Von Regengüssen
Die Umstellung auf indonesisches Essen und Wetter macht hausi38 zu schaffen. Der gussartige Regen lässt sich allerdings in der neuen Wohnung ganz gut überdauern.
Hallo alle zusammen,
ich schreibe euch mal wieder, weil es gerade draußen gießt. Dabei meine ich nicht, wie wir „gießen“ im deutschen Sprachgebrauch benutzen, sondern habe dabei eher einen Eimer im Kopf, der gerade über Yogyakarta ausgekippt wird. Das nennt man dann einen tropischen RegenGUSS in der Regenzeit. Wahnsinn! Dagegen sind unsere deutschen Regen nette süße Sprinkleranlagen. Eigentlich habe ich auch Hunger auf Mie Goreng. Das sind gebratene Nudeln, wahlweise mit scharfer oder weniger scharfer Sauce, wobei mir nach beidem höllisch der Mund brennt… aber bei dem Wetter bleibe ich dann wohl doch bei meinen Cornflakes, die ich noch übrig habe.
Heute war der erste Tag, an dem es mir wirklich nicht gut ging. Gesundheitlich meine ich. Das Wetter hier macht sich bemerkbar und dann wird auch die Ernährung ja radikal umgestellt. Für morgen habe ich mir allerdings vorgenommen, den Fruchtmarkt zu plündern und meinem Körper nach dem gebratenen und frittierten Zeugs mal einen Vitaminstoß zu verpassen. Apropos Mie Goreng, da gibt es einen süßen Witz, den ich von einer Indonesierin gelernt habe: Sie steht in der Küche und macht Mie Goreng, sagt dann zu ihrem Freund: „Hey, do you want mie? Still hot.“ Hahahah, ok, das aber nur am Rande.
Ich bin endlich in mein Zuhause eingezogen. Ich habe mit der Hilfe meiner australischen Mitstudenten hier ein Häuschen gefunden, dessen Räume ausschließlich an Studenten vermietet werden. Wir haben eine Haushälterin, die sich um so ein paar Sachen kümmert, die Wäsche wäscht, die Miete eintreibt, naja, eben was so zu tun ist. Mein Zimmer ist recht groß, ich habe einen Schreibtisch, ein großes Bett, einen großen Kleiderschrank und, und das ist fast lebensnotwenig, einen großen Ventilator, der die warme Luft wenigstens etwas zirkulieren lässt, denn auch wenn es draußen gießt, es sind immer noch 25Grad. Meine Mitbewohner sind größtenteils Indonesierinnen. Außerdem wohnt noch eine Australierin hier. Wir sind alles Mädels, weil das hier streng getrennt wird, das hier ist eben ein Haus für Mädels und ich kann euch eines versprechen, auch wenn sich viele das Kopftuch umbinden und sich auch sonst sehr gedeckt kleiden, wenn sie raus gehen, dafür ist es zu Hause, hinter verschlossenen Türen umso lustiger. Die Mädels rennen in kurzen Tops, kurzen Hosen herum, Haare meist etwas unsauber und ungebürstet (sieht ja unter dem Kopftuch auch keiner) und leben ein Leben, wie wir es auch kennen (also, wenn man von den Wetterverhältnissen und den Schaben, die hier hausen mal absieht).
Ich fühle mich hier wohl, allerdings muss ich mein Indonesisch noch einiges auf Vordermann bringen, um mit den Mädels zu kommunizieren. Das ist echt nicht so leicht. Ich habe jetzt sogar eine Tutorin, die mir beim Lernen hilft, weil ich das Gefühl habe, dass mir meine Mitstudenten davon rennen, was ihre Sprachfähigkeiten angeht. Die eine Woche, die ich am Anfang verpasst habe, hat mir fast den Hals gebrochen und ich muss noch sehr viel aufholen. Eigentlich wollte ich das auch heute machen, aber meine Gesundheit hat mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vielleicht schaffe ich heute Abend noch was, mal sehen.
Am Wochenende werde ich mir ein bisschen die Umgebung ansehen und mal schauen, dass ich mit ein paar indonesischen Studenten in Kontakt komme. Ich bin mir immer noch total unschlüssig, wie offen und direkt die Leute hier sind, was gepflogen wird, was eher als unhöflich betrachtet wird. Deshalb halte ich mich in vielen noch sehr zurück, merke aber, wie ich in das eine oder andere Fettnäpfchen schon getreten bin, was mir natürlich niemand sagt, denn hier ist es sehr wichtig, immer das Gesicht zu wahren, so wird man nie kritisiert werden. Das ist etwas anstrengend, wenn man es nicht kennt, aber irgendwann gewöhnt man sich auch daran.
Außerdem mache ich die ersten Reisepläne und hoffe, euch irgendwann auch mal ein paar Bilder zukommen lassen zu können. Das Internet ist hier überall sehr langsam und bei Regen geht sowieso gar nichts mehr.
Lasst es euch gut gehen im kalten Deutschland.
Julia
PS: Schnee kennen die meisten hier nur aus dem Fernsehen… lustig, oder?