Übersetzungsarbeit und eine Wanderung
In der ersten Woche nach den Ferien habe ich mich beinahe ausschließlich mit der Übersetzung der Präsentation zum Umweltschutz in Deutschland beschäftigt. Am Wochenende unternahm ich dann einen Ausflug.
Dienstag, 11.1.2011:
Der erste Arbeitstag nach den Ferien begann mit einer 1,5-stündigen Planjorka.
Danach begann ich damit, die Präsentation über die Organisation des Umweltschutzes, für welche ich die Informationen auf Deutsch bereits hatte, ins Russische zu übersetzen. Denn die Präsentation soll für alle Parkmitarbeiter verständlich sein.
Da es sich beim Inhalt der Präsentation teils um Fachworte handelte, musste ich teilweiße lange nach den richtigen Worten suchen. In verschiedenen Wörterbüchern, in zahlreichen Internetlexika und Internetforen (sofern das Internet gerade mal funktionierte).
Da ich immer noch schlecht (zwar schon deutlich besser als vor drei Monaten) russisch spreche und es schwieriger ist von der Muttersprache in die Fremdsprache zu übersetzen als von der Fremdsprache in die Muttersprache, war ich damit lange beschäftigt.
Um 17 Uhr gingen wir dann nach Hause. Nachdem wir gekocht und gegessen hatten verbrachte ich den Rest des Tages mit lesen.
Mittwoch, 12.1.2011:
Nachdem ich am Morgen noch kurz auf dem Hof Schnee geschippt hatte, setze ich die Übersetzungsarbeit fort. Abgesehen von einer kurzen Unterbrechung kurz nach der Mittagspause, in der ich Pavel (ein neuer Parkmitarbeiter) helfen sollte, das Dach von den Schneelasten zu befreien, beschäftigte ich mich am Mittwoch mit nichts anderem.
Donnerstag, 13.1.2011:
Auch am Donnerstag sah mein Tagesablauf nicht viel anders aus. Die meiste Zeit übersetzte ich weiter und versuchte den Lärm und die Leute, die ständig an meinem Arbeitsplatz (das Volontärsbüro) vorbei rannten, zu ignorieren.
Am Vormittag ging ich mit Kostja und Larissa noch kurz zur Schule. Nicht etwa, weil ich dort nachsitzen musste, sondern weil ich mir dort Skischuhe ausleihen wollte.
Auf dem Weg zur Schule bemerkte ich, dass der Himmel sich dunkle verfärbt hatte. Zuerst dachte ich, dass ein Schneesturm aufziehen würde. Als ich dann aber sah, wie der Schnee auf dem Boden mit grauen Punkten gesprenkelt wurde und Larissa und Kostja dann auch etwas von Vulkan und schwarzem Schnee erzählten, da wusste ich, dass der Himmel nicht schwarz vor Schnee, sondern schwarz vor Vulkanasche war.
Bald war überall eine dünne Schicht Asche auf der Straße, den Häusern und uns. Glücklicherweise war der Ascheregen nur sehr dünn, außerdem hatte ich ja meinen Schal an, den ich vor den Mund halten konnte.
Zurück im Park, erfuhr ich dann, dass irgendein Vulkan in der Nähe von Petropavlovsk ausgebrochen war und dessen Asche bis nach Esso geweht wurde.
Das war also mein erstes Vulkanerlebnis auf Kamtschatka und in meinem Leben, dass mich direkt tangiert hat.
Freitag, 14.1.2011:
Übersetzen, übersetzen, übersetzen und am morgen noch etwas Schnee schippen. Viel mehr gab es am Freitag für mich nicht zum tun. Das heißt jetzt nicht, dass es mir langweilig war. Mit der Übersetzungsarbeit war ich voll und ganz ausgelastet.
Am Freitagabend gingen wir (Vera, Susan und ich) zu Judith, um den Abend in Gesellschaft zu verbringen. Eigentlich war noch angedacht, gegen später noch in die Bar zu gehen, um dort noch etwas zu tanzen. Allerdings hatten wir drei darauf wenig Lust, da es schon spät war, der Eintritt für die Bar zu überteuert ist und wir am nächsten Morgen früh aufstehen wollten.
Samstag, 15.1.2011:
Für Samstag hatten Susan, Vera und ich einen Ausflug zu dem See Ikar geplant.
Deshalb standen wir rechtzeitig um neun Uhr auf. Nach dem Frühstück packten wir alles Notwendige zusammen, d.h. etwas zu Essen, eine Thermoskanne mit warmem Tee, das Survivalpaket bestehend aus Thermodecke, Streichhölzern, Tee, Salz, Verbandsmaterial, Taschenmesser und einer Leuchtfackel, die Bären und andere wilde Tiere verjagen soll. Eben so ziemlich das, was wir auf unseren Sicherheitstrainings gesagt bekommen hatten (siehe Eintrag Nummer 4 “Dicke Luft und Rentierschlachtung”).
Gegen 10 Uhr liefen wir dann los. Erst gingen wir noch kurz zu Judith und holten Judiths Hündin Lorik ab, die mit uns mitgehen durfte.
Der Weg führte uns zunächst einmal quer durch Esso. Am Ortsausgang überquerten wir dann den Bystraja - Fluss. Auf der anderen Flussseite begann dann auch schon der eigentliche Wanderweg zum Ikar. Noch war der Schnee von den ganzen Schneemobilen festgefahren und wir konnten noch ohne einzusinken auf dem Weg laufen.
Nach ca. 6 km Weg zweigte unser Weg aber von der Schneemobilpiste ab und die letzen 2,5 km mussten wir durch den Schnee stapfen. Da aber auch hier wenige Tage vorher Schneemobile gefahren waren, war der Schnee nur ca. 20 cm tief, sofern man die Spur des Schneemobils nicht verfehlte. Wenn man nämlich neben diese trat, so sank man schnell mal bis zu den Knien und weiter ein.
Wir überlegten erst noch, ob wir nicht abbrechen sollten und zurück gehen sollten, denn der Marsch durch den Tiefschnee war sehr kräftezehrend und wir mussten noch bei Tageslicht zurück in Esso sein.
Da es aber nicht mehr weit war, setzten wir uns eine Umkehrfrist (13 Uhr, dann hätten wir noch ca. 3,5 Stunden Tageslicht für den Rückweg) und liefen weiter. Tatsächlich kamen wir dann auch um ca. 12.50 Uhr am Ikar an.
Allerdings mussten wir das letzte Stück eine Böschung durch den absoluten Tiefschnee (ca.60 cm) stapfen. Da ich voranging musste ich die Spur stampfen. Zum Glück waren es nur rund 50 Meter die Böschung hoch. Aber diese 50m waren wirklich anstrengend.
Oben angekommen waren wir aller aber ein wenig enttäuscht. Denn alles was wir sahen war eine ein Schneelandschaft, die zwar schön war, aber nicht viel mit einem See zu tun hatte. Denn der Ikar war inzwischen zugefroren. Nach einer kurzen Pause mir warmem Tee, Käsebroten und Bonbons für uns und etwas Hundefutter für Lorik begaben wir uns wieder auf den Rückweg.
Auf dem Rückweg trafen wir dann Mascha, die uns entgegen gekommen war. Die restlichen 4 km legten wir dann zu viert zurück (wenn man mal Lorik und den Hund, der Mascha einfach so gefolgt war, nicht mitzählt). Nach einer ca. fünfstündigen Wanderung kamen wir dann wieder in Esso an.
Ziemlich erledigt von dem Marsch durch den Schnee gönnte wir uns dann erst einmal etwas zum Essen.
Dann gingen Susan und ich noch ins Bassin um uns im 40 Grad warmem Wasser zu entspannen.
Sonntag, 16.1.2011:
Auch am Sonntag schlief ich nur bis um neun Uhr. Denn auch Sonntags ging es raus. Allerdings nur auf einen etwas ausgedehnten Spaziergang mit Susan, Judith, Lorik und Otscho (Loriks Welpe).
Auf diesem Spaziergang wurde ich dann zum ersten mal mit den Jagdmethoden der hiesigen Jäger bzw. Wilderer konfrontiert. Wer hier Jäger und wer hier Wilderer ist, ist manchmal nur schwer zu sagen. Zwar haben viele Leute eine Lizenz zum Jagen, doch halten sie nicht immer die Abschussquoten ein oder die Abschussquoten werden ohne jede wissenschaftliche Grundlage erteilt (d.h. ohne das man weiß, wie viel Exemplare es von einer Tierart in einem bestimmten Bereich überhaupt gibt).
Als wir eine Weile gelaufen waren hatten wir den Ortsrand schon passiert, waren aber noch in unmittelbarer Nähe von Esso und einigen kleinen Häuschen, die etwas außerhalb standen.
Plötzlich fing Lorik dann laut an zu jaulen. Ich fragte mich erst warum und wo Lorik überhaupt war. Wir sahen sie dann gleich am Wegesrand sitzen, unter einem kleinen Baum und aufgeregt jaulend. Der Baum war von Menschenhand bearbeitet worden, einige Äste waren abgeknickt. Erst wusste ich nicht, was dies zu bedeuten hatte, aber Judith erkannte sofort, dass Lorik in ein Tierfalle getreten war. Sie versuchte dann die Falle zu öffnen, was ihr aber nicht sofort gelang, weil sie noch nie so eine Falle öffnen musste.
Glücklicherweise wusste ich wie die Dinger aussehen und was man in etwa tun muss um sie zu öffnen und konnte Lorik aus der Falle befreien, die eigentlich für Hasen oder ähnliches gedacht war.
So hat es sich gelohnt, dass ich begeisterter Leser der “Lucky Luke” Comics bin. Denn nur aus diesen wusste ich, wie so eine bescheuerte Falle aussieht und was man tun muss, wenn sich der Hund, im Comic widerfährt dem Hund “Rantanplan” das Selbe, darin verfängt.
Das die Jäger ihre Fallen aufstellen mag ja noch akzeptabel sein, aber dass sie sie direkt am Wegesrand aufstellen ist wirklich gefährlich. Nicht nur für Hunde die spielen, sondern auch für Menschen, insbesondere Kinder, die vielleicht nicht wissen, warum die Äste des Baumes abgenickt sind und dann in der Falle fest hängen.
Nachdem Lorik wieder frei war, beruhigte sie sich auch schnell wieder, da die Falle glücklicherweise keine bleibenden Schäden an der Pfote hinterlassen hatte.
Dennoch traten wir auf diesen Schock hin den Rückweg an.
Als wir dann wieder zurück waren, war es auch schon bald wieder Zeit zum Mittagessen.
Am Abend gingen Vera, Susan, Kostja und ich dann noch einmal zu Judith. Dort schauten wir mit ihr und ein paar weiteren Gästen einen Film. Zuvor gab es noch etwas zu essen. Jeder hatte irgendetwas mitgebracht und so entstand dann ein reich gedeckter Tisch mit verschiedenen Leckereien.
So erst einmal muss das genügen. Weitere Einträge folgen bald möglichst.