Was tun, wenn die Familie weit weg ist?
Was passiert eigentlich, wenn ich während meines Freiwilligendienstes Heimweh bekomme?
Wer hilft mir dabei, dieses zu überwinden?
Kann überhaupt jemand mein Zuhause ersetzen?
Wenn ja, wie?
Wer wird mich auf meinem Weg begleiten?
Wer wird mich prägen, und von wem werde ich lernen?
Vielleicht meine eigene kleine EFD-Familie?
Mit den richtigen Menschen um einen herum ist all dies möglich.
Was mache ich während meines EFDs, wenn meine Familie 1100 km weit weg sitzt, und ich auf einmal Heimweh bekomme? Über diese Frage habe ich mir schon lange bevor ich ins Ausland gegangen bin Gedanken gemacht. Ohne eine für mich schlüssige Antwort dafür zu finden, stürzte ich mich trotzdem ins Abenteuer. Und siehe da, nach nur kurzer Zeit war sie da, die Sehnsucht nach der Familie, und lieben Menschen. Mir ging es ziemlich schlecht in meiner Anfangsphase, ich suchte nach einer Beschäftigung, die mich aus meinem tristen Alltag holte, konnte aber nichts ausfindig machen, was mich persönlich hätte erfüllen können. Da kam das OnArrival-Training in Warschau wie gerufen. Dem normalen Tagesrhythmus für eine Woche entfliehen, Krakau hinter mir lassen, alles Andere vergessen. Neue Leute kennenlernen war mein Ziel. Schon im Vorfeld kam ich in Kontakt mit einer Freiwilligen, die ebenfalls zusammen mit mir in Warschau sein sollte. Darauf baute all meine Hoffnung, die Hoffnung jemanden zu finden, der meinem Freiwilligendienst den entscheidenden Pepp geben kann, um ihn zu einer wertvollen Lebenserfahrung zu machen. In Warschau angekommen, traf ich sie, 3 junge, hübsche Mädchen. Nachdem wir ein paar Worte ausgetauscht hatten, war ich zunächst skeptisch, ob das was mit uns werden könnte, dennoch gab ich dem Ganzen eine Chance. Ich gebe Dingen, von denen ich von Anfang an nicht zu 100 % überzeugt bin eigentlich nie eine Chance, aber hier war es anders, warum, das kann ich heute nicht sagen. Eine Woche nach dem Training trafen wir uns wieder, bei mir in Krakau. Ich zeigte ihnen die Stadt, und ich machte die ersten positiven Erfahrungen meines EFDs. Trotzdem blieb ich in Gedanken weiterhin negativ gestimmt, wollte nicht wahrhaben, dass ich eine gute Zeit hatte. Wir trafen uns ein weiteres Mal, dieses Mal in Breslau, es war kurz vor Weihnachten, und ich war absolut gar nicht begeistert von unserem Treffen. Es war langweilig, und wir hatten kein wirkliches Programm vor Ort. Ein richtiger Flop also. Ich geriet ins Zweifeln, und fragte mich, ob diese Gruppe, meine Gruppe sei. Die Antwort lautete nein, und ich war der entschlossenen Meinung, dass dies das Ende unserer monatlichen Treffen sei. Im Januar dann, als alle wieder zurück in ihren EFD-Städten waren, bekam ich eine Einladung nach Warschau, welche ich zunächst ablehnte. Dies fanden die Mädels schade, also fingen sie an mich zu überreden. Mit Erfolg, denn ich lies mich auf eine weitere gemeinsame Reise mit ihnen ein. Warschau fand ich schon während meines OnArrivals nicht wirklich ansprechend, weshalb ich dementsprechend auch eher negativ eingestellt in den Fernbus einstieg. Dort angekommen hatten wir ein wirklich gutes Wochenende zusammen, und als ich Sonntag Abend dann wieder in meinen Bus stieg, um die Heimreise anzutreten, war schon ein wenig Wehmut dabei. Ich war überrascht von mir selbst, da ich mich eigentlich ziemlich gut kenne, und zuvor ausgeschlossen hatte, dass es jemals zu einem emotionalen Moment kommen könnte. Es begann also ein Umdenken in meinem Kopf, und mein Herz öffnete sich langsam, aber stetig. Die Gespräche wurden intensiver, der Halt in der Gruppe immer stärker. Wir entschieden uns also für eine weitere gemeinsame Reise. Dieses Mal sollte sie ein wenig länger andauern, und uns alle nach Danzig führen. Diese Zeit beeinflusste mich dann so inständig, dass ich von diesem Moment an spürte,und auch ganz genau wusste, in wem ich meine Ersatzfamilie gefunden hatte. Ich fand sie in Euch, Frederike, Martha und Helena. Dinge, die ich anfangs nie für möglich gehalten hatte, geschahen. Leider war Familie verstreut, ein verstreutes Herz über ganz Polen. Warschau, Posen, Krakau. Es gab räumliche Distanzen zu überwinden, aber was bedeuteten sie schon, wenn man im Herzen beieinander war? Dann hatte plötzlich Entfernung eine ziemlich kleine Bedeutung. Meine kleine EFD-Familie ist auch heute noch zentraler Bestandteil meines täglichen Lebens. Ich danke Euch, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen.