Ein großer Schritt für mich, ein kleiner Schritt für die Menschheit
„Das Herz sagt bleib, der Kopf sagt geh! Herz über Kopf.“ Von der Zeit vor meiner Abfahrt, während der Hinfahrt und ein kleiner Einblick in meine ersten Tage in Frankreich selbst.
Wegen massiven Internetproblemen (nein, ich bin nicht in der Mongolei, Peru oder Nicaragua, sondern „nur“ in einem Örtchen am Genfer See; aber dazu später mehr) gibt es den ersten richtigen Eintrag erst jetzt.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll... Hhm, am besten vermutlich der Reihe nach.
Sonntag, 6.9.2015
In aller Frühe geht es für mich samt meinen Eltern, zwei Koffern, einem Trekkingrucksack und meinem Fahrrad ins Auto auf in Richtung S. Meine Aufregung hält sich etwas in Grenzen. Das kann aber durchaus an der Frühe liegen, in der wir mein zu Hause verlassen. Dafür läuft meine Mama seit gefühlt Wochen wie ein kopfloses Huhn durch die Gegend aus Angst ich könnte etwas ganz Wichtiges vergessen.
Je näher Sonntag kam, desto mehr habe ich begonnen Abschiednehmen zu verabscheuen. Denn umso mehr kam es bei mir an, dass ich wirklich bald für ein Jahr weg sein würde und umso schwerer fiel mir der Abschied [siehe „emotionale Eskalation am Samstagabend“. Den Leuten, die nicht mit dabei waren, möchte ich das lieber ersparen...].
Aber zurück zur Autofahrt. Langsam kommen Zweifel in mir auf. [1. Passt wirklich alles in das Auto hinein? Vor allem wenn man bedenkt, dass ich ab S. Bei meinem Mitfreiwilligen M. mitfahren werde, der mindestens genauso viel Zeug haben wird wie ich. 2. Möchte ich wirklich ein Jahr von zu Hause weg? Mich ins Abenteuer nach Frankreich stürzen? Auf eigenen Beinen stehen und vielleicht manchmal Momente der kompletten Überforderung erleben?] Ersteres bejahe ich ganz optimistisch. Wozu haben ich ansonsten so gut überlegt gepackt, sodass es gar kein Problem wäre, wenn meine Eltern den kleineren der beiden Koffer wieder mit nach Hause nehmen? Und zweiteres schiebe ich erst einmal ganz weit von mir weg. Früher oder später würde ich ja doch ausziehen. Warum also nicht jetzt? Und ins Ausland wollte ich sowieso schon immer einmal länger.
Mit diesen Gedanken im Kopf verabschiede ich mich von meinem noch ziemlich schlaftrunkenen Bruder und versuche die vorerst letzte Autofahrt mit meinen Eltern zu genießen.
In S. Erwartet und M.s sehr nette und packoptimistische Familie. Das Fahrrad? Klar passt das drauf. Der Trekkingrucksack? Passt locker noch! Der PC? Was für eine Frage! Und als dann auch noch die letzten skateboardartigen Geräte - wohlgemerkt im Kofferraum!- verstaut sind, geht es nach einer kurzen Verabschiedung von meinen Eltern Richtung Genfer See.
Nach mehreren Stopps (die sich am Genfer See anhäufen) erreichen wir schließlich Thonon-les-Bains bzw. Armoy. Hier werden M. Und ich für ein Jahr wohnen. Auf dem Weg dorthin begegnen uns zahlreiche Kühe, Hunde, Katzen und sogar Hühner. Kurz um, wir sind auf dem Land; was mich aber (noch) nicht im geringsten stört. Nach einiger Wartezeit kommt L., unser zukünftige Chef und überrascht uns mit seinem Kollegen T. Und dessen Frau mit einem selbst zubereiteten Essen in unserer Küche. Herzlicher könnte der Empfang beinahe nicht ausfallen. Auch unserer Vermieterin A.-M. Konnten wir ein Kennenlern-Kaffetässchen nicht abschlagen. Und so kommt es, dass ich bereits nach ca. vier Stunden einen schweren Kopf habe. Das liegt aber nicht am Wein (in diesem Punkt erfüllen übrigens alle Franzosen, die ich bis jetzt getroffen habe das Klischee), sondern an dem vielen Französisch. So viel Französisch bin ich nicht gewohnt. Am Anfang verstehe ich so gut wie gar nichts. Mittlerweile (nach fast fünf Tagen) geht es etwas besser. Geschätzt würde ich sagen, dass ich ein Viertel bis ein Drittel verstehe. Das Reden funktioniert aber noch nicht so gut.
Nun ja, nach einem großen Mahl, ging es dann ins Bett. In meiner ersten richtigen Wohnung. Ich bin stolz. Stolz, eine eigene Wohnung (okay WG) zu haben. Stolz auf mich, dass ich es endlich hierher geschafft habe. Aber so richtig realisieren kann ich es noch nicht.
Montag, 7.9.2015
Unser erster richtiger Arbeitstag steht bevor. Gnädiger Weise müssen wir aber erst um eins anfangen, sodass morgens noch genug Zeit für einen großen Einkauf bleibt. Da ich noch nie länger als zwei Tage in Frankreich war und folglich auch noch nicht bewusst in einem Supermarkt einkaufen war, bin ich erschrocken, dass alles noch einmal in Plastik eingepackt ist. Ich dachte das sei nur in Amerika so... Nachdem dann sämtliches Obst und Gemüse, Toilettenpapier und ein Besen seinen Weg in den Einkaufswagen gefunden hat, geht es wieder nach Armoy, wo wir kurz essen. Viel Zeit bleibt aber nicht. Direkt geht es weiter nach Allinges, wo sich das Centre des Loisirs befindet, in welchem wir unseren EFD (oder auf Französisch SVE) ableisten werden. L. Führt uns einmal durchs ganze Zentrum, stellt uns dem vierköpfigen Team vor, macht uns mit den beiden Lamas (Pakita und Domingo) und dem Hasen (Noisette) bekannt. M. Und ich haben einen eigenen Schreibtisch und werden direkt in die Arbeit eingebunden.
Zwischen halb vier und fünf geht es Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags in die Schule nach Orcier. So auch heute. Mit dem Mini-Bus geht es vom Centre aus zur Schule.
Bis vor Kurzem war es in Frankreich noch Gang und Gebe, dass die Kinder bis um fünf Uhr in der Schule bleiben. Durch eine Reform geht die Schule nun nur noch bis viertel vor vier. Nichtsdestotrotz müssen die Kommunen aber eine Betreuung bis um halb fünf gewährleisten. Wie man sieht: Sinnlose Vorschriften gibt es nicht nur in Deutschland...
Auf Grund dieser neuen Vorschrift kommen wir Animateure ins Spiel. Wir betreuen die Kinder. Ich war bis jetzt immer mit meiner Kollegin M. unterwegs und habe eine bestimmte Klasse betreut.
Auf dem Rückweg von der Schule nach Hause ging es dann ans Mini-Busfahren. Und siehe da: es hat funktioniert! Ich bin Mini-Bus gefahren. Und das - wie ich finde - gar nicht mal so schlecht. Allerdings ist mir hier das Tempolimit noch etwas suspekt. Innerorts ist eigentlich 50 km/h erlaubt, außerorts 90 km/h. Die 50er Zonen werden aber immer wieder durch 30er Zonen unterbrochen und die Straßen außerorts sehen nicht wirklich so aus, als ob sie ein Auto, das 90 km/h fährt heile wieder von sich lassen. Aber gut, der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass der Mini-Bus doch schon sehr ramponiert ist und ein Schlagloch mehr oder weniger auch nicht mehr viel ändern werden.
Wieder zu Hause widmeten M. Und ich uns dem Rätsel des nicht funktionierenden Internets. Aber auch unserer Vermieterin A.-M. Konnte uns nur mit einem Schulterzucken mitteilen, dass der Mann fürs Internet erst in der nächsten Woche kommen kann. A.-M. Ist total lieb und versucht uns immer zu helfen. Sei es mit einer Decke (unserer Wohnung ist total kalt aufgrund der Fliesen und ich habe die ganze erste Nacht gefroren) und indem sie uns hilft unsere Dunstabzugshaube auszuschalten, die sich aus unerfindlichen Gründen selbstständig gemacht hat.
Dienstag, 8.9.2015
Nach einem gemeinsamen Frühstück wurden M. Und ich von zu Hause aus von einem unserer Kollegen abgeholt. Offiziell sollten wir um 10 Uhr im Centre anfangen zu arbeiten. Letztendlich waren wir aber erst um halb elf da. Franzosen und Pünktlichkeit scheint ein Kapitel für sich zu sein.
Auf der Arbeit angekommen, nahmen wir an unserem ersten Teammeeting teil. Obwohl scheinbar alles immer sehr spontan und auf den letzten Drücker erledigt wird, wird trotzdem irgendwie vieles durchgeplant. Uns beiden EFDlern wurde eröffnet, dass wir bis Freitag ein Projekt für die „Périscolaires“ (die Kinder, die wir vier Tage die Woche immer eine Stunde lang in Orcier besuchen) zum Thema Klimawandel für sieben Wochen lang planen sollen. Und, ach ja. Das soll bis Freitag fertig sein. Ich habe es schon kommen sehen, dass das einzige, was bis Freitag fertig sein würde, ich bin. Nach und nach haben wir dann aber raus gefunden, dass nur das Grundkonzept bis Freitag stehen soll. Und bis Freitag ist es ja auch noch ein bisschen.
Nach einer gemeinsamen Mittagspause haben wir die Lamas auf die Weide gebracht. Leider bleiben die Lamas nur noch bis Ende September bei uns, weil sie den Winter über wieder zu ihrem Halter zurück gebracht werden. Ein Lama als Haustier bzw. anstatt eines Pferdes hätte auch was.
Nachmittags ging es dann wieder nach Orcier zu den Kindern. Vielleicht bilde ich mir das auch ein aber a) habe ich das Gefühl, dass ich schon mehr Französisch verstehe als am Sonntag und b) fassen die Kinder zu mir langsam Vertrauen, was sehr schön ist und mich total freut. Französische Kinder sind schon anders als deutsche Kinder. Ihr Verhalten ist sehr ambivalent. Einerseits kann sich jeder von ihnen (auch schon die 3-4-jährigen) die Schuhe binden und alleine auf Toilette gehen, andererseits können sie aber auch unglaublich laut sein und einem ganz schön auf der Nase herum tanzen. Dass man laut werden muss, ist hier leider keine Besonderheit. Und auch ihr Verhältnis zu Betreuern und Lehrer ist irgendwie anders. Einerseits kommt es mir so vor, dass alles persönlicher abläuft und jeder über jeden genau Bescheid weiß, andererseits wird aber nicht selten ein sehr kalter Ton angeschlagen.
Zu Hause angekommen packt mich noch einmal die Unternehmungslust und ich fahren mit dem Fahrrad zum nächsten Intermarché nach Allinges. Auf dem Rückweg verfahre ich mich prompt. An sich kein großes Problem. Würden wir uns nicht auf einem Berg mit vielen kleinen Bergen befinden. Und wäre ich nicht den falschen Berg hinunter gefahren. Naja, so habe ich noch etwas von der Landschaft hier gesehen. Apropos Landschaft; allen Leuten, die mich in letzter Zeit gefragt haben wo ich hingehe, habe ich gesagt, dass ich am Genfer See sein werde. Das ist an sich nicht ganz falsch. Jedoch auch nicht sonderlich präzise. Der See ist unten, wir sind aber einmal quer durch den Wald oben auf dem Berg. Allerdings besitzt unser Appartmentblock einen Swimmingpool (zur Zeit aufgrund von Bauarbeiten aber zugedeckt), sodass zumindest etwas Seefeeling aufkommen kann.
Mittwoch, 9.9.2015
Heute stand unser längster Arbeitstag bis jetzt an, denn Mittwoch ist hier ein besonderer Tag. Mittwoch bedeutet, dass viele Kinder das Centre auf den Kopf stellen. Aber dazu später mehr.
Vormittags haben sich alle Mittwochs-Animateure zusammengesetzt und das Programm für die nächsten Mittwoche entwickelt. Das Hauptmotto für die etwas Älteren (6-10 Jahre) ist momentan „les Bds“ - die Comics. Dementsprechend sah auch unser Programm für diesen Tag aus.
Mit einem großen Reisebus sind wir die Schulen abgefahren und haben die Kinder zur Betreuung abgeholt. Dann haben wir alle zusammen in der Kantine des Centres gegessen. Unglaublich, dass selbst bei so einem einfachen Mittagessen stets darauf geachtet wird, dass 1. vier Gänge und 2. in irgendeiner Art etwas Käsiges und etwas Süßes vorhanden sind. Essen mit zwei-jährigen macht allerdings nicht so viel Spaß. Es hat nur noch gefehlt, dass der Blumenkohlauflauf an der Decke landet... Nach einer kurzen Ruhephase, in welcher die Älteren sich selbst beschäftigen mussten (hierbei habe ich die französische Version von „Werwolf“ kennen gelernt; heißt in etwa „loups-garous“) und die Kleinen ein Mittagsschläfchen halten mussten, kam Kaya. Bei Kaya handelte es sich um einen Comiczeichner, der den Älteren das Zeichnen einer Kuh oder einen rennenden Kartoffel beibringen sollte. Den Kinder hat es Spaß gemacht und mir auch. Nach einem kurzen Zwischensnack (ganz gesund: Baguette mit einer Tafel Schokolade) wurden die meisten Kinder gegen 17 Uhr abgeholt. Die Kinder, die noch da blieben, halfen mir die Lamas wieder einzufangen und ins Gehege zu bringen. Dann ging es ans Stallausmisten.
Nach einem langen Arbeitstag ging es dann nach Hause. Ich musste aber mal meinen Gedanken freien Lauf lassen und bei was geht das besser als beim Joggen? Ich also losgelaufen. Nicht weit von uns ist ein Wald, in dem ich zunächst sehr fidel meine Runden gedreht habe. Irgendwann habe ich mich allerdings etwas verlaufen, sodass ich verzweifelt nach dem Weg fragen musste. Aber die Franzosen sind ja alle nett und hilfsbereit. War also kein Problem.
Donnerstag, 10.9.2015
Obwohl unser Arbeitstag heute eigentlich erst um 13 Uhr angefangen hätte, mussten M. Und ich schon ab Viertel vor zehn Abfahrt bereit stehen. Es ging an die große Tipi- und Marabout- (Zelt mit Flachdach) Demontage. Anfangs machte das noch Spaß. Aber irgendwann war es einfach nur noch schwer und auch ein bischen eklig (insbesondere, wenn man eine Spinnenphobie hat). Aber nach getaner Arbeit schmeckt das Pausenbrot doch gleich noch mal so gut. Irgendwie ist die Zeit im Centre dann auch beinahe schon wieder rum gewesen und nach einer Lamas-Einfang-Session ging es im Mini-Bus wieder zur Schule. Dort habe ich dann zum ersten Mal richtig bei einem Spiel mitgeholfen. (Ich gebe ja zu, meine linguistischen Fähigkeiten sind etwas begrenzt, aber zum Spielen reicht es irgendwie) Nach Schulschluss hatte ich mal wieder die Ehre den Bus zu fahren (Hm, wenn das mit dem Studium nichts wird kann ich ja Busfahrer werden. Dann wird mir auf Busfahrten auch nicht mehr schlecht.)
In Armoy angekommen habe ich bei strahlendem Sonnenschein noch einen Spaziergang gemacht und habe verzweifelt einen guten Weg zum Genfer See gesucht. Letztendlich musste ich dann aber resigniert umkehren. Die Straßen hier sind etwas gewöhnungsbedürftig bzw. viel mehr die Bürgersteige. Diese sind nämlich so gut wie gar nicht vorhanden und haben meinem Vorhaben dann einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem ich zum gefühlt hundertsten Mal beinahe umgefahren worden bin, war mir meine eigene Sicherheit dann doch etwas wichtiger als ein erstes Treffen mit dem See bei Sonnenuntergang.
Freitag, 13.09.2015
Dass viele Tage für uns arbeitstechnisch hier erst gegen 13 Uhr beginnen, ist noch nicht ganz mein Lieblingsaspekt geworden. Generell bin ich, was die Arbeitszeiten angeht, mal gespannt. Momentan arbeiten wir 24 Stunden die Woche. Offiziell. In Wirklichkeit haben sich aber doch schon einige Überstunden angesammelt. Im Gegensatz zu dieser sehr entspannten Zeit, steht die Hauptsaison, wenn die Kinder Ferien haben und wir jede Minute des Tages verbringen. Dann werden aus den 24 Stunden 45 Stunden. Bei nahe doppelt so viel. Da bin ich wirklich mal gespannt, wie das so wird. Anfangs sicherlich ganz schön anstrengend...
Heute war jedenfalls mal wieder ein „später“ Tag. Vermutlich sollte man das zum ausgiebigen Ausschlafen nutzen. Wer mich aber kennt weiß; länger als bis halb zehn geht nicht. Um 13 Uhr ging es dann wieder ins Centre die Lamas auf die Weide bringen und den den Stall ausmisten. Was Lamas innerhalb von zwei Tagen an Hinterlassenschaften produzieren können ist schier unglaublich! Und wer einmal in die Verlegenheit kommen solle ein Lamagehege auszumisten: die Schuhe danach besser wechseln... Insbesondere, wenn man danach noch auf einen hochoffiziellen Elternabend geht. Aber dazu später mehr. Nach dem erfolgreichen Lamaeinsatz kam uns beiden in den Sinn, dass man bei Noisette, unserer Häsin, mal nach dem Rechten schauen könnte. Mit Schrecken stellten wir alle fest, dass sich seit ca. einer Woche niemand um sie gekümmert hatte. Schnell und sehr schuldbewusst machte ich mich dann ans Saubermachen des Käfigs. Wie sollten wir denn aber auch wissen, was wir wann machen sollen, wenn uns niemand einweist?
Danach setzten sich M. Und ich uns an das Klimawandelprojekt. Bis jetzt hatten wir nämlich noch keine Zeit gehabt dafür irgendetwas zu tun. Es stand immer etwas anderes an. Als das Konzept einigermaßen fertig war, ging es wieder zu den Périscolaires. Nach einem kurzen Verschnaufen im Centre, ging es wieder in die Schule. Diesmal allerdings nicht um Kinder zu bespaßen, sondern um sich deren Eltern vorzustellen. Im Prinzip handelte es sich um einen Elternabend der ganzen Schule. Das wurde uns aber erst richtig mitgeteilt, als wir schon mit einem Fuß in der Schule waren. Entsprechend unwohl fühlte ich mich mit meinen stinkenden Lamaschuhen. Doch die herzliche Begrüßung der Bürgermeisterin, die auch anwesend war um die neue Schulreform den Eltern vorzustellen, ließ mein Unwohlsein ganz schnell wieder verschwinden.
Samstag, 12.09.2015
Ich habe mir in den Kopf gesetzt, dass ich heute die Gegend mal mit dem Fahrrad erkunden möchte. Spazieren gehen macht zwar wirklich viel Spaß (ich würde es momentan als meine Lieblingssportart bezeichnen), aber der Radius ist per pedes doch etwas eingeschränkt. Dazu kommt, dass es keine richtigen Bürgersteige gibt, sodass man ständig Angst haben muss überfahren zu werden. Zusammen mit M. mache ich mich darum auf in Richtung Thonon-les-Bains und Genfer See. Es kann ja schließlich nicht sein, dass wir bereits schon eine Woche hier sind und noch kein einziges Mal am See waren. Als wir den Berg hinunter ins Tal fahren verstehe ich aber langsam, warum ich vorher noch nie in Thonon war. Der Berg ist steil. Runter macht das ganze ja Spaß, aber hoch ist es eine ganz schöne Quälerei. Nachdem wir die Promenade einmal hoch und runter flaniert und uns vor dem Rathaus unser Kollege T. Über den Weg gelaufen ist, versuchen wir unser Glück Evian (das nächste Städtchen) zu finden. Dieses Vorhaben stellt sich allerdings als schwieriger heraus als gedacht. So besichtigen wir zwar ein Schlösschen von außen, kommen drei Mal am Carrefour vorbei und fahren Berg auf, Berg ab. Schließlich stellen wir zu unserer Unzufriedenheit fest, dass Evian nur über die Bundesstraße zu erreichen ist, auf die wir uns zumindest zunächst nicht mit unseren Rädern wagen wollen. Mit einem kurzen Abstecher in einen Supermarkt, damit ich zu meiner Unzufriedenheit schon wieder feststellen muss, dass hier keine Nano Simkarten verkauft werden, machen wir uns wieder auf den sehr hügligen Heimweg. Dank meiner ausgiebigen Spaziergänge finden wir dann aber auch den Weg zurück. Kaum sind wir zu Hause, beginnt es wie aus Eimern zu schütten. Das schöne Wetter von heute morgen ist ganz schnell vorbei. Bei diesem Hundewetter, packe ich mein erstes großes Päckchen aus der Heimat aus. Hach, Päckchen sind schon etwas schönes :)
Sonntag, 13.09.2015
Das Wetter ist immer noch etwas unsicher. Heute Morgen auf meiner Joggingtour habe ich aus Angst vor einem starken Regenguss mein Handy in eine wasserfeste Hülle gesteckt. Gerade kommt die Sonne etwas heraus, aber ich bin mir nicht sicher, wie lange man diesem Frieden trauen kann...
[einige Stunden später]
Wie gut, dass ich meinem Bauchgefühl vertraut habe. So bin ich ein bisschen durch die Gegend geradelt und habe praktisch auf dem Weg noch einen Flohmarkt, ein kurzes Treffen mit einer meiner Arbeitskolleginnen und einen (zu) starken Milchkaffee mitgenommen. Hätte es besser laufen können?
Kurz um: es geht mir gut!