National und international.
Die Resignation der litauischen Bevölkerung ist groß, gerade wenn es um Europa geht. Während bei der letzten Europawahl im Jahr 2004 der Enthusiasmus noch groß war, ist jetzt Schweigen eingekehrt. Andrea_litauen schildert, warum das so ist.
Bis jetzt ist die Europawahl hier in Litauen so gut wie gar nicht präsent. Man hört im alltäglichen Leben nichts davon und nicht einmal in Internet ist sie wirklich ein Thema.
Woran das liegt? Die Jugendlichen, mit denen ich mich unterhalten habe, sagen meist das gleiche. Entweder es interessiert sie einfach nicht, oder sie äußern sich sogar recht negativ dazu.
Das liegt zum einen an den Ereignissen der letzten vier Jahre. Litauen ist seit 2004 Mitglied in der EU und die Bevölkerung hat sich damals viel von dem Beitritt versprochen. Das zeigt sich auch an der Wahlbeteiligung bei der letzten Europawahl, die, soweit ich weiß, sogar höher war als in Deutschland. Inzwischen hat sich aber größtenteils Resignation breit gemacht.
Zum einen wird der mangelnde Einfluss Litauens in Europa beklagt. Litauen hatte 2004 nur 13 Sitze im Europaparlament und dieses Jahr werden es nur noch 12 sein. Viele glauben, dass sie so kaum etwas bewegen können, weder innerhalb Europas noch für das eigene Land.
Zum anderen haben sich die Litauer Hilfe von der EU versprochen, gerade in den letzten Monaten, im Zuge der Finanzkrise. Das Land ist von der Krise hart getroffen worden, und die meisten Menschen haben Angst um ihren Arbeitsplatz. Dabei schüren die Medien diese Furcht noch weiter. Auch wenn davon im alltäglichen Leben nicht wirklich etwas zu merken ist – es ist zum Beispiel kaum etwas teurer geworden -, haben die Menschen sehr große Existenzängste. Die Hoffnung auf finanzielle Hilfe von Seiten der EU sind dabei nicht erfüllt worden.
Das alles trübt natürlich den Enthusiasmus, was die Europawahlen betrifft. Die Menschen sagen sich, wenn es schon auf nationaler Ebene nicht funktioniert, wie soll es dann erst auf internationaler Ebene funktionieren?