Indonesian lifestyle
Für hausi38 stellt die indonesische Lebensweise eine neue Herausforderung dar. Seit einigen Wochen spielt sie in einem Hockey-Team und lernt die indonesische Sprache immer besser.
Hallo alle zusammen,
Heute habe ich etwas mehr Zeit, da ich seit ein paar Tagen in Jakarta bin, zusammen mit meinem Hockeyteam!
Ich bin vor ein paar Wochen dem Hockeyteam beigetreten, da dann aber so viel los war, konnte ich nicht oft zum Training gehen, trotzdem haben sie mich mit nach Jakarta zu diesem Turnier genommen, das fast zehn Tage lang ist!
Dafür dürfen wir offiziell die Uni schwänzen, denn dieses Turnier hier ist sehr wichtig und sehr prestigehaft. Wer hier gewinnt hat einen Namen und wir sind auf gutem Wege, morgen bestreiten wir das Halbfinale. Ich spiele im Mixteam! Das ist sogar in Deutschland selten, aber hier – in einem riesigen muslimischen Land – spielen die Besten im Mix-Team, weil es das wichtigste Team ist.
Indonesien überrascht mich wirklich. In Ungarn gab es kein Hockey und dort habe ich noch gescherzt, dass ich ja wohl nie im Leben in Indonesien Hockey spielen werde… und jetzt das! Ich bin begeistert. Dabei ist das Hockey selbst hier nicht DIE Herausforderung für mich, sondern eher die indonesische Lebensweise, die ich hier live miterlebe. Es ist toll, aber soooo anders. Mein ganzes Team, außer einem Mädchen, spricht fast ausschließlich Indonesisch. Das schließt mich inhaltlich zwar aus den Witzen und auch aus den Teambesprechungen aus, aber es tut meinen Sprachkenntnissen so gut und ich merke, wie ich besser werde.
Das ist echt die beste Übung, obwohl ich auch sagen muss, dass mir eine tiefgründige Unterhaltung auch ein wenig fehlt. Wir wohnen – Jungs und Mädels, insgesamt so 25 Leute – in einem Haus mit zwei Schlafräumen a zehn qm. Es gibt hier keinen einzigen Tisch, kein Bett, kein Teppich und kein Stuhl. Alles (!) findet auf dem Fußboden statt und das ist nichts Außergewöhnliches.
Wir essen auf dem Boden (natürlich mit der rechten Hand – schon mal versucht Reis mit einer Hand zu essen?!), quatschen, haben unsere Meetings, schlafen auf dem Boden (übrigens ein Fliesenboden). Die erste Nacht war eine Qual, aber man gewöhnt sich an alles, mein Rücken hat sich an das harte "Bett" gewöhnt, meine Knie an das viele Hocken und mein Kopf an die Enge. Es gibt so viele Menschen in Indonesien, da ist für Platz kein Platz :). So kommt es oft vor, dass ich neben einem Mädchen, das schläft, esse, während das nächste sich gerade neben mir schminkt und das nächste gerade betet.
Apropos beten, das findet fünf mal am Tag statt, das ist ganz normal, am Anfang hab ich immer noch geguckt, wie sie das machen, mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt und es ist nicht besonderes mehr. Aber, dass sie dafür um halb fünf aufstehen, das finde ich immer noch Wahnsinn und was ich noch viel verrückter finde, ist, dass ich auch aufstehe und meinen Tag starte. So waren wir heute um halb sechs Laufen. Später geht fast gar nicht, weil es dann einfach zu warm wird und selbst heute Morgen ran der Schweiß nach drei Minuten. So ist das, welcome to Indonesia! Den ganzen Tag hängen wir eigentlich nur rum, es ist einfach zu heiß um was zu tun. Wenn es dann dunkel ist, kommt Leben in die Bude, aber eben nicht bis spät, denn um halb fünf ist die Nacht ja schon wieder zu Ende.
Hockey ist hier auch etwas anders. Wir spielen auf Steinfußboden! Das würde in Deutschland schon mal entsetzen auslösen, für die, die sich auskennen: Wir spielen Indoor-Hockey, was hier natürlich draußen ist, denn drinnen ist es meist noch heißer als draußen.
Es gibt keine Zahnschützer, keine Handschuhe, Schienbeinschoner nur für Weicheier (ich hab mir trotzdem welche zugelegt…) und der Torwart, naja, der ist auch nur halb geschützt. ABER: bis jetzt ist nichts passiert, also weniger als bei jedem Turnier in Deutschland.
Ich glaube, die Indonesier wissen, wie man fällt und sich sicher bewegt… Das ganze Turnier läuft ziemlich friedlich ab, keiner meckert mit den Schiedsrichtern, was den einfachen Grund hat, dass keiner der Spieler die Regeln richtig kennt. Das macht den Job für den Schiedsrichter natürlich einfacher. Ich mit meinem deutschen Temperament (das gibt es tatsächlich) werde immer etwas angeschaut, wenn ich meine Kommentare nicht unterlassen kann.
Meine Teamkollegen machen sich einen Spaß draus. So leise die Spieler sind, so laut sind die Zuschauer. Da geht's ab, da macht es fast mehr Spaß zuzuschauen, als selbst zu spielen. Also, alles anders und während mir der Schweiß wieder mal den Rücken runterläuft, geht draußen ein Gewitter los (die Regenzeit ist noch nicht vorbei). Übrigens hat unser "Hallendach", denn eigentlich ist es keine richtige Halle, weil die Seiten offen sind, ziemlich viele Löcher. Wenn also die Regenzeit mal wieder grüßt, dann ist das Spiel für unbestimmte Zeit unterbrochen und die Veranstalter suchen alle Eimer zusammen um das Regenwasser aufzufangen.
Alles wartet geduldig und nach 90 Minuten Regen kann es dann weiter gehen. Das ist Indonesien. Hektik, dafür ist es zu warm :).
Entspannte Küsse aus Indonesien. Bis zum nächsten Mal.
Julia
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