischen Antiquitätenläden, stummen Marmorstatuen, vor Reichtum überquellenden Bibliotheken. Im Moment findet eine der größten internationalen Kunstausstellungen statt, die Biennale. Allein in der Hauptausstellung kann man Tage verbringen. Und dann warten da noch zahlreiche andere Museen, Konzerte, Paläste auf Erkundung!
Im Moment fühle ich mich hier wohl. Dieses Eingewöhnen hat seine Zeit gebraucht und war nicht einfach. Es ist einfach das EVS-Phänomen...