Jag läser nu svenska på folksuniversitetet
Mein Sprachkurs hat angefangen - ich saß nur in der falschen Gruppe.
So, der Sprachkurs hat angefangen und ich musste Bücher dafür kaufen. Ich unterschätzte den Preis und entschuldigte mich an der Kasse und ließ mir den Weg zur nächsten Bank erklären. Dort angekommen musste ich zwanzig Minuten vor dem Schalter warten, weil ich meine PIN-Nummer für den Automaten noch nicht erhalten hatte. In den Bankfilialen zieht man übrigens eine Nummer und wartet, bis man aufgerufen wird. Das ist hier so üblich.
Als ich endlich in den Genuss des Service des Geldaushändigens kommen durfte, erklärte man mir, dass jene Filiale, in der ich mich befand, kein Cash besitzt. Hier in Stockholm gibt es Bankfilialen, die haben kein Geld. Ich fand das verrückt und musste bei eisigen Minustemperaturen einen halben Kilometer nach Westen laufen. Dort gab es eine Filiale, die Geld auch ohne PIN-Nummer austeilt.
Dienstag war der erste Unterrichtstag in der Folksuniversitet und wie es sich für jemanden gehört, der den Verirrungen der schwedischen Sprache noch voll und ganz ausgesetzt ist, saß ich eine Stunde lang im falschen Kurs. Ich fand es schon komisch auf einmal zwischen Leuten aus Afghanistan, Iran, Irak, Mexiko, der Türkei und Nepal und Ghana und wo sonst noch her, die schwedische Floskeln für den Einstieg ins Berufsleben lernten zu sitzen – dachte mir, dass das sicherlich nicht für mich geeignet sei und fragte die Lehrerin, ob sie denn Britta hieße, denn dieser Name stand in meinem Bestätigungsschreiben und sie hieß natürlich nicht so.
Es dauerte allerdings nicht lange und ich fand die Truppe ganz toll. Das waren so liebe und lustige Menschen. Die junge Mexikanerin redete die ganze Zeit davon, dass sie Prinzessin werden möchte und die Frau aus der Türkei lachte die ganze Zeit über die Sprachfehler der anderen ohne jemanden damit zu verletzen, denn am Ende lachte sie über ihre eigenen verbauten Sätze – das fand ich total sympathisch. Ich habe selten so etwas gesehen. Da sind um die zwanzig Leute aus aller Herrenländer und die sitzen zusammen in einem Boot aus allen Muttersprachen dieser Welt, das durch die wilden Gewässer schwedischer Grammatik dümpelt und anstatt schwedisch zu lernen, lachen sie die ganze Zeit. Vielleicht ist Lachen auch die einzige Sprache, die man in so einem Haufen herrlich verrückter Menschen sprechen kann. Ob es in Hamburg solche Kurse gibt? Und ob es da auch so zuginge? Sarrazin hätte beim Anblick dieser Meute bestimmt sein Buch verbrannt.
Nach 60 Minuten wurde ich dann von der Herde getrennt und kam zu jenen jungen Schäfchen, zu denen ich eigentlich gehörte. Dort war es bei weitem nicht so lustig. Eher ernst und trocken – irgendwie westeuropäisch eben.