Haussegen und was sonst so passiert
Von der orthodoxen Tradition des Haussegnens, meinem ersten Arzbesuch in Moldawien und dem Abschied von zwei meiner Kollegen.
Erst mal noch ein Nachtrag zu meinem letzen Bericht: Unser Zentrum wurde geheiligt! Das ist hier anscheinend jedes Jahr an einem bestimmten Tag üblich, dass ein Priester zu den Menschen ins Haus kommt und das Haus segnet. Und das muss mit einer großen Feier begangen werden.
Also gingen die Kinder am Montag nicht in die Schule, sondern suchten ihre Festkleidung zusammen, im Wohnzimmer wurde eine Art Altar aufgebaut, mit Ikonen, speziellen Broten, Wasser, einer Bibel...
Als der Priester, der Parinte, eintraf, machte er zuerst mal einen Rundgang duchs Haus und machte in jedem Zimmer einen Stempel an die Wand. Dann konnte eine kleine Liturgie beginnen, mit Lesungen, Gesängen, gesungenen Gebeten und vielen Kreuzen sowie Weihrauch. Noch einmal machte der Parinte die Runde durchs ganze Haus, dieses Mal nicht mit Stempel, sondern Weihwasser. Und schließlich wurden auch noch alle Kinder und Betreuer gesegnet. Nach der Zeremonie gabs dann noch einen gemütlichen Teil mit leckeren Placinte und persönlichen Worten des Parinte.
Für mich war es in jedem Fall mal was ganz anderes, aber ziemlich spannend, diese Tradition mitzuerleben.
Mein Mid-Term-Meeting wird jetzt leider doch nicht in der Ukraine, sondern hier in Moldawien stattfinden, in einem Dorf nur etwa 100 km nördlich von Chisinau. Das ist insofern schade, als wir nicht in den Genuss einer kostenlosen Kiev-fahrt kommen. Außerdem hätte ich gerne die Freiwilligen vom On-Arrival-Training wieder getroffen, die in der Ukraine arbeiten. Na ja, lässt sich nicht ändern. Training bleibt Training und es wird sicher auch so sehr lustig.
Mittlerweile habe ich auch meinen ersten "echten" Arztbesuch hier hinter mir (mal abgesehen von den Gesundheitstests für die Aufenthaltsgenehmigung). Der Zahnarzt hat glücklicherweise nichts gefunden. Entgegen aller Befürchtungen und Sorgen im Voraus habe ich mich gut beraten gefühlt, und eine halbe Stunde Aufmerksamkeit von medizinischem Fachpersonal für nur knapp 10€ habe ich sicher vorher noch nie gehabt.
Wenn auch insgesamt nicht so viel los war in der letzten Zeit, hat sich auf der Arbeit doch einiges geändert, denn unsere liebe Natsumi aus Japan war ja nur für zwei Monate in Moldawien, und die sind jetzt leider, leider vorbei. Eigentlich wollten wir sie fast nicht mehr gehen lassen, und ihr hat es so gut gefallen, dass sie nicht mehr weg wollte, aber jetzt muss sie halt weiter um die Welt reisen (nächste Stationen Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Uganda...). So haben wir ihr alles gute für die Reise gewünscht und sie schweren Herzens ziehen lassen.
Außerplanmäßig hat uns auch Hermann wieder verlassen, nachdem es ihm nicht gefallen hat und die Differenzen mit unserer Chefin zu groß wurden. Jetzt bleiben also nur noch Morgane und ich übrig...
Und wir organisieren fleißig Spiele für Geburtstagspartys, ärgern uns darüber, wie schnell das Spielzeug kaputt geht, holen Kinder von der Schule ab, helfen bei den Hausaufgaben und so weiter und so fort - alles normal eben, mein Alltag :)
Und so ganz nebenbei habe ich das erste Mal selbst und mit einer Japanerin Sushi gemacht, bei cartoon&cartofi Ofenkartoffeln und schräge Kurzfilme genossen, mit anderen Freiwilligen und Kinderbüchern rumänische Konversation geübt, bin noch mal Eislaufen gegangen und habe den Karneval dieses Jahr vollkommen verpasst.
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