Wege, glücklich zu sein
Blauborn fühlt sich wohl in ihrer Wohnung und ihrem Zimmer. Nur mit den Mitbewohnern klappt’s nicht so, wie es sollte. Ausziehen will sie nicht. Sie sucht Rat von LeidensgenossInnen.
Im deutschen Privatfernsehen lief vor einigen Jahren mal die Serie "Höllische Nachbarn". Wie der Name es bereits verrät ging es darum um Streit Benachbarter. Nun, wenn diese Sendung in einem ähnlichen Format heute nochmal ausgestrahlt werden würde, ich könnte glatt eine Geschichte dafür machen.
Es ist echt "herrlich" in dieser WG zu leben. Ohne Mist. Ich habe ein schönes Zimmer, das ich mir gemütlich eingerichtet habe und das auch einen relativ guten Ausblick hat. Ich habe auch alles in der Wohnung, was man braucht, ein sauberes Bad und eine Küche mit allem Equipment.
Und zusätzlich habe ich hier auch alles, was ein Mensch wie ich nicht braucht: Schreckliche Mitbewohner. Seit dreieinhalb Monaten rege ich mich mindestens ein Mal am Tag über die Aktionen einer meiner Mitbewohnerinnen auf. So, okay, lasst mich mal genauer werden: Suzanne ist ja (tagsüber) okay. Mit ihr sitze ich manchmal in der Küche, quatsche, koche oder spiele am laufenden Band "Kniffel". Ich bin der Meinung, dass wir uns gut verstehen. Aber es kotzt mich so maßlos an, dass sie nachts nie Rücksicht drauf nimmt, dass ich schlafen will und einfach meine Ruhe haben will und brauche. Ständig kommen die beiden nachts von einer Party oder aus der Disko und machen einen Lärm, als müssten sie erstmal dem ganzen Haus mitteilen, dass sie wieder da sind. Flüstern oder leise machen?? Ach – wozu denn?! Und mit Katalin führe ich Gespräche, die fünf Sekunden lang sind: "Hi!" – "Hi!" Mehr als Hallo und Tschüss sagen wir nicht. Klasse, oder?
Na gut, ich bin ja nicht so. Da versuche ich ihr wirklich zu zeigen, dass ich eine Menschenpersönlichkeit bin, mit der man auskommen kann und sie ignoriert das einfach. Ich fange wirklich manchmal Gespräche mit ihr an, frage sie, was sie so gemacht hat, etc. aber es geht einfach nicht. Egal, wie ich versuche, auf sie zuzugehen, es nützt nichts. Ich meine, ich mache das einfach nur aus Höflichkeit und um das Klima im positiven Bereich zu halten. Aber was bringt das, wenn nur ich mich bemühe?
Ich dachte immer, einen EFD kann man erst ab 18 Jahren machen. Und meiner Meinung nach ist man da (auch im Kopf) fast erwachsen und sollte bereit sein, sein eigenes Leben managen können. Und dazu gehört auch, zu versuchen, mit allen Menschen auszukommen, selbst wenn man sich nicht grün ist. Dachte ich immer. Sie beweist mir das Gegenteil – jeden Tag aufs Neue.
Heute habe ich mir echt vorgenommen, dass ich mit ihr zusammen in der Küche einen Tee trinke und jeder was von sich erzählt und wir einfach mal quatschen. Guter Vorsatz – aber: ich komme nach Hause, stolper’ aus Versehen die Treppe hoch und prompt fliegt ihre Zimmertür zu. Toll, was?! Sollte sie wahrscheinlich wirklich mal fragen, was ihr Problem ist. Ich meine, selbst wenn wir einfach keinen gemeinsamen Nenner finden, können wir doch wenigstens friedlich zusammen leben...
Na ja, jedenfalls hat mich das Ganze gestern so schlimm angekotzt, dass ich meine Koordinatorin angerufen habe und verlangt habe, ausziehen zu dürfen. Antwort: "Das ist der letzte Ausweg. Setzt euch erst zusammen und schaut, dass ihr die Probleme aus der Welt schafft." Okay. Dem Nervenzusammenbruch nahe habe ich mich mal wieder bei Ines ausgeheult und seitdem sage ich mir: "Ich bin die Letzte, die hier auszieht." Ich wohne gern hier in meinem Zimmer. Und ich habe genauso ein Recht, glücklich zu sein. Wir leben hier zusammen und deswegen müssen die Mädels auch meinen Lebensstil respektieren. Und das heißt, dass man nachts nun mal im Zimmer sitzt und leise redet, statt in der Küche zu sitzen und in normaler Lautstärke zu labern. Natürlich kann ich sie nicht dazu zwingen, mich zu mögen, damit es besser klappt. Aber wenn jeder jeden respektiert, sollte es doch klappen. Und wenn nicht, werde ich einfach mal genauso egoistisch sein, wie meine beiden Lieben. Ich bin zwar wirklich ein friedvoller Mensch, der keinen Streit sucht, aber auf mein Recht werde ich in Zukunft bestehen, ohne Abstriche. Und dann werden wir sehen, wie lange nachts noch Krawall gemacht wird.
Ausziehen werde ich nicht.
Genug davon geschrieben. Warum ich meine Situation so lange beschrieben habe, hat eigentlich folgenden Grund: Ich würde gern wissen, wer von euch auch solche Probleme hatte und wie ihr sie gelöst habt. Würde mich echt freuen, wenn ich in Erfahrungsaustausch treten könnte.
Die Maria, die in Zukunft definitiv selbstbewusster wird.