Grippewelle?
Ruhige Woche im Kindergarten. Na, wenigstens war am Wochenende was los.
Hey hey, ich melde mich mal wieder zurück. Post-SFG... natürlich reicht fürs Erste nichts an die letzte Woche ran. Aber dafür war es echt okay.
Natürlich ging ich am Montag nicht grad in Hochstimmung in den Alltag zurück. Es war ein ganz unangenehmes Gefühl, den Montagabend frei zu haben, anstatt zu einem Meeting zu gehen. Immer, wenn ich in mein neues Notizbuch mit dem SFG-Sticker schaute, spürte ich einen leichten Stich... aber die Kinder können nichts für meine privaten Probleme, also musste ich mich zumindest bei ihnen gut gelaunt geben.
Was sich als gar nicht so schwierig herausstellte, denn sieben (!) von elf Kindern waren krankheitsbedingt nicht da. Na, willkommen im Winter... ich hab vielleicht Augen gemacht, als ich morgens in den Kindergarten kam und nur Alex da war. Wie gesagt kam es aber sehr gelegen, nicht nur wegen meiner Laune, sondern auch, weil ich so furchtbar viel Schlaf von der Woche nachzuholen hatte.
Die Kids waren aber nicht die einzigen, die es erwischte – Dienstag lag Johanna flach. Das hat mir wirklich Sorgen gemacht, sie klang gar nicht gut, und wir alle drängten ihr Schmerztabletten und literweise Tee auf. Außerdem half ich in ihrer Gruppe aus (die vier Kinder halten Csilla und Juliana auch ohne mich am Leben). Nun ja, das war... mäßig. Als ich umringt von fremden Kindern war, wurde mir erst mal wieder bewusst, wie sehr ich meine eigenen mittlerweile liebe. Die Arbeit ist ganz anders, ich interagierte viel weniger mit den Kindern – einerseits, weil sie sich natürlich viel besser benehmen und eigenständiger sind, dann weil die Kinder schon flüssiges Ungarisch sprechen und ich nicht, und nicht zuletzt, weil in der Gruppe ein festes Programm herrscht, in das ich nicht eingreifen kann. Es wird viel getanzt, gesungen und gelernt, was wiederum ganz süß war. Trotzdem, eigentlich wollte ich zurück.
Das wurde mir am Mittwoch aber nicht gewährt. Allerdings nahm ich dieses Mal Tassi mit nach oben, um zu schauen, wie er sich in der anspruchsvolleren Gruppe so verhält. Ahhh, er war wirklich toll! Ganz geduldig, ganz lieb... natürlich kam er nicht immer mit, gerade bei den Tänzen war es sogar mir (!) manchmal zu schnell, und zum Ende hin war es ihm zu viel und er fing an zu weinen. Aber das ist ganz normal. Ich bin so stolz!
Am Abend trafen Johanna und ich noch unsere Koordinatorin Tekla, die für die Uni in der Stadt war. JUCHHU! Die ist einfach so lieb, und dabei war es ein einziges Durcheinander, einander zu finden. Sie, ich und Johanna landeten an drei verschiedenen Enden der Innenstadt. :D Irgendwie haben wir es aber doch geschafft und saßen in einem Bahnhofscafé zusammen – meiner Meinung nach viel zu kurz, aber sie musste ihren Bus nach Hause kriegen. Ich hätte eigentlich gar nicht mehr Glück mit meiner Entsendeorganisation haben können.
Donnerstagmorgen gab es wieder eine Krippenspielprobe! Und auch wenn Berta, die Erzieherin, etwas gestresst wirkte – was ich verstehe – entwickelt es sich doch wirklich! Die Lieder prägen sich langsam ein, und alle finden Gefallen an ihren Rollen – alle außer Lörinc. Was ich mit ihm machen soll, weiß ich nicht genau. Ich habe ihm schon eine Rolle ohne Sprechen gegeben, den Stern, und trotzdem mag er nie mitmachen.
Als ich zurückkam, fand ich Tudor, das neunmonatige Kind, krank und fiebernd vor. Fragt mich nicht, wieso er trotzdem im Kindergarten war. Seine Mutter arbeitet nicht, sie ist tagsüber daheim. Irgendwann war der Junge so erschöpft, dass er in meinen Armen einschlief und ich ihn nicht mehr aufwecken konnte, egal was ich tat – ich sprach ihn an, schüttelte ihn, versuchte ihn hinzustellen, zog seine Augen auf... nichts. Csilla schaffte es irgendwann, und als er aufwachte, schrie und weinte er nur noch vor Schmerzen.
Gott sei Dank wurde er in meiner Mittagspause abgeholt, denn die Leiter hatten zu der Situation nichts beizutragen außer eine Packung normaldosiertes Ibuprofen – für ein Kind von nichtmal einem Jahr! - und ein „Don't worry“. Wow! Es hat all meine Selbstkontrolle gebraucht, um nichts zu zerschmettern! Und als diese unmögliche Mutter den Jungen wieder in den Kindergarten brachte, rutschte mir vor allen anwesenden Kindern ein lautes „F*** her!“ heraus.
Ich möchte nie, nie wieder ein Kind leidend im Kindergarten vorfinden, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Und es lässt sich vermeiden. Immer. Sieben von elf Kindern fehlten in dieser Woche, sieben Kinder mit berufstätigen Eltern und weniger schlimmen Krankheiten. Ich bin hier absolut nicht verständnis- oder kompromissbereit. Die Sicherheit und Gesundheit des eigenen Kindes kommt vor allem, und sie kommt garantiert vor der eigenen Bequemlichkeit.
Hui. Okay, ich komme kurz runter und erzähle dann weiter.
Der Tag war ja nicht nur schlecht. Pokemon Mond kam raus. JA! Darauf habe ich seit über einem Jahr gewartet und an dem Tag auch alle mit genervt. Auch wenn ich noch nicht weit bin, weil ich hier irgendwie Zeit für nichts finde, freue ich mich riesig!
Außerdem ging ich abends zu einer Game Night, wo viele Freunde von mir waren. Das war echt witzig, wir spielten zuerst sowas wie Tabu, wobei man diverse Begriffe beschreiben oder nachahmen musste. Ohne Tabu-Begriffe, man durfte alles verwenden außer das zu beschreibende Wort, und trotzdem schaffte es ein Junge namens Otto, „Harry Potter“ als „The main character from Harry Potter“ zu beschreiben... meine Güte. :D Danach gingen ein paar von uns noch in eine Bar, und Otto stellte sich doch als ganz sympathisch heraus.
Freitag wurde in der Kita der erste Advent gefeiert. Das war ganz süß, auch wenn unsere Gruppe schon wieder nicht mitmachen durfte. Das geht Juliana und mir gehörig auf die Nerven. Trotzdem war es nett, die Kinder durften alle Äpfel mit Kerzen rumtragen und dann zusammen Adventskalender basteln.
Danach musste ich noch zur Polus Shopping Mall, um an speziellen Klebstoff für meine Winterschuhe zu kommen – die Sohle war zur Hälfte ab und ich kann mir keine neuen Schuhe leisten. Meine Güte, ist die Mall riesig, das ist unfassbar! So was hab ich noch nie gesehen... besonders im Hypermarkt da kriegt man wirklich alles, es ist abstrakt. Alles... außer dunkles Brot. Meine Güte, wieso muss ich eigentlich immer einen halben Dämon beschwören, wenn ich ein Vollkornbrot kaufen will?
Samstag haben Jojo und ich unser Zimmer aufgeräumt und dann umgeräumt. Jetzt sieht es weniger nach einem Jugendherbergen-Zimmer und mehr nach einem Zuhause aus, ist richtig schön, wenn man reinkommt... und hey, wir haben endlich einen Esstisch. :D Abends ging ich noch mit ein paar Leuten in eine Bar und dann ins Delirio.
Sonntag stand etwas aufregendes an - mein erster Hitchhike! Juliana und ich wollten in ein kleines Dorf, nur eine halbe Stunde entfernt… das war total cool. Nach nur zwei Minuten hielt auch schon ein Auto an und fuhr uns sogar bis vor das Schloss, das wir uns ansehen wollten. Das war dann nicht ganz so spannend, besonders nicht im Regen.
Nächste Woche Mittwoch geht unser langes Wochenende los, und wir fahren nach Ungarn! Ah, ich freue mich riesig. Debrecen und Budapest stehen an. Außerdem werde ich mein erstes Adventskalendertörchen öffnen, das ist ganz toll! Ihr werdet beizeiten alles davon hören – bis dann!