Kurz vor der Angst
Die_Anne hat ihr Ausreiseseminar in Witzenhausen hinter sich und wartet nun gespannt auf ihren Abflug. Im Zug macht sie sich Gedanken über den Geschmack von Ouzo, denn sie verbringt ihr EFD in Griechenland.
Hallo. Für alle, die mich nicht kennen: Ich bin Anne und komme aus dem Osten Sachsens (da, wo man kein Klischeesächsisch spricht).
Ich bin gerade auf der Rückfahrt von meinem Ausreiseseminar und der Zug, in dem ich der einzige Fahrgast zu sein scheine, schleicht durch das mitteldeutsche Nirgendwo. Ich habe das große Glück für acht Monate als europäische Freiwillige nach Griechenland gehen zu dürfen und in einem Zentrum für schwerbehinderte Kinder und Jugendliche zu arbeiten. Ich freue mich schon total darauf und eigentlich ist ja auch alles super – wenn ich nicht nur schon morgen früh losfliegen würde.
Überhaupt ging alles so schnell: Am Samstag noch Abiball - plötzlich muss ich mich von all meinen Freunden trennen - und am Montag bin ich schon auf das Ausreiseseminar gefahren, last minute sozusagen, um am Donnerstag das Land zu verlassen. Zugegeben, diese Planung ist vor allen Dingen angesichts des Bahnstreiks ein klitzekleinwenig waghalsig, aber ich vertraue einfach mal auf mein Glück.
Das Ausreiseseminar war wirklich witzig (Grüße an alle, die da waren) und Witzenhausen ist, wenn man mal vom Bahnhof absieht, ein echt hübsches Städtchen. Es waren Leute aus ganz Deutschland da, und immer wenn sich Zusammenrottungen dieser Art finden, hat man schon das Gefühl, dass man neben den ganzen Fremdsprachen außerhalb Deutschlands auch noch die riesige Menge der verschieden Deutschnuancen lernen könnte.
Vor drei Wochen habe ich angefangen Griechisch zu lernen. Ich bekomme zwar gleich am Anfang meiner Freiwilligenzeit einen Sprachkurs, aber schaden kann es ja nicht. Wie bei jeder Sprache fällt es am Anfang natürlich schwer, sich die ganzen Vokabeln zu merken und ich hoffe, dass sich das legt, wenn ich dann Griechisch höre. Das einzige, was mir immer im Kopf herumspukt ist „stin ia sas“ (Prost!), wobei mir gerade einfällt, dass ich noch nie in meinem Leben Ouzo getrunken habe. Ich weiß zwar, dass Ouzo aus Anis hergestellt wird, aber wonach Anis schmeckt müsste ich auch erst mal googlen. Was ist wenn das Zeug nicht schmeckt? Ich meine, es ist ja immerhin ein Stück griechische Kultur. Naja, mit reichlich Cola habe ich den Tequila in Mexiko ja auch runtergekriegt... Irgendwie ist es einfacher sich über solche Kleinigkeiten Gedanken zu machen, als über die großen Sorgen. Denn langsam kriege ich aber doch Schiss und werde reisekrank, bevor ich überhaupt losgeflogen bin. Das Praktische an menschenleeren Zugabteilen ist jedoch, dass man sich selbst was zur Beruhigung vorsingen kann...
Anne