Schottland für Anfänger
Nach einer anstrengenden Reise nach Schottland erholt sich Freddy, indem er das Autofahren auf der „falschen“ Seite lernt. Und das bei den eher feuchten klimatischen Eigenheiten Schottlands, an die er sich aber auch langsam gewöhnt. Dabei wundert er sich amüsiert, dass er bereits mit anderen Deutschen Englisch spricht.
Mein erster Bericht aus der Ferne!
Ich fange einfach mal ganz vorne an: Die Anreise war relativ anstrengend, es hieß um 3.30 Uhr raus aus dem Bett. Leider konnte ich aus unerklärlichen Gründen erst gegen 2.30 Uhr richtig einschlafen. Dann schnell los zum Hamburger Flughafen und ab nach Brüssel. Und ich sag Euch, es gibt nichts Spannenderes, als fünf Stunden am Flughafen auf seinen Anschlussflug zu warten, aber auch das habe ich geschafft. Angekommen in Glasgow habe ich sogar mein Gepäck wieder gefunden.
Leider fiel mir nun auf, dass ich zwar wusste, dass ich mit der Bahn nach Stirling fahren sollte, aber ich bin mir nie wirklich im Klaren darüber gewesen, dass der Bahnhof nicht direkt am Flughafen liegt. So bin ich also auf die Suche nach einer Karte gegangen und siehe da: Glasgow hat zwei Kopfbahnhöfe. Ich erinnerte mich dunkel, dass Rike und ich beim letzten Mal von der Central Station quer durch Glasgow zur Queens Street Station gelaufen sind. Deshalb suchte ich einen Bus zur Queens Street Station und sah, dass ich wohl nicht der Einzige war, der auf diese glorreiche Idee gekommen war. Die Busverbindung hatte den einzigen Sinn und Zweck, den Flughafen mit den beiden Stationen zu verbinden. Deshalb war ich schnell dort, ein kurzer Anruf im Braendan Office, dass mein Zug Stirling um 16.00 Uhr erreicht und dann setzte ich mich in den Zug in Richtung Nordwesten.
Zum Bahnhof kamen dann Alaistor und Wendy mit dem Minibus, um mich und die neuen Familien abzuholen. Alaistor ist der Activity-Coordinator. Weil er aber nach diesem Stay geht, ist Wendy, seine Nachfolgerin, schon da.
In Braendam traf ich Trine und Hazel wieder, sowie die anderen Family Worker, Laura aus Finnland, Iris aus Deutschland und Nana aus Dänemark. Till aus Deutschland und Jill aus...ähm, gute Frage sowie Karolin aus Schweden sind gerade auf Heimaturlaub. Dann haben wir noch Julia und Sarah, zwei Freiwillige aus Callander und Aberfoye (ich sag Euch, Weltstädte!), die nur drei Mal pro Stay arbeiten.
Kurz eingeworfen: Ein Stay beginnt immer montags, geht dann bis dienstagmorgens der folgenden Woche. Mittwochs ist Trainig Day, dazu kann ich aber noch nicht wirklich etwas sagen. Donnerstags bis sonntags haben wir frei, es sei denn, es ist ein Wee Stay (wee = klein, kurz). Dann arbeiten aber nur Wenige und die haben dann im Gegenzug während des Big Stays mehr Tage frei. Außerdem ist immer ein Tag während des Big Stays frei, dafür die Arbeitstage aber länger. Alles in allem kommen wir auf 40 Stunden die Woche.
Aber zurück zu den Personen. Ich habe Brian, den Boss, Dee, seine Frau, Hazel, die Koordinatorin des Hauses, Ewan, den Koch und Catherine, die Sekretärin, noch nicht genannt. Alle sind supernett, nur leider verlassen uns Alaistor, Laura und Nana schon nach diesem Stay, aber da ich ein Jahr hier bleibe, werde ich so einige kommen und gehen sehen. Ich will Euch auch gar nicht weiter mit Namen nerven, aber so habt ihr bei späteren Storys zumindest ein bisschen Ahnung, um wen es geht.
Am ersten Tag war ich schon um 20.00 Uhr im Bett, da ich einfach nur müde war. Am nächsten Tag musste ich um neun Uhr anfangen zu arbeiten, habe meinen Wecker optimistisch auf acht Uhr gestellt, ihn am Morgen gekonnt ignoriert und schaute dann leicht panisch um Viertel vor neun auf den Wecker. Raus aus dem Bett und ab ins Bad, das natürlich von Laura besetzt war. Doch ich habe es trotzdem noch pünktlich geschafft, das ist der Vorteil, wenn man in einem Haus lebt und arbeitet.
Seitdem befinde ich in der Einführungsphase und übe mich im shadowing. Brian und Dee erklärten mir alles, morgen wird mir Hazel noch mehr erklären und abschließend Wendy, also erst einmal Informationen, Informationen, Informationen. Aber so ist das ja immer am Anfang.
Zum Glück sind Brian und Dee Engländer, deshalb ist es bei ihnen einfacher, alles zu verstehen. Bei Hazel und vor allem Ewan kann es schwieriger werden, aber sie geben sich alle sehr viel Mühe und wiederholen auch alles, da ich oft das Wort ‚,please?’’ auf den Lippen habe. Zum Glück habe ich mir das schöne ‚,what?’’ schon abgewöhnt.
So viel richtig Spannendes ist hier noch nicht passiert. Aber das kommt spätestens, wenn ich meine ,,Fahrstunden’’ nehme. Sobald ich genügend mit dem Auto plus Begleiter umhergefahren bin, macht Brian eine Art Prüfung mit mir, einmal Stirling durchfahren und zurück, und dann darf ich auch alleine Auto fahren. Sehr praktisch für die freien Tage.
Das macht einen auch unheimlich beliebt bei den anderen Freiwilligen, die entweder nur ein oder zwei Monate bleiben, so dass links fahren lernen keinen Sinn haben würde oder weil sie gar keinen Führerschein haben. Man kann Callander zwar auch mit dem Fahrrad erreichen, aber dazu hat man bei dem Wetter hier keine große Lust. Wie Brian treffend sagte: ,,You don’t like the Scottish weather? Wait!’’ Und es stimmt wirklich, heute hat es hier ungefähr fünfmal geregnet, zwischendurch war es bewölkt bis sonnig und dazu gab es einen schönen Regenbogen.
Ich versuche gerade die Digicam sowie meine Festplatte an den PC anzuschließen, doch - wie soll es auch anders sein - es funktioniert noch nicht so richtig. Aber ich habe ja noch ein bisschen Zeit, nur leider noch keine Fotos für Euch.
Eins noch zum Schluss: Braendam spricht man, als ob es ein deutsches Wort wäre, also das ae wie ein ä und das zweite a wie ein a. Nur so zur Info.
Viele Grüße
Freddy
Noch ein kurzes P.S.: Während dieser High-End-PC gerade die Verbindung zum Rest der Welt sucht, ist Till wiedergekommen. Ich saß mit ihm und Iris alleine im Staffroom und wir haben Englisch gesprochen. Ich fand es irgendwie lustig, aber zugleich auch vollkommen normal.