Was wäre wenn?
Wie der Mauerfall unser Leben veränderte.
Dreißig Jahre nach dem Mauerfall.
Was sagt man zu einem Patzer durchgeführt von dem SED-Vorsitzenden und Pressesprecher Günter Schabowski, der den Grund darstellte für die Maueröffnung. Heute nach dreißig Jahren, können wir nur staunen, was eine nebenbei erwähnte Information in einer Pressekonferenz am 09/11/1989 um 18:53 für Auswirkungen hatte auf nicht nur die DDR und BRD, nicht nur Europa, aber auf die ganze Welt.
Der Machtkampf zwischen den USA und der Soviet Union (UDSSR) entstand kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Berlin wurde kurzerhand zwischen den vier Siegermächten aufgeteilt und es kam zur Bildung einer Distanz zwischen den Alliierten und der UDSSR. Das lag mitunter daran, dass während vieler Entscheidungen sich die UDSSR außen vor fühlte, sie nicht mit eingebunden wurden und hinzukam die damalige Massenflucht von DDR-Mitbürgern nach West-Berlin.
Der einzige, in ihren Augen, mögliche Ausweg aus dieser Krise: der Bau einer 47 km langen Mauer am 13. August 1961.
Eine Veränderung wie Tag und Nacht. Familien wurden getrennt und ein paar Leute versuchten noch in allerletzter Sekunde zu fliehen.
Niemand hätte ahnen können, dass diese neue Begebenheit 28 Jahre lang andauern würde.
28 Jahre lang ein Leben in Abgrenzung.
28 Jahre lang eine Distanz zu weit, um sie in Worte zu fassen.
28 Jahre lang stand die Mauer und wurde dabei Sinnbild für den sogenannten „Eisernen Vorhang“ der West und Ost-Europa trennte.
Der Kommunismus von Kapitalismus trennte.
Der eine totalitären Staat von einer Demokratie trennte.
In unseren Workshop fragen wir die Kinder immer, was für sie das wichtigste Datum in der deutsch-polnischen Geschichte ist. Ganz klar, die ersten freien Wahlen in Polen, aber auch der Fall der Berliner Mauer stehen immer ganz oben.
Was passiert also, wenn dir dieses Datum verschwinden lassen?
Wie sähe unser Leben aus?
Ich möchte ein kleines Gedankenexperiment hier durchführen. Stell dir vor wir leben in einer Zeit, wo die Mauer noch da wäre. Die Trennung von Ost- und Westberlin würde weiterhin standhaft bestehen. Und auch Polen würde immer noch unter dem Kommunismus leben, also auch keine freien Wahlen für Polen.
Hätte unsere Welt solange ohne Krieg überlebt? Wäre die Spannung zwischen Ost- und Westberlin, zwischen der USA und der UDSSR, zwischen dem Kapitalismus und Kommunismus irgendwann zum Scheitern verurteilt gewesen? Und würde das somit vielleicht bedeuten, dass wir alle gar nicht leben würden?
Aber lasst uns vorstellen, es wäre nicht zu einem Krieg gekommen. Ich für meinen Teil wäre jetzt eindeutig nicht in Polen und würde auch nicht für das deutsch-polnische Jugendwerk arbeiten. Stattdessen wäre ich nach dem Abitur vielleicht nach Frankreich gegangen oder Großbritannien.
Ich hätte nie meine Wurzeln erkunden können und hätte zwar freien Zugang zu anderen Ländern in Europa gehabt, aber diese Länder nicht zu uns.
Wir denken immer, dass Geschichte uns nicht betrifft. Immerhin ist es ja in der Vergangenheit passiert. Und wir leben doch JETZT, also warum darum kümmern?
Am Ende betrifft es jedoch jeden einzelnen Menschen auf diesem Planten.
Wo wärst du jetzt? Würdest du die Menschen kennen, die jetzt gerade neben dir sitzen? Wärst du überhaupt geboren worden? Was wären deine Ziele und Wünsche? Wie sähe dein Leben aus? Und wie würdest du diese andere Welt betrachten?
Wir sind ein Teil eines großen Systems. Ohne uns würde das System nicht funktionieren. Wir tragen alle zu der Geschichte bei, die noch geschrieben wird und unsere eigene, die wir schreiben.
Also nächstes Mal sollten wir uns vielleicht eher für die Demonstration einsetzen und nicht ein Film auf dem Laptop sehen, nächstes Mal gehen wir wählen und denken nicht, dass unsere Stimme nicht zählt, nächstes Mal wird es kein nächstes Mal geben, wenn wir nichts unternehmen.
Ich kämpfe für meine Rechte. Kämpfst du mit mir?
Kommentare