SPANIEN | Spanische Kuriositäten
Amselle weiß jetzt, wo sie jederzeit Hoffnung finden kann. Die ist in Madrid nämlich öffentlich zugänglich. Außerdem berichtet sie über kleine, für sie völlig neue Alltäglichkeiten.
Eigentlich wollte ich ja nur etwas über die Pijos erzählen, aber mir sind jetzt noch andere Kleinigkeiten aufgefallen, von denen ich berichten könnte.
Die Pijos
Nun, das sind Leute, die aussehen, als wären sie Werbekampagnen irgendwelcher teuren Marken entsprungen. Ich sehe hier oft Jungs mit Stehkragenpolos, Segelhosen und sonstigem Schnickschnack, die man in so großer Zahl wohl nicht in Deutschland antreffen würde. Aber am wichtigsten ist eigentlich die Frisur. Meistens haben sie die Haare länger und so, dass man immer mit der Hand durch die Haare fahren muss, um sie zu richten.
Carlos hat sich sogar über die Frisuren von Ron und Harry im Kinofilm Harry Potter IV beschwert, weil der neue Regisseur die beiden so pijomäßig gestylt hätte. :-) Da das Outfit schwierig zu erklären ist, habe ich mal zwei junge Pijos neulich vorm Kino fotografiert, damit Ihr Euch das besser vorstelle könnt. Ich finde es absurd, dass so junge Kinder schon so herumlaufen. Zusätzlich gibt’s noch ein Bild von Fernando Alonso, den Formel-1-Fahrer. Der ist ja erst dreiundzwanzig und hier als Spanier natürlich sehr beliebt. Allerdings gibt es auch weibliche Pijas, die sehen genauso aus wie die männlichen, nur dass sie eben noch Perlenohringe oder so etwas in der Art tragen.
Schlicht: Musterschwiegersöhne und -töchter eben. Ihre Kleidung kostet, wie man sich vorstellen kann, viel, aber das „Verkleiden“ als Pijo sagt in Wahrheit nichts über den Geldbeutel aus. Es gibt auch Leute, die nicht viel Geld haben und sich trotzdem so kleiden. Natürlich könnte man sagen: „Ist doch alles normal, was soll daran besonders sein? Wer sich so kleiden will, warum nicht?“ Auf den ersten Blick vielleicht, aber auf den zweiten Blick? Mir scheint es, als ginge hier ein richtiger Riss durch die Gesellschaft. Entweder du bist Pijo oder eben keiner und zwischen beiden Gruppen herrscht zwar kein Kampf, aber es wird gelästert, was das Zeug hält. Beide Gruppen haben ihre eigenen Stadtviertel zum Ausgehen. Das ist schon seltsam, zumal ich das in Deutschland überhaupt nicht kenne.
Próxima estación: Esperanza
Um diese für mich lustige Entdeckung zu verstehen, müsst ihr den Sänger Manu Chao, genauer, eines seiner Alben namens „Esperanza“ (Hoffnung) kennen. Dort hört man zwischen den Liedern oft eine Frauenstimme sagen: „Próxima estación: Esperanza“ Natürlich war mir klar, dass diese Stimme irgendwo in einer U-Bahn aufgenommen wurde, aber hier in Madrid? Neulich habe ich entdeckt, dass eben genau diese „Estación Esperanza“ drei Haltestellen weiter von Alfonso XIII liegt, wo ich immer aussteige, um zu Carlos Wohnung zu kommen. Es ist sogar dieselbe Metrolinie! Ich habe mir vorgenommen, demnächst mal weiter zu fahren und diese Stimme mit meiner Kamera aufzunehmen.
Duschgel und Co.
Da ich aus Deutschland wegen dem Gewicht keine Hygieneartikel mitnehmen wollte, bin ich dieser Tage in einen Supermarkt gegangen, um mir Duschgel, Shampoo und eine Spülung zu kaufen. Ich staunte nicht schlecht über die hier bevorzugt verkauften Flaschengrößen. Solche riesigen gibt es in Deutschland gar nicht und hier hatte es kaum kleine. Wenn doch, dann waren sie manchmal sogar teurer, als die großen. Ich habe mich also nach einigem Schnüffeln für die entschieden, die ihr auf dem Foto seht. :-)
Sauberkeitsstandards
Als ich das erste Mal nachts um elf dieses Rumpeln auf der Strasse hörte, was sich wie die Müllabfuhr anhörte, musste ich mich zunächst am Kopf kratzen. Carlos klärte mich dann auf, dass das tatsächlich die Müllabfuhr sei, die hier jeden Abend käme, um den Müll einzusammeln. Vorher klingelt aber in jedem Haus jemand jede Etage an, um die Tüten einzusammeln. Das ist schon ein Service! Ich erinnere mich da an die übervollen Mülltonnen daheim… Natürlich ist das Ganze nicht übertrieben, sondern vielleicht sogar notwendig. Wo so viele Leute auf so engem Raum zusammen wohnen – hier wohnen die meisten Leute in Häusern mit sechs bis zehn Stockwerken - fällt ja viel Dreck an, der in der Sommerhitze sofort anfangen würde zu stinken. Was ich auch bemerkenswert fand, ist, dass hier eine Putzfrau von Montag bis Freitag jeden Morgen kommt. Und das, obwohl die Quesadas nur zu dritt wohnen und sicherlich nicht so schnell so viel dreckig machen. Auf meine Frage hin erklärte mir Pilar aber, dass das mehr oder weniger üblich sei, in Spanien.