PINAO
Karenaki wird dieser Tage hin- und hergerissen von Wind und Heimwehschüben. Und sie stellt fest, dass ihre Sorge, in der WG nur Deutsch zu sprechen vollkommen unbegründet war.
Also, mein Wochenende war echt für'n A****! Freitag und Samstag habe ich immer wieder alle paar Minuten auf die Uhr geguckt, wer wann mit seiner Jahresarbeitenpräsentation dran ist und wann ich wem Daumen drücken muss. Die Zeit dazwischen habe ich damit gefüllt, gegen das aufsteigende Heimweh anzukämpfen. War ja sehr gerne mit meinen Gedanken bei Euch, aber verdrängen wär’ vielleicht leichter gewesen. Aber auch stillos :-). Wär’ ja auch langweilig, wenn es mir hier immer nur gut ginge, oder?
Heute geht’s wieder! Das Wochenende ist überstanden, in Deutschland herrscht der normale Alltag vor (jetzt muss ich gerade an Hrn. Hecht denken "Eine Eiszeit herrscht nicht, herrschen tut nur ein König!" War das nicht deine Klausur, Anna ;-) ?) und so verpasse ich nicht wirklich was. Mal abgesehen davon bin ich heute Morgen aufgewacht und das Wetter war echt richtig schön! Es weht zwar ein sehr kalter Wind, aber die Sonne scheint :-) und die Wellen sind echt wunderschön! Ich hab erstmal 'ne Stunde lang Muscheln et cetera gesammelt. Es ist echt interessant, was jetzt so alles "vor unsere Haustür" gespült wird, mal abgesehen von dem üblichen Müll.
Heute habe ich auch seit langem mal wieder ein paar Möwen gesehen – gehört nicht, weil die Wellen so laut rauschten!
Im Jugendzentrum hat mich Dein lieber Brief erwartet, Anna. Vielen lieben Dank! Hab mich sehr gefreut, dass Du so reagiert hast – hat mir viel bedeutet! Schreib Dir demnächst mal zurück, hab gerade keine Lust ;-).
Hier haben wir momentan sturmfrei, was auch mal ganz angenehm ist. Ioanna ist für zehn Tage auf 'nem Seminar in Portugal und der Chef kommt auch erst in ein paar Tagen zurück. Jetzt warte ich gerade sehnsüchtig auf Nora, welche uns endlich was zu essen besorgt – bin schon fast zu schwach zum Tippen. Ich hoffe, sie wurde nicht weggeweht!
Nur damit Ihr nicht traurig seid, weil es bei Euch so kalt ist: Gestern, also Sonntag, bin ich so gegen 20 Uhr mit dem Bus von Kiato nach Korinth gefahren (ca. halbe Stunde). Auf dem Weg gibt es in fast jedem Ort eine kleine Leuchttafel, welche abwechselnd Uhrzeit und Temperatur anzeigt. Okay, es war auch sehr kalt in Kiato und mein Vater hatte mir gesagt, dass das Weihnachtswetter sei, aber als ich die folgende Anzeige in Kiato sah, war ich ein bisschen geschockt und zu Hause (beach-flat) hat es mir niemand so recht geglaubt: -1°C. Haaallooooo – das ist ein Minuszeichen! Brrrrrrrrrr... Ein paar Orte später waren es dann "schon" 4°C und in Korinth wenigstens 8°C.
Vorhin haben wir die Spanierin kennen gelernt, die in ein paar Tagen bei uns einziehen wird, wenn Erika weg ist. Sieht ganz süß aus, scheint ein bisschen schüchtern zu sein. Leider kann ich mir ihren Namen nicht merken, hab ich noch nie zuvor gehört.
Okay, now I really have to eat something! Ups, jetzt hat schon wieder ein englischer Gedanke meinen Weg gekreuzt. Seit einiger Zeit denke ich meistens auf Englisch, weil wir in der WG halt so viel Englisch sprechen. Neulich saßen Nora, Verena, Erika, Manolis (Manos aus Nafplio, den wir jetzt nur noch Manolis nennen, damit wir ihn nicht mit einem anderen Manos verwechseln) und ich in einem Café, mein Vater rief an und ich hab ihn erstmal auf Englisch zugequatscht :-).
Ist ganz lustig. Ich kann mich an Verenas und meine Tagebucheinträge von vor Griechenland erinnern, in denen wir sehr bedauert haben, dass wir wahrscheinlich sehr viel Deutsch mit einander reden würden. Hier haben wir natürlich auch gleich Deutsch geredet, weil man sich einfach doof vorkommt, wenn man sich mit einer anderen deutschen Person auf Englisch verständigt. Und mittlerweile passiert es immer öfter, dass wir doch Englisch reden...
PINAO = ich habe Hunger!