Spricht man denn in Irland eigentlich Irisch?
Die Republik Irland hat zwei Amtssprachen: Irisch und Englisch. Ein kleiner Einblick in den Alltag und die Hintergründe.
Laut der Verfassung der Republik Irland ist Irisch die Hauptamtssprache des Landes. Irisch ist eine gälische Sprache, die ursprünglich von den Kelten verwendet wurde. Die Europäische Union führt sie seit dem 1. Januar 2007 als eine ihrer 23 Amtssprachen. Allerdings wird Irisch nur noch in einigen Dörfern im Nordwesten, Westen und Süden Irlands täglich gesprochen, in den so genannten Gaeltacht-Gebieten. Das sind z. B. Cork, Donegal, Galway, Kerry und Mayo. Ansonsten wird überall Englisch gesprochen, in der zweiten Amtssprache Irlands. Die irische Volkszählung von 2006 ergab, dass 1,66 Millionen Menschen (40,8 % der Bevölkerung) angaben, Irisch zu können. Davon sind jedoch höchstens 70.000 Menschen Muttersprachler und ungefähr nur 54.000 Iren gaben an, täglich irisch außerhalb der Bildungsanstalten zu sprechen. In der Schule ist Irisch ein Pflichtfach.
In den Provinzen Munster, Connacht und Ulster gibt es jeweils unterschiedliche Dialekte, die sich in den Vokabeln und der Grammatik unterscheiden und fast schon wieder eigene Sprachen sind. Es gibt zwar auch ein „Schrift“-Irisch, in dem die Gesetze verfasst werden. Aber das ist eigentlich eine erfundene, künstliche Sprache. Als Muttersprache gibt es Irisch nur in Dialektform.
Ein kurzer Ausflug in die Geschichte zeigt, dass anfangs auf der Insel nur Irisch gesprochen wurde. Erst unter der englischen Herrschaft wurde Irisch verboten. Während der Großen Hungersnot 1845-49 reduzierte sich die Zahl der irischsprechenden Menschen dramatisch, weil viele verhungerten oder emigrierten. Wer auswanderte, musste Englisch sprechen können und wer dablieb auch. Da der Osten Irlands näher an England liegt, wird dort heute natürlich fast ausschließlich Englisch gesprochen. Dagegen ist im Westen Irlands die irische Sprache noch mehr erhalten geblieben.
Irisch ist im Alltag trotzdem im ganzen Land präsent – in schriftlicher Form. Alle Orts- und Straßenschilder, Gesetze und offiziellen Dokumente müssen nämlich entweder in Irisch oder zweisprachig in Irisch und Englisch verfasst sein - so verlangt es das Gesetz. Auch in den Medien gibt es einige irischsprachige Angebote, wie Radiosender, Fernsehsender, Zeitschriften und Bücher.
Hier ein paar Beispiele:
- “Éire” steht für “Irland”
- „Garda“ ist die Polizei
- „An Post“ steht für „die Post“
- „Bus Éireann“ ist der Name eines Busunternehmens
- die Stadt Dun Laoghaire in meiner Nähe wird auf Englisch „Dunn Liirie“ ausgesprochen und auf Irisch „Dun Lära“. Wie man sieht, ist die Schreibweise wiederum ganz anders.
- Achtung bei den Toilettenschildern! „fir“ steht für „Herren“ und „mná“ für „Damen“. Also genau anders herum, als es den deutschen Wörtern ähnelt.
Ich war kürzlich in einer katholischen Messe. Doch dieses Mal war es anders als sonst. Der Priester fing an auf Irisch zu reden und die Antwortrufe der Menschen waren ebenso auf Irisch. Dann wurde (zu meinem Glück) auf Englisch gewechselt. Nur das Vaterunser und der der Segen zum Schluss waren wieder auf Irisch. Hier hab ich ganz deutlich gemerkt, wie unklar das mit dem Englisch und Irisch in Irland eigentlich ist. Irgendwie wollen sie ihre irische Sprache ja schon, aber nur Irisch geht halt auch nicht.
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