"Vive la France, vive l'Europe"
Zum Europatag am 9. Mai fand in Darnétal, einer Gemeinde am Rande Rouens, ein Fest statt. Es gab einen Kinderchor, ein üppiges Programm am Nachmittag und zahlreiche Reden. Okapi war dort und berichtet über nationale und europäische Identität.
Die unglaubliche Liebe der Franzosen zu Flaggen und ihrer Bedeutung wurde besonders in den letzten Tagen klar: flatterten am 8. Mai zwei kleine französische Flaggen auf jedem der blauen Stadtbusse, so wurden sie am 9. Mai von zwei ebenso großen europäischen Flaggen abgelöst. Dass man am 8. Mai das Ende des 2. Weltkriegs feiert und am darauf folgendem Tag den Europatag, ist allerdings kein Zufall.
Im Rahmen des Europatages organisierte so der Verein "Europe Echange" ein üppiges Nachmittagsprogramm mit Kinderchorälen, Reden und Quiz. Christian Lecerf, Bürgermeister von Darnétal, einer wohlhabenden Gemeinde am Rande Rouens, erinnert sich, dass man nach 1945 nur eines wollte: endlich Frieden. Nur durch eine engere Zusammenarbeit der europäischen Staaten konnte dies jedoch auch nur verwirklicht werden. Und so ist es kein Zufall, dass man Anfang Mai neben dem Ende des Krieges gleichzeitig den Europatag zelebriert.
"Nach Jahrhunderten blutiger Kämpfe mit England und Deutschland, war es an der Zeit, endlich vernünftig zu werden und aus den Kriegen die logische Schlussfolgerung eines friedlichen Europas zu ziehen", fügt Christian Lecerf hinzu. "Frankreich spielte und spielt hierbei eine wichtige Rolle, nicht nur wegen seiner zahlreichen Bevölkerung, sondern auch wegen seiner Rolle als Begründer Europas". Der Saal klatscht Beifall, während der Bürgermeister von der Bühne geht und Bernadette Mallet, Präsidentin von "Europe Echange", das Mikrofon ergreift.
Nachdem sie das Programm des heutigen Europatages vorgestellt hat, fügt sie kämpferisch hinzu : "Si le 8 mai signifie la fin de la guerre, le 9 mai signifie le prolongement de cela" ("Wenn der 8.Mai das Ende des Krieges bedeutet, so bedeutet der 9.Mai dessen Verlängerung"). Besonders hebt die Präsidentin allerdings Europas solidarische Rolle heraus. Es sei die Pflicht der Europäischen Union, sich nicht nur um sich selbst zu kümmern, sondern auch Staaten der Dritten Welt zusätzliche Hilfe anzubieten. Für die Vereinsaktivitäten in Burkina Faso würde sie sich so zum Beispiel mehr Unterstützung aus Brüssel erhoffen, und nicht nur vom Département. Was die Besucher von diesem Tag mitnehmen sollen? "Ich hoffe, dass Sie von jetzt an aktiv an einem noch besseren, noch stärkeren Europa mitarbeiten!"
Anschliessend treten die örtlichen Gesangsvereine auf, der Gemeinderat der Kinder von Darnétal befragt den Saal zu Europa ("Warum ist die Europäische Union nicht das geographische Europa?"), der Europäische Freiwilligendienst wird vorgestellt und am Ende erheben sich die hundert Besucher, um die europäische Hymne zu singen. Zumindest in diesem Moment hat man den Eindruck, dass Europa eine Zukunft hat. Oder die Zukunft ist?