Trinken und Tanzen auf Italienisch, Slovenisch, Polnisch, Tuerkisch und Deutsch....oder das Internationale Camp in Altensteig
Ich habe gerade eine traumhafte Woche hinter mir. Das Camp, auf dem ich war, wurde von meiner Entsendeorganisation Jugendwerk der AWO Württemberg (Danke Stephan!) initiiert und mit Hilfe anderer "ausländischer" Jugendorganisationen ausgeführt.
Und es war riesig, hat gigantisch viel Spaß gemacht, und ich habe auch so einiges über die teilnehmenden Länder gelernt. Natürlich auch neue (teilweise sehr gute) Freunde gefunden.
Dank der nach Nationalitäten gemischten Zimmer und Workshops ging das Kennen lernen der anderen ziemlich schnell. Ein Problem waren anfangs eigentlich nur die Namen. Wenn man solche ‚fremden' wie Assunta, Stasa (sprich Stascha), Asia (sprich Ascha) usw. noch nie gehört hat, ist das Merken derselben relativ schwierig. Aber irgendwann hatte man sie auch alle drauf.
Ein weiteres Problem war die Campsprache. Aber nicht deshalb, weil es Englisch war, sondern das ganze in Deutsch zu übersetzen. Es ging mir schon am ersten Tag so, dass ich Spaziergänger nicht auf Deutsch nach dem "post office, prefix and postal code" Altensteigs fragen konnte. Mir haben einfach die Wörter dazu gefehlt! Das hätte ich ehrlich nicht erwartet. Auf der Heimfahrt hatte ich dasselbe Problem wieder: der Leiter sagte etwas, was nur uns Deutsche betraf, woraufhin mich, Lena, eine andere Deutsche fragte, warum er es dann nicht auch auf Deutsch sage? Ich habe sie daraufhin nur entgeistert angestarrt. Mir war nicht aufgefallen, dass er die ganze Zeit Englisch geredet hat! Und das ganze, obwohl ich in Englisch nie DIE Leuchte gewesen bin und nicht einmal die ganze Woche über nur Englisch geredet habe!? Wie wird's mir da dann erst nach 6 Monaten gehen? Ich hab ab heute größten Respekt vor allen (Simultan)Übersetzern!
Einer der Höhepunkte für mich war beim Scavenger Hunt - eine Art Schnitzeljagd - das Angeln. Nicht nur für mich war es das erste Mal, auch die andern warn darin alle ‚unerfahren'! Es hat schon Spaß gemacht, aber ich kann nicht verstehen, wie die Fischer abends ihre Fische, die sie tagsüber gefangen und getötet haben, essen können. Ich konnte es nicht!
Tagsüber fanden Wokshops oder Ausflüge statt, abends bereitete immer eine andere Nation einen typischen Abend vor. Uns Deutschen fiel natürlich nichts anderes als ein bayrischer Abend ein, mit viel Bier, blau-weißer Deko und rustikalen Spielen. Es hat auch viel Spaß gemacht - aber haben wir sonst eigentlich keine Kultur? - uns ist jedenfalls nichts besseres eingefallen!
Die Italiener haben uns, typisch südländisch, 2 Stunden zu spät mit - zugegeben sehr - leckerem Essen versorgt. Bei den Polen haben wir einen typischen Hochzeitsabend kennen gelernt, bei dem jeder Mann "seiner Auserkorenen" eine Rose mit Handkuss überreichen durfte, mit ihr einen traditionellen Tanz hinlegen musste, und es schließlich Spiele gab, mit dem einzigen Zweck "neue (Ehe)paare zu erschaffen"! Slovenia, das "Land der Liebe" zeigte uns dem zum "Kultarschwackeltanz" avancierenden Song "U kaka ritka" und die beiden Türken haben uns türkischen Kaffee und Raki mitgebracht.
Nach Hause mitgebracht habe ich vieles: massig Bilder; Erinnerung an eine singende Italienerin, die mit ihrer Stimme Shakira locker in den Schatten stellt; den Ohrwurm des Songs aus Slowenien; Sonnenblumensamen aus einer Blumenstadt Sloweniens, eine Tasse mit den Unterschriften aller; ein paar Kilo "mehr auf den Rippen" (dank zwei mal täglich warmem, ‚fremdem' aber unheimlich leckerem Essen); natürlich ein Camp-T-Shirt und eine Campzeitung, die erst in allerletzter Minute (sprich in der letzten Nacht) fertig geworden ist und viele ‚interkulturelle Erfahrungen':
Ich habe gelernt, dass "Cocham Cie" Polnisch ist und "ich liebe dich" heißt, dass das Italienische "giro de la morte" gleichbedeutend mit "auf Ex" (trinken) ist! Gelernt habe ich, dass die Italiener keinen Alkohol vertragen bzw. ihr Bier ‚leichter' ist, die Polen den Wodka mit anschließendem Biss in eine Gurke trinken, Lasagne nur mit Hackfleischkugeln original ist, und alle das Wort "Prost" in ihre Länder weitertragen werden.. Außerdem habe ich gelernt, dass die Polen viel ausschweifender tanzen (sie benötigen viel mehr Platz als wir) und wir alle ganz begeistert die Slowenische Fußballnationalmannschaft angefeuert haben. Gelernt, dass wie Deutschen wirklich pünktlich (jedenfalls, wenn man es in Relation betrachtet) und fleißig sind (die meisten anderen haben sich etwas vor dem gemeinsamen Aufräumen gedrückt, bzw. waren nicht bereit dazu, anderen bei ihrer Aufgabe zu helfen, wenn sie die ihrige bereits beendet hatten!)
Aber das wichtigste was ich dabei gelernt habe, ist dass es im Grunde nicht so sehr auf die Nationalität, sondern auf das Alter, die Interessen ankommt. In unserer Gruppe ging es vielen ähnlich. Viele hatten gerade ihre Schule abgeschlossen, und warteten auf ihren Studienplatz, viele hatten ähnliche Interessen. Wir haben schon nach kürzester Zeit ein homogenes Ganzes gebildet - obwohl viele nach Altensteig gekommen sind, ohne vorher jemanden zu kennen, und trotz der vielen Nationalitäten. Es war wirklich eine unvergessliche Woche. Ich hoffe, dass wir uns alle zum nächsten Camp - das dann vielleicht in Italien stattfinden wird - oder vielleicht auch schon früher wieder sehen werden.
Von hier aus noch mal ein dickes Dankeschön an alle Organisatoren!!! Habt ihr klasse gemacht!
Wenn der Freiwilligendienst nur halb so gut wird, bleib ich in England!!! ;-)
(wer sich selbst n paar Eindrücke bilden will: www.hand.in.hand.ms)