Silvestersekt unter dem Weihnachtsbaum
Neujahr in Russland: das bedeutet Sekt, Salat, Glockenspiel und Tannenbaum. Tannenbaum? Ja, denn in der Tradition um Väterchen Frost und Snegurotschka ist alles etwas anders, stellt draCKo fest.
"Neujahr - das ist für mich der Tannenbaum, sowjetischer Sekt, traditionelle Salate und ein Glockenspiel." meint die bekannte russische Schauspielerin Ekatarina Koreschewa.
Für Deutsche mag sich Tannenbaum zu Sekt wie Weihnachtsmann zu Schornsteinfeger verhalten. Doch in Russland fallen Weihnachten und Silvester auf einen Tag. Im letzten Jahrtausend wuchs eine ganze Generation mit einem Weihnachtsverbot auf. Bis heute wird Silvester als größtes Fest in Russland gefeiert, das mit dem Countdown der westlichen Welt begangen wird.
In der Silvesternacht legt Väterchen Frost in Begleitung seiner hübschen Enkelin Snegurotschka in jedem Haus die Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Jene Tradition wird früher so wie heute in vielen russischen Familien gepflegt.
Nachdem alle Geschenke verteilt sind und der Abend mit viel Unterhaltung in der Familie und mit Freunden verbracht wurde, lebt man vom 31. Dezember auf den 01. Januar in Nordwest Russland für zwei Stunden in der Zukunft. Wenn der Zeiger der tickenden Fernsehuhr Mitternacht verkündet, ist es in Deutschland erst 22 Uhr - langsam Zeit zum Öffnen der Sektflasche.
Diese könne man in Russland jedoch auch später öffnen. Später werde auch entschieden, wo man später feiert und später werden wir darüber sprechen. Man muss immer damit rechnen, dass man mit nichts rechnen sollte. Letztendlich kommt doch alles anders. Als Symbol des alltäglichen Lebens wird auch die Sektflasche erst so spät geöffnet, dass sich das Sekundenzählen auf zwei oder eins begrenzt.
Nicht zu spät verkündet um Mitternacht der Schlag der Uhr den Beginn eines neuen Jahres.
Das heißt jedoch nicht, dass man Weihnachten nicht als Anlass zum Feiern nehmen könnte. Dabei hätte es auch jedes andere Fest sein können. Doch der bunt dekorierte Weihnachtsbaum läßt keine Zweifel am Blick auf den Kalender aufkommen. Der zweite Zweifel verfällt mit dem ersten Gedanken über das angezeigte Datum: 6. Januar. Währenddessen man Silvester im Laufe der westlichen Zeit feiert, weihnachtet es seit einigen Jahren auch in Russland wieder. Nach dem Julianischen Kalender feiert man 13 Tage später, am 6. und 7. Januar, Weihnachten. Das Fernsehen überträgt abends den Weihnachtsgottesdienst. Doch das christliche Weihnachtsfest im Sinne Christ Geburt wird nur von wenigen Gläubigen in Russland zelebriert. Denn in sowjetischen Zeiten war jede religiöse Äußerung verpönt.
Heutzutage begrüßen zahlreiche Salate auf der Festtagstafel die Gäste am Weihnachtsabend. Ein Hauptgang folgt des kalten Buffets. Die Torte krönt den in Familie und mit Freunden gefeierten Abend mit zahlreicher Unterhaltung. Kuchen und Tee darf natürlich auch nicht fehlen. Die Geschenke brachte Väterchen Frost schon in der Silvesternacht. Zeit für Besinnlichkeit bleibt kaum.
Dabei hat man zehn Tage Zeit um sich zu erholen und die Weihnachtszeit zu genießen. Inoffiziell schon seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion anerkannte Weihnachtsfeiertage, verordnet heutzutage der Kreml mit zehn Tagen staatlichem Neujahrs- und Weihnachtsurlaub. Öffentliche Gebäude bleiben zu dieser Zeit geschlossen oder arbeiten mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Die Zeitungsregale zeigen nur die Preise der nicht vorhandenen Zeitungen an. Im Gegensatz dazu arbeiten viele Geschäfte am Silvesterabend bis 21 Uhr um am Neujahrstag schon um zehn Uhr wieder zu öffnen. Die Geschäftszeiten sind nicht gesetzlich geregelt.
Am 14. Januar begann nach dem alten Kalender das neue Jahr, was erneut ein Grund zum Feiern war.
In diesem Sinne: Frohes neues Jahr!