Weihnachtszeit in London
Zwischen Arbeitsstress und Vorfreude
So meine Lieben die Weihnachtszeit ist um, das neue Jahr 2017 steht vor der Tür und ich dachte mir, es würde euch vielleicht interessieren, wie man Weihnachten in London zelebriert. Zunächst einmal ist es hier sehr verbreitet in der Weihnachtszeit einen Christmas jumper zu tragen. Es gibt sogar einen Tag an dem wirklich jeder so einen an hat und das ist der 16. Dezember. Dieser Trend ist aus Amerika herüber geschwappt und ich finde ihn extrem lustig. Von süßen Pullovern mit Schneeflocken und Rentieren mit einer Bommel als Nase, über mit LEDs bestückte, leuchtende Sweater bis hin zu welchen mit der Aufschrift „All I want for Christmas is EU“ findet man wirklich alles hier. Ich persönlich habe mir auch einen gekauft von H&M für 15 Pfund. Darauf ist ein Tannenbaum aus Paillette, die man umklappen kann und schon hat man statt des Weihnachtsbaums ein Pizzastück. Die zweite Sache, die mir, wahrscheinlich gerade, weil ich in der Gastro arbeite, aufgefallen ist, sind Christmas parties. Eigentlich nichts ungewöhnliches oder besonderes werden jetzt einige von euch denken, jeder trifft sich doch in der Weihnachtszeit mit seinen Freunden, geht was essen und trinkt dazu ein Glas Wein oder Bier. Ja, aber bei den Briten bleibt es lange nicht bei einem Glas oder einer Flasche. Das Trinkverhalten war locker das gleiche, wie zur Oktoberfestzeit, nur dass es anschließend mit dem Bezahlen viel einfacher war, denn an Weihnachten sind alle viel spendabler und dann werden Rechnungen von 200 oder 300 Pfund nicht geteilt, sondern von einer Person bezahlt, was es für die Bedienung natürlich um einiges entspannter macht. (Ach ja, und das Trinkgeld fiel meistens auch etwas üppiger aus.) Jedoch muss ich sagen, dass ich nicht wirklich in Weihnachtstimmung gekommen bin, da die Vorweihnachtszeit, wie ihr merkt, hier doch ein bisschen anders abläuft, als zu hause, wo (zumindest bei mir) das ganze Haus geschmückt ist und im Radio Weihnachtsmusik läuft. Ein Radio hab ich nicht, deshalb viel der Punkt für mich schon mal flach. Deko hatte ich auch nicht, denn ich hab nur ein kleines Zimmer und bin nur für ein Jahr hier, daher erschien mir das irgendwie überflüssig. Mal ganz davon abgesehen, war ich ja eh kaum zu hause, denn durch die ganzen Weihnachtsparties in der Bierschenke, hatten wir alle Hände voll zu tun. 50 Stunden Schichten und darüber hinaus waren normal. Das gute daran (abgesehen vom Geld) war, dass auf Arbeit mehr als genug Deko war und hier abends auch Weihnachtsmusik gespielt wurde, aber mal ganz ehrlich, wer kommt auf Arbeit in Weihnachtsstimmung, noch dazu, wenn man stockbesoffene, auf Tischen und Bänken tanzende Briten in Lederhosen und Minidirndl bedient? Ja ne also ich nicht... Also abgesehen von der Deko und der Musik auf Arbeit gab es nichts weihnachtliches? Doch! Den Glühwein, den wir ausgeschenkt haben und der nach der Schicht nie alle war, weshalb wir ihn trinken durften. Und: das Winter Wonderland. Einige werden wahrscheinlich schon davon gehört haben. Ich hatte es mir, wie eine Art Weihnachtsmarkt mit ein Paar Fahrgeschäften vorgestellt. Es stellte sich heraus, dass es eher, wie ein Wiesenmarkt war. Haufenweise Fahrgeschäfte und Gewinnstände, Fressbude an Fressbude und 70% der Budenbetreiber waren Deutsche. Nichts desto trotz, hatte ich dort einen wundervollen, lustigen Nachmittag mit meinen Freunden. Und wären die Preise nicht so extrem gewesen, wäre ich auch noch mehr Karussells gefahren. Das Highlight war ohne Zweifel die Olympia Achterbahn. Der Name sagt eigentlich schon alles aus, es ist eine Achterbahn mit den 5 olympischen Ringen, also mit 5 Loopings. Die Fahrt hat einen riesen Spaß gemacht, ich habe die ganze Zeit lachen müssen. Sami, der neben mir saß und eigl sowas nicht mitfährt, hat die ganze Zeit nur gemeint „Ach du Sch***! Ach du Sch***!“ und wir waren alle sehr stolz auf Carsten, dem die Achterbahn nichts anhaben konnte, obwohl er mehr Glühwein getrunken hatte als wir.
Was mich aber letztendlich doch innerlich in Weihnachtsstimmung gebracht hat, war der Gedanke daran an Weihnachten bei meiner Familie zu sein – zumal niemand außer meiner Schwester und ihrem Freund das wusste. Ja ich habe eine Weihnachtsüberraschung geplant und das schon seit September. Eigentlich auch schon davor, denn Mama hatte mich irgendwann im Frühling oder Sommer mal gefragt, ob ich an Weihnachten nach hause kommen würde. Letztendlich hatte ich ihr dann irgendwann gesagt, dass ich in London bleiben würde, weil die Flugpreise so hoch wären (was sie auch sind, selbst wenn man schon im September bucht). Ich habe dann meine Schwester eingeweiht, denn irgendwer muss ja mein Komplize sein und da sie bei ihrem Freund wohnt und nicht mehr zu hause, war sie die ideale Wahl. Vor meinem inneren Auge, habe ich mich schon aus einem überdimensionalen Geschenk springen sehen und mir die Gesichter meiner Familie vorgestellt. Damit meine Familie keinen Verdacht schöpft habe ich wunderschöne Pläne erfunden,wie ich meine Weihnachtszeit bei und mit meinen Freunden verbringen würde (gemeinsames kochen, Weihnachtsbaumschmücken etc.) und es war, wie sich später herausstellte überzeugend. Am 23. Dezember bin ich dann morgens mit meinem gepacktem Rucksack auf zum Flughafen mit der U-Bahn anschließend mit einem Bus von National Express (vergleichbar mit Flixbus). Von London Luton ging es dann nach Berlin Schönefeld. Da mein Flieger Verspätung hatte, musste ich einen anderen Zug nehmen als geplant, aber letztendlich kam ich dann 22:30 am Bahnhof an von dem aus mich meine Schwester und ihr Freund abholten. In ihrer Wohnung haben wir dann noch darüber gegrübelt, wie wir meine Familie am besten überraschen. Sie hatten uns schon mal, ohne es zu wissen, ein ganzen Stück Arbeit abgenommen, indem sie gesagt hatten, dass sie Heilig Abend nicht, wie gewöhnlich, zu hause verbringen, sondern bei meiner Schwester, ihrem Freund und seiner Familie Eigentlich wollte ich ja aus einem großen Weihnachtsgeschenk herausspringen, jedoch hatten wir keinen geeigneten Karton dafür, also haben wir beschlossen, dass wir, während des Kaffeetrinkens skypen werden. Wir hatten auch noch die Idee, mir ein Stück Kuchen vermeintlich nach London zu schicken, da ja niemand wusste, dass ich im Flur nebenan sitze. Gesagt, getan. Während wir geskypt haben, ist der Freund meiner Schwester mit einem Stück Torte aus dem Zimmer gegangen, um es für mich „einzuscannen und per Mail an mich zu schicken“ und hat es mir im Flur überreicht. Als ich die vermeintliche Mail dann geöffnet habe und meiner Familie das Stück Kuchen präsentiert habe, waren alle erst einmal ziemlich verdutzt. Mein Papa hat als Erster verstanden, dass ich im Haus war, meine Mama war die Zweite. Ich habe dann gesagt die Verbindung sei schlecht, habe aufgelegt und bin ins Wohnzimmer gegangen. Die Freude war natürlich riesengroß, denn wirklich niemand hatte mit mir gerechnet. Das war für mich der schönste Moment an Weihnachten, meine Familie zu überraschen und ihnen eine Freude zu machen. Anschließend wurde weiter Kaffee getrunken und viel geredet. Am Abend gab es traditionell Würstchen und Kartoffelsalat und ich habe als Nachtisch Apple Crumble gemacht. Anschließend gab es Geschenke. Für mich in diesem Fall nicht viele, weil ich ja a) nicht eingeplant war und b) mir mein Weihnachtsgeld deshalb überwiesen wurde. Von meinen Eltern sollte ich einen Kindle bekommen, aber erst im Januar, wenn ich planmäßig nach hause gekommen wäre. Aber mein Plan wäre ja nicht perfekt, wenn ich nicht meine Komplizen darüber informiert hätte, sodass sie das Geschenk für mich bestellen. Von meiner Schwester habe ich (wie der Rest der Familie auch) eine Karte für Feuerwerk der Turnkunst gekriegt. Von meinen Geschenken sind bis heute 3 von 4 angekommen, aber ich denke/ hoffe, dass bis zu meinem nächsten Besuch alle da sein werden. Ich habe meiner Familie Christmas Jumper gekauft. Englisch, lustig und praktisch für die kalte Jahreszeit. Am ersten Weihnachtsfeiertag sind wir alle zusammen Mittagessen gegangen. Abends war gemütliches Beisammensein angesagt. Vom zweiten Weihnachtsfeiertag habe ich nicht viel mitgekriegt, denn ich war schon die ganzen Tage erkältet und an diesem Tag hat es mich komplett umgehauen. Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen – das volle Programm. Aber zum Glück war ich ja zu hause und konnte mich von Mama pflegen lassen. Am nächsten Tag wollte ich eigentlich zurück nach London fliegen, aber das war nicht möglich, da es mir ging, wie am Vortag, also habe ich zusammen mit meinen Eltern beschlossen, dass ich am 30. Dezember zurückfliege, da sie an dem Tag so wie so nach Brandenburg fahren wollten. Die Kosten für den waren nicht gerade wenig, aber ich wollte lieber gesund zurückfliegen, als dann hier allein in London krank zu sein. Meine Mama kam etwas später nochmal in mein Zimmer und meinte, dass sie und Papa die Kosten übernehmen würden und Omi und Opi die Hälfte dazulegen wollen. Und da hatte ich ihn wieder- den Beweis, dass meine Familie immer für mich da ist. Ich hätte sie nie nach dem Geld gefragt, weil ich es selber gehabt hätte, aber sie haben einfach von sich aus gesagt, dass sie mir den Flug bezahlen. Ich hatte somit drei weitere Tage, um mich in Ruhe auszukurieren. Gestern hat mich Papa dann zum Flughafen gefahren. Planmäßiger Start der Maschine war 18:10, doch aufgrund extrem schlechte Wetterverhältnisse in London, durften wir erst 20:20 starten. Von London Stansted ging es dann mit dem Bus zurück zur Wohnung, in der ich dann ca um 11 ankam.
Das war die Weihnachtszeit in London. Hier dekorieren sich eher die Leute mit Pullovern, als dass sie ihre Häuser und Wohnungen dekorieren und es wird gefeiert, anstatt besinnlich zu werden, aber so ist das nun mal. Es ist nicht meine Art von Weihnachten, aber es war lustig mitanzusehen und die wichtigste Zeit des Jahres habe ich mit den Menschen verbracht, die mir auch am wichtigsten sind.
Ich hoffe, ihr hattet auch eine schöne Weihnachtszeit. Heute Abend treffe ich mich mit meinen Freunden und wir werden zusammen in das neue Jahr 2017 reinfeiern, davon werde ich euch aber auch noch berichten. Bis dahin wünsche ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr 2017!
Bis demnächst.
(Wundert euch bitte nicht, ich hatte diesen Beitrag kurz nach Weihnachten online gestellt, doch er wurde gelöscht, weswegen ich ihn nun nochmals hochgeladen habe.)