Irland- ein mediterraner Fleck im Atlantik
DieFee überkommt in Irland ganz unerwartet hausfräuliches Gebahren! Überhaupt ist einiges auf der grünen Insel wundersam, zum Beispiel, dass sie bisher fast nur Italiener und Spanier dort getroffen hat. Immerhin waren bei dem Volkstanz, mit dem DieFee ins Guinness-Buch der Rekorde kam, auch Iren dabei.
Mein Quartier in der 12er-WG (ein Zimmer, das ich mit Anne aus Berlin teile) gefällt mir inzwischen richtig gut! Ich hab’s dekoriert und das gute, bewährte Fee-Chaos ist auch eingezogen! Überhaupt ist das ganze Haus ein einziges Chaos. Wer mich kennt, weiß, dass ich es absolut nicht mit Hausarbeit habe, aber gestern packte es mich und ich musste einfach mal die Fenster putzen! Ist aber auch ein richtig schönes Erfolgserlebnis, wenn man plötzlich wieder das Sonnenlicht sehen kann!
Die beiden Trainings in Dublin waren gut. Im Gegensatz zum Simon-Community-Training, das richtig anstrengend war, verlief das EVS-Training eher wie eine Klassenfahrt! Es war toll, die anderen Freiwilligen kennen zu lernen, allen voran die total verrückten Freiwilligen Alicja (aus Polen) und Filippo (aus Italien), die auf den Aran Islands auf einer organic farm arbeiten, die von den Inselbewohnern allerdings „orgasmic farm“ genannt wird....
Filippo kommt aus Trieste, womit ich nun inzwischen tatsächlich Menschen aus allen Teilen Italiens hier kennen gelernt habe. Ständig trifft man in Irland Italiener oder Spanier - Iren bin ich dagegen außerhalb der Arbeit noch nicht so wirklich näher gekommen. Nun ja, vielleicht wird das was, wenn es mir endlich gelingt, einen Basketballverein ausfindig zu machen. Wer hätte gedacht, dass sich die Suche danach noch schwieriger gestaltet, als die nach einem Fahrrad! Oh je, jetzt muss ich wieder daran denken, dass mein geliebtes rosa Fahrrad einen Platten hat - Mist!
Bevor ich gleich Schluss mache, da meine Schicht zu Ende ist (ja, um halb 12 nachts gibt’s halt manchmal keine Arbeit hier und ich kann meine Gedanken dem Rest der Welt mitteilen), muss ich noch schnell vom letzten Wochenende erzählen, denn das war sehr wichtig für Cork. Am Samstag haben wir uns im Guinness Buch der Rekorde verewigt, da wir mit über 8.000 Menschen einen irischen Volkstanz getanzt haben. Das war vielleicht ein Spaß! Wir sind da mit dem Projekt hingegangen und hatten keine Ahnung, wie dieser Tanz überhaupt geht, aber irgendwann haben wir das komplizierte System von Schwingen, Partnertauschen und Hüpfen verstanden! Das sollte man mal in Deutschland einführen - gerade die wechselnden Partner sind lustig, denn mal tanzt man mit einer alten Großmutter, mal mit einem Kleinkind und mal mit einem amerikanischen Austauschstudenten, den man natürlich abends dann auch zufällig im "Brog" wieder trifft.
So etwas passiert mir hier ständig! Irgendwie scheinen in Irland Zufälle, die anderswo unglaublich sind, wahrscheinlicher zu sein. Zum Beispiel saß ich am Anfang meines EVS bei einem Ausflug mal im Bus neben zwei Spaniern. Und drei Wochen später traf ich die in Dublin in einem Pub! Auf der Rückfahrt von Dublin saß ich neben zwei Italienern und die traf ich zwei Tage später in Cork im Supermarkt wieder! Natürlich, wieder Spanier und Italiener...
Aber ich schweife ab! Wollte ja eigentlich vom Wochenende berichten! Am Sonntag passierte noch etwas Wichtigeres: Cork gewann das All Ireland Hurling Finale gegen Galway! Und seitdem flippen die hier so aus, wie das bei uns wäre, wenn Deutschland Fußballweltmeister würde! Vielleicht fragt Ihr Euch: was ist Hurling? Ja, das habe ich mich am Anfang auch gefragt! Es ist eine sehr merkwürdige Sportart, die wie eine Mischung aus Football, Hockey, Fußball und Handball aussieht und die äußerst brutal ist! (Anm. d. Red.: Auch carohendrys weiß darüber in ihrem Städteprofil Dublin zu berichten.)
Nächste Woche bekomme ich meinen ersten Besuch aus der Heimat - die Judith kommt! Und ich freue mich schon so riesig darauf! Denn irgendwie bin ich nicht wie manche anderen Freiwilligen hier in meinem Projekt, die sagen: "och, joa, ich bleib ein Jahr oder zwei und nach Hause fahr ich gar nicht." Ich muss einfach regelmäßig irgendwen von zu Hause sehen! Okay, vielleicht bin ich ein Weichei, aber so schön es hier auch ist: Ohne meine Familie, meine Freunde und meinen Freund fehlt immer ein Stück von meinem Innersten. Klingt irgendwie blöd, aber so isses!