Ganz viel & ganz bunt!
Wochenendausflug nach Riga, die erste Woche unserer Workshops für Kinder & ein Festival zu ehren des wohl berühmtesten lettischen Autors.
Es gibt so viel zu erzählen - mal wieder - und dabei ist es nur eine Woche, die ich hier zu digitalem Papier bringe. Ich kann schonmal alle beruhigen, die befürchten, dass ich jeden zukünftigen Rigatrip einzeln schildere: Ich werde noch sehr oft nach Riga fahren, aber das wird nicht passieren ;) . (Wer aber jeden Tag, den ich in der Hauptstadt verbringe, als detaillierten Bericht möchte, kann das gern privat bei mir beantragen ^^,) Mittlerweile muss ich sagen, dass ich mich in der Altstadt fast schon ein wenig heimig fühle. Zumindest kann ich mich ohne Probleme orientieren, was wohl auch daher kommt, dass ich auch vor meinem EFD schon das ein oder andere Mal hier unterwegs war. Vor genau einer Woche also sind Anna und ich zusammen mit dem deutschen Praktikanten, der bei uns im Haus wohnt und Jonas (ebenfalls ein Praktikant, der bei uns gewohnt hat), dessen letzter Tag in Lettland anstand, nach Riga gefahren. Zuerst waren wir Mittagessen in einem gemütlichen Restaurant. Das mussten wir erstmal finden, obwohl das Aussehen ziemlich markant ist: Ein Gebäudeteil sieht aus wie eine Windmühle. Trotzdem dauerte es ein Weilchen, bis wir schließlich dieses schmucke Haus vor Augen hatten. Eine Stunde Fahrt nach Riga, eine gefühlte weitere, bis wir das Restaurant gefunden hatten ... ^^
Unseren weiteren Tag haben wir dann größtenteils im Zentrum verbracht. Wir haben Jonas die Altstadt gezeigt, waren ständig in irgendwelchen Cafés, haben die Orthodoxe Kirche angeschaut und waren im 26. Stock des Hotel Radisson. Das ist ein Hotel-Tower, von dessen oberstem Stockwerk man einen fantastischen Blick über Riga hat - man beachte das Foto im Anhang. ;) Nun gut, um ehrlich zu sein ist das oberste Stockwerk nicht das 26. , sondern das 27. Aber dort befindet sich eine Art "Event Room" und ich vermute mal ganz stark, dass man den mieten muss. Wer hat, der kann eben. Und um ganz ehrlich zu sein, muss man für die beste Aussicht die Bar im 26. Stock besuchen, denn außer ebendieser gibt es nur ein kleines Fenster zum durchgucken (und den Fahrstuhl, aus dem man wunderbar rausschauen kann). Die Drinks in der Bar sind uns zu teuer - das Fenster reicht für schöne Fotos. Weitere schöne Fotos kann man auch auf dem Dach der Gallerija Riga machen. Die Dachterasse des Kaufhauses ist vielleicht nicht ganz so hoch gelegen wie das oberste Stockwerk des Radisson, aber begehbar.
Ein weiteres Event an diesem Tag war der Markt. Es gibt in Riga Supermärkte, ja. Aber viel spannender ist es, den "Rimi" oder "Elvi" mal links liegen zu lassen und die großen Hallen in der Nähe des Busbahnhofs zu besuchen. Hier und rundherum gibt es nahezu alles zu kaufen. Draußen gibt es Buden und Verschläge, wo von Schuhen bis Klopapier alles zu erstehen ist, in den Hallen gibt es Massen an Lebensmitteln. Ich habe mittlerweile eine ganz neue Sicht auf Lebensmittel seit diesem Besuch. Wenn man nicht an fertigen Würsten vorbeigeht, sondern an frisch geschlachtetem oder wenn man vor sich auf Eis gebettet Fische sieht, die noch atmen, dann bekommt man ein ganz anderes Bewusstsein für diese. Diese Erfahrung nehme ich mit und werde sie mir gut bewahren. Das Bild von den Fischen lasse ich hier mal lieber weg, dafür gibt es bunte Ananas ;) . Kleiner Fun-Fact by the way: Draußen gab es einen Blumenstand, der einen förmlich umhaut vor Farben. Ich fotografiere ihn begeistert, gehe näher ran und bemerke: Oh, das sind ja alles künstliche Blumen ...
Unsere Woche war vor allem durch die Workshops geprägt, die Anna, Juliya und ich organisiert haben. Für den September ist das unser Hauptprojekt. Jeweils ab 15:30 Uhr bis 19:00 Uhr bieten wir den Kindern im NGO-Center von Stelpe diverse Bastel- und Spielangebote an. Am Montag haben wir mit den ersten Interessierten ein großes Poster gebastelt, um den Raum etwas mehr zu gestalten. Am Dienstag hieß das Highlight dann: "Collage of your future dreams". Wer kennt das nicht, dieses tolle Gefühl, wenn man sein Traumhaus aus dem Magazin schnipselt und es stolz leimverschmiert neben den Traummann klebt? *-* Auch wir Freiwilligen haben fleißig mitgebastelt und so manches Kunstwerk zu Tage gefördert. Die Kids jedenfalls waren begeistert und mit Feuereifer bei der Sache und manche haben schließlich ihre fertigen Poster sogar im Zimmer aufgehängt, wie sie uns am nächsten Tag, dem Mittwoch, berichtet haben. Dieser stand ganz im Zeichen der gesunden Ernährung oder anders gesagt der Antwort auf die Frage: "Wie mache ich mit den Kindern etwas leckeres zu Essen ohne Herd oder Backofen?" Wie schon ein mehr oder weniger bekanntes Lied lautet: O-o-obstsalat! Eigentlich wollten wir gerne die vielen Äpfel, die die Kinder mitgebracht hatten, noch gegen anderes Obst eintauschen. Tauschspiele sind lustig, also warum besucht man nicht mal die Nachbarn und versucht, noch etwas Abwechslung für die fruchtige Mahlzeit zu bekommen? An Schenkensfreude mangelte es den Bewohnern von Stelpe nicht. Das klitzekleine Problem war: So ziemlich JEDER hat mindestens einen Apfelbaum. Also haben alle Äpfel und Äpfel und ... Äpfel. Die Rettung lag in Annas Kühlschrankfach: Bananen. Mit ein paar Pflaumen, die eines der Kinder noch mit hatte, gab es also wenigstens etwas Biodiversität im Obstsalat und der Tag war gerettet. Für diese Woche war der Donnerstag der letzte Tag mit Aktivitäten. Bisher waren immer maximal 5 Mädchen gekommen. Doch dieser Nachmittag toppte alles. Zum einen kamen auch Jungen - Hurra! :D - und zum anderen waren es zeitweise so viele Kinder, dass wir nicht genügend Stühle zur Verfügung hatten. Doch Lösungen sind gefunden und der Tag wird bunt und voll, auch etwas laut zwischendurch, alles in allem also richtig gelungen. Es wird gespielt, gebastelt und gemalt - am Ende war der Tisch ein eigenes Kunstwerk für sich, mit lauter Farben und neuen Formen.
Am Freitag fand ein Festival zu Ehren des sehr berühmten lettischen Autors Rainis statt. Wie ich herausgefunden habe, hat dieser Mann ebenfalls sehr viel für die Unabhängigkeit Lettlands 1918 getan und war dann sogar der erste Premierminister. Für die Feierlichkeiten müssen auch einige Vorbereitungen getroffen werden und so sind wir Freiwilligen am Vormittag in der Schule und betreuen einige Klassen, deren Lehrer bei den Festvorbereitungen helfen. Am frühen Abend beginnt dann das Spektakel. Gefeiert wird bei einem traditionellen Haus, das schon seit einiger Zeit renoviert wird (man kann es auch besichtigen und sich den Fortschritt des Projektes ansehen). Eröffnet wird das Festival mit einigen Grußworten, deren Inhalt ich leider noch nicht verstehe und einigen schönen lettischen Lieder, die von einer Gruppe Kinder vorgetragen werden. Rund um das Haus gibt es dann noch Angebote, die alle irgendwie in Verbindung mit Werken des Autors stehen, wie z.B. einen Kreativworkshop, wo man blaue Blumen aus Krepppapier basteln kann, eine Kletterwand, Suppe kochen mit lustigen Hexen, Gedichtvorträgen usw. Den Abschluss bilden eine eindrucksvolle Theatervorführung und ein Spaziergang durch die abendliche Landschaft zum nahe gelegenen Friedhof. Viele Leute haben Kerzen dabei, die dann an einem Grab in Erinnerung an Rainis abgestellt werden. Wir Freiwilligen haben auch unseren Teil dazu beigetragen und Freundschaftsbänder verteilt, die wir in den Tagen vorher geknüpft haben. Wir dachten, wir würden diese Menge niemals fertig stellen und doch haben wir es geschafft. ^.^ 100 gelb-blau-gestreifte Armbänder finden an diesem Abend einen neuen Besitzer.
Heute fand ebenfalls noch einmal eine Veranstaltung anlässlich des Festivals statt. Um 17:00 Uhr begann an der Open-Air-Bühne in Stelpe ein Chorkonzert mit zwei Chören und vielen traditionellen lettischen Liedern. Natürlich ist mir die Bedeutung der Texte entgangen, aber was ich gehört habe, hat mir gefallen und ich sehe meinem Lettisch-Unterricht schon voller Erwartung entgegen. Ich muss lettisch lernen. Unbedingt.