Das Hay Festival
Nachdem es sich im letzten Beitrag um Rugby drehte, wird es nun etwas “akademischer”. Am letzten Wochenende ging es zum “Hay Festival” – auch dieses ist mittlerweile Teil walisischer Kultur.
Nein, ich habe keine landwirtschaftliche Ausstellung besucht. Beim
“Hay Festival” handelt es sich um ein Literaturfestival im kleinen walisischen Grenzdorf Hay-on-Wye. Vor knapp 25 Jahren ins Leben gerufen, hat sich das “Hay Festival” mittlerweile auch außerhalb
Großbritanniens einen Namen gemacht.
Das Bücherdorf Hay-on-Wye
Das kleine Dorf Hay-on-Wye, inmitten der wunderschönen Brecon Beacons gelegen, hat nicht einmal 2.000 Einwohner, ist aber dennoch - zumindest in ganz Großbritannien - bekannt. Mit rund 40 Bücherläden -darunter viele, die echte Raritäten anbieten - ist Hay-on-Wye eines der selbst ernannten "Bücherdörfer", die sich weltweit sogar durch
die "Internationale Organisation der Bücherdörfer" zusammengeschlossen haben. Und man sieht auf den ersten Blick, dass Hay-on-Wye quasi von seinen Büchern lebt. Die engen Gassen sind gesäumt von Bücherläden, Restaurants und vielen B&B's, in denen die
vielen Touristen unterkommen.
Ein ganzes Dorf auf den Beinen
Ist Hay-on-Wye selbst schon ein Touristenmagnet, so ist es während des "Hay Festivals" erst recht Ziel von Besuchern aus aller Welt.
Während wir durch die engen Gassen wanderten, konnte man neben Englisch noch viele andere Sprachen hören - Italienisch, Spanisch,Französisch, Chinesisch/Japanisch. An jeder Ecke gab es Straßenmusikanten, Essensstände mit allen möglichen Köstlichkeiten und Artisten, die sich bemühten, die vielen Besucher bei Laune zu
halten.
"The Woodstock of the mind"
Das Festivalgelände selbst liegt etwas außerhalb des kleinen Dorfes Hay-on-Wye, auf einem großen Feld an der Hauptstraße nach Brecon.
Neben einem großen Hauptzelt, in denen die neusten literarischen
Werke verkauft wurden und deren Autoren fleißig Autogramme schrieben, gab es ein "food quarter", einen nicht überdachten Innenbereich, in dem man es sich wahlweise auf der Wieso oder auf bereitgestellten Liegestühlen bequem machen konnte und viele kleinere Zelte. In diesen reichte die Bandbreite der Veranstaltungen von Podiumsdiskussionen über Auftritte von Comedians bis hin zu musikalischen Darbietungen. Nicht umsonst hatte US-Präsident Bill Clinton das "Hay Festival" bereits im Jahr 2001 als "The Woodstock of the mind" bezeichnet.
"Hip Hop Shakespeare"
Da wir leider etwas spät dran waren, hatten wir kaum Zeit uns all die verschiedenen Zelte genauer anzuschauen. So blieb nur Zeit für einen einzigen Workshop - und der trug den Namen ""Hip Hop Shakespeare". Auf den ersten Blick waren wir etwas verwundert, Hip Hop und Shakespeare - das passt doch mal so gar nicht zusammen. Aber wir wurden schnell eines Besseren belehrt. Ein junger Künstler, er mag ein paar Jahre älter als ich gewesen sein, erklärte uns, wie man Shakespeares Sonetteaufgrund ihres Reimschemas wunderbar rappen kann und überzeugte abschließend mit einer fünfminütigen Freestyle Performance, in denen er Shakespeare-Zitate und Titel seiner berühmtesten Dramen in beeindruckender Weise aneinander reihte. Ein interessanter Abschluss eines gelungenen Tagesausflugs.