Zwei Monate schon vorbei....
Szia, nachdem ich mich ja das letzte Mal über unsere Mitarbeiterin Szofie etwas ausgelassen habe, gab es gestern schon das nächste Ereignis auf Arbeit, was mich etwas traurig gestimmt hat. Alle waren noch mit dem Frühstück beschäftigt und haben noch gar nicht mit der Arbeit angefangen, da saßen Jule und ich schon bei uns im Workshop und haben besprochen, was wir heute tun wollen und was wir bis Weihnachten noch schaffen wollen. Da kam Kata (unsere Mentorin) rein und fragte: "Why are you not working?"
Das scheint sich jetzt nicht wirklich schlimm anzuhören, aber es war mal wieder ein Moment, wo mir klar geworden ist, dass wir eben doch nur Freiwillige sind und unsere Arbeit hier nicht wirklich geschätzt wird. Wir arbeiten so viel, machen uns so viele Gedanken, fangen so viele neue Sachen an und dann so etwas. Zumal wir ja schon mit der Arbeit beschäftigt waren. Außerdem sind wir manchmal mehr als acht Stunden auf der Arbeit, um noch Dinge für den nächsten Tag vorzubereiten und dann.... Na ja, ich hoffe, das passiert nicht nochmal, denn ich war echt etwas geknickt und traurig danach. Szofie hat sich mittlerweile ein bisschen eingekriegt. Kata und die anderen Betreuer hatten eine ernste, stundenlange Besprechung, an der wir leider nicht mit teilnehmen durften, sondern arbeiten mussten (na ja, einer muss ja auf die Behinderten aufpassen). Und danach hat sie wohl gesagt, dass sie sich bessern will. Ist schon extrem, dass man das erst noch mal sagen muss, damit Leute wirklich arbeiten....
Aber ansonsten macht es immer noch viel Spaß. Die Behinderten fangen jetzt auch an, wirklich mit uns zu reden. Und ich bin ja ganz stolz auf uns, dass wir mittlerweile auch schon eine ganze Menge verstehen – auch wenn es mit dem Antworten etwas länger dauert. Aber das wird auch noch werden.
Nach über zwei Monaten (wie die Zeit raßt - Wahnsinn!!!) hier kann ich auch schon sagen, dass Pécs mittlerweile mein zuhause geworden ist. Ich kenne mich recht gut aus, und wenn ich abends nach hause komme, dann freue ich mich jedes Mal. Auch hat sich jetzt echt ein Alltag eingestellt, von dem ich noch nicht so richtig weiß, ob ich ihn mag. An sich, was wir machen, ist immer noch klasse. Aber vor noch einem Monat war alles aufregend und neu und es gab immer wieder etwas zu entdecken. Nun kenne ich Vieles schon und es ist lange nicht mehr so spannend wie am Anfang. Spannung verspricht allerdings der Januar, denn es kann eventuell sein, dass wir dann umziehen müssen. Ich hoffe nicht, denn dann ist unsere Wohnung mit im Tagesheim drin und wir haben praktisch nie wirklich frei. Außerdem gibt es dann nur die Gemeinschaftsküche und ich möchte wetten, nein eigentlich weiß ich sogar, dass das Essen, was wir uns dann kaufen, am nächsten Tag gleich weg sein wird, weil es hier viele immerhungrige Mäuler gibt. Mal gucken, was daraus wird.
Heute habe ich dann noch mit Kata gesprochen, wie es mit meiner EVS-Verlängerung aussieht. Ich habe wohl gute Chancen, länger hier zu bleiben, auch wenn sich mein EVS-Jahr nicht verlängern lassen sollte. Dann wollen wir eine andere Lösung finden, dass ich vielleicht weiter hier arbeite und dafür auch noch ein bisschen hier wohnen kann. Das wäre schon nicht schlecht, zumal mich nichts nach Hause zieht. Die Uni fängt ja erst wieder im September an und bis dahin ist ja noch eine Menge Zeit. Wir werden sehen, wie sich die Dinge hier entwickeln.
Morgen werden wir zum Aerobic gehen. Drei (Freiwillige-) Frauen, die beschlossen haben, dass es mit der Fresserei so nicht weitergehen kann. Und da sie auf nichts verzichten wollen, müssen sie jetzt also zum Sport. Das wird bestimmt recht lustig, zumal wir es mit der Gelenkigkeit nicht so am Hut haben. Wenn ich mich dann am Wochenende noch bewegen kann, dann wollen wir gemeinsam noch ein bisschen die Umgebung von Pécs erkunden. Vielleicht fahren wir sogar richtig weg fürs Wochenende, mal gucken, was passiert. Wir sind ja verdammt flexibel - was ich auch erst in meiner Freiwilligenzeit geworden bin.
Love Julia