Wintereinbruch
Es ist kalt in Tótvázsony. Sehr kalt. Und es fällt Schnee. Das ist zwar nett anzusehen, aber auch recht ungemütlich, findet grey. Trotzdem, bei ihr kommt gerade so richtig Weihnachtsstimmung auf.
Ich sitze, total verträumt, vor meinen Laptop, schwelge in Sinatras "The Coffee-Song". Chef 1 kommt herein. "Ich habe eine Idee!", sagt er strahlend. Ich streife mein überdimensionales Headset ein Stück zurück und schaue ihn an. "Oha...", sage ich – zugegebenermaßen nicht ganz so begeistert; Chef 1ens "Ideen" sind nicht immer so ausgefallen, wie einen das Wort glauben machen möchte. "Du kannst Fotos machen!"
Klasse!, denke ich träge. Es wäre ja nicht so, als gäbe es nicht seit 2000 jedes Jahr neue "Tótvázsony im Winter"- Bilder. Mein Blick huscht zum Fenster. Es schneit, es ist kalt, es ist ausnahmsweise mal nicht windig. Er sieht die Begeisterung wohl meinem Gesicht an.
"Du musst nicht. Dann macht Piroska morgen." Aber sie muss doch sowieso immer die unschöne Arbeit machen...
"Nein, nein... Kann ich machen", erwidere ich, erhebe mich und schlappe zu meinem Wintermantel. Es wird kalt.
Ja, in Tótvázsony ist der Winter ausgebrochen. Seit Sonntag schneit es und alles ist weiß. Unter meinen Stiefeln knirscht es beträchtlich. Es ist so kalt, dass ich meine, gleich zu erfrieren, während ich in der Dunkelheit auf den Bus von Veszprém nach Hause warte. Es ist einfach nicht mein Wetter. Im Übrigen hat der Schnee mir auch einen ziemlich bösen Strich durch die Rechnung gemacht. Erst vor einer Woche habe ich mich noch in einem Artikel darüber ausgelassen, dass uns der Klimawandel nun schon die weiße Weihnacht vorenthält. Was passiert? – es schneit… -.-
Aber ich will mich mal nicht allzu sehr aufregen. Schnee ist toll! Und es lässt Weihnachten noch etwas näher rücken.
Am Samstag haben wir mit 22 Kindern hier im kleinen, beschaulichen Teleház gebacken. 22 Kinder, fünf Helfer und ich (ist das zu glauben?!). Das war lustig. Das Büro und die Küche sahen hinterher aus wie ein Kriegsfeld: Krümel auf dem Tisch, Krümel auf den Arbeitsflächen, Krümel auf dem Boden, Teigspritzer an den Wänden. Zutaten, Geschirr – alles wild durcheinander. Weil ich kein Ungarisch spreche, habe ich mich größtenteils um das Geschirr und die Teige gekümmert. Wenn es nötig war, ging die Verständigung mit Händen und Füßen ganz gut. Mich wundert es ja, dass Ma mich nicht für verrückt erklärt hat. Ich fand das zumindest ziemlich verrückt ;) ....
Wer jetzt nach den Ergebnissen fragt... Nun. Wir haben ein bisschen zu viel Backpulver erwischt und in der einen Plätzchenladung hat der Zucker gefehlt. Aber wie die Ungarn hier sagen: Nem baj...Das macht nichts. Im Grunde waren die Plätzchen perfekt. Ganz und gar Kinderplätzchen eben. ;)