Wie die Zeit vergeht...
Jetzt bin ich schon einen Monat hier. Was gibt's Neues?
Ich hatte es ja bisher für ein Mysterium gehalten, dass ich so etwas wie das "Haushaltsgen" besitze. Nach einem Monat als Freiwillige kann ich aber von mir sagen, dass ich durchaus einen Sinn für Sauberkeit und Hygiene habe. Das hat mich selbst ein wenig überrascht, aber auch gefreut. Aber in einem Monat tut man ein wenig mehr, als nur die Wohnung zu putzen bzw. sauber zu halten (auch wenn das bei 6-14 Personen - je nach Wochentag unterschiedlich - in einem Haus eine Herausforderung für sich ist... ).
Nun, ich hatte ja schon über diverse Erlebnisse und Ausflüge geschrieben und auch über unser erstes "richtiges" Projekt, das Sportfest in der Grundschule von Stelpe. Die nächste Station war das Connect-Festival, bei dem die Aufgabe von uns Freiwilligen die Vorbereitung und Durchführung von Kreativworkshops war. Wir haben also überlegt, was man da so machen könnte. Die Zielgruppe hieß "Kinder und Jugendliche", also entschieden wir uns für einen Bastelworkshop mit Papier - das ist einfach und kam schon beim Sportfest gut an - und Kinderschminken. Wir hatten zuvor schon fleißig mit Julias Bruder, ihrem Cousin und einer Freundin der beiden geübt und das Resultat war, dafür dass wir das zum ersten Mal gemacht hatten, sehr zufriedenstellend. Dementsprechend optimistisch waren wir, dass alles gut funktionieren würde und laut Kristine würden wir auch nicht von Horden von Kindern überrollt, es sollte von der Anzahl moderat werden. Also gut zu händeln, oder?
Lektion Nr.1: Es kommt meist nicht, wie gedacht. Tatsächlich haben sich leider nicht viele Leute animiert gefühlt, das Festival zu besuchen. Woran das auch immer liegt, es war wie es eben war. Nun gut, man muss das Beste daraus machen und immerhin haben wir Kandidaten gehabt, die wir schminken konnten. Die neuen Superhelden waren begeistert von ihrer neuen Identität und wir waren stolz auf unseren zwar kleinen aber gelungenen Beitrag. Außerdem wurden wir von einer netten jungen Frau interviewt und haben es in die Zeitung von Bauska geschafft. Am Abend haben wir die Party dann einfach zu uns nach Hause verlegt. Kristine und Agnis haben wieder leckeres Schaschlik mitgebracht (ich sage es auch gern noch hundert Mal: Ich liebe dieses Schaschlik! :D) und so hatten wir einen schönen Ausklang mit den anderen Mitarbeitern.
Der erste Schultag - was verbinden wir normalerweise damit? "Oh nein, jetzt geht das wieder los ... gestern waren doch noch Ferien?" Dann geht man eben in die Schule, bekommt den Stundenplan und Organisatorisches mitgeteilt. Wandertage, Überblick über das Schuljahr, Belehrung für den Chemie-Raum. Dann unterhält man sich in den ersten "Unterrichtsstunden" über die Ferien oder schreibt bei den ganz versessenen Lehrern auch schon die Hefter-Gliederung für den neuen Stoff ab. Für so etwas wie eine Feier bzw. eine Eröffnungsveranstaltung hätte man doch gar keine Zeit ...
Hier schon! Und nicht nur, dass es eine kleine Veranstaltung gibt, in der die Erstklässler vorgestellt werden und einige andere Dinge, die ich leider nicht verstanden habe, weil ich immer noch kaum lettisch kann (^^'). Die Schüler bringen ihren Lehrern Blumen mit, sind sehr schick angezogen und auch die Erstklässler bekommen noch einmal Geschenke. Es ist auch sehr interessant, mal über den Deutschen Horizont hinauszudenken. Hier in Lettland meint Grundschule nämlich nicht 1.-4. Klasse, sondern umfasst die Klassen 1-9.
Was machen wir Freiwillige jetzt in der nächsten Zeit?
Zum einen werden wir ab nächster Woche nachmittags Workshops im NGO-Center in Stelpe durchführen. Den Inhalt der Nachmittage für Kinder und Jugendliche planen und organisieren wir selbst. Gestern haben wir uns unseren neuen Arbeitsplatz angesehen und daraufhin zu dritt schon überlegt, was wir nächste Woche anbieten wollen.
Weiterhin werden wir Deutsch- und Englischkurse für Kinder und Erwachsene anbieten, Juliya wird Russisch übernehmen. Das wird dann in der Grundschule in Stelpe stattfinden, aber bevor das starten kann, müssen noch einige Pläne mit AGs und anderem gemacht werden, damit wir wissen, wann wir welche Räume benutzen können. Unser eigener Sprachunterricht in Lettisch geht dann auch bald los. :)
Im Oktober ziehen Anna und ich dann in das nahe gelegene Misa, dann arbeiten wir dort im NGO-Center und in der Schule. Wir hoffen, dass wir trotzdem immer mal nach Stelpe kommen können - zum einen für die Sprachkurse und auch natürlich, weil es uns hier einfach gut gefällt. Trotzdem freuen wir uns auf Misa und sind schon sehr gespannt, was uns da erwartet.