Corona Update
Gefühlt gibt es zwar keine anderen Gesprächsthemen mehr aber ich dachte mal, dass es auch Zeit für ein Update von mir ist.
Fangen wir doch lieber mal bei den schönen Sachen an, zum Beispiel London. Die wunderschöne Hauptstadt Großbritanniens beeindruckt einen immer wieder erneut. Vor grob drei Wochen hatte ich auch wieder das Glück ein Wochenende mit einem Freund in London zu verbringen. Und durch kompletten Zufall war noch ein anderer Freund, der ebenfalls mit uns in einer Klasse war, gleichzeitig in London. Wir kamen früh morgens mit dem Bus an und standen grade vor Buckingham Palace als wir von ihm eine Nachricht bekamen ob wir uns nicht treffen wollen. Super cooler Zufall, weil das letzte was ich von ihm gehört hatte war, dass er in Asien ist und bald nach Hause fliegt. Tatsächlich war er nur in London, weil er nach dem Wochenende nach Schottland weiter reisen wollte. Wegen dem Coronavirus hatte er sich jedoch dagegen entschieden und ist nach dem Wochenende möglichst schnell zurück nach Deutschland, schließlich wusste niemand wann die deutschen Grenzen schließen würden. Also machten wir uns zu dritt einen schönen Tag in London. Ich wurde von beiden gefragt wie denn meine Pläne aussehen und ob ich in Wales bleibe. Für mich kam zu dem Zeitpunkt nichts anderes in Frage. Wir hatten in der Woche noch im Roten Kreuz besprochen, dass man eventuell bald von daheim arbeiten muss aber mehr wurde uns auch nicht gesagt. Mir ging es also ähnlich wie den meisten in Großbritannien: absolut gar keine Sorge weil uns nichts anderes gesagt wurde als "wascht euch die Hände". Ich wurde auch von einigen in Deutschland angeschrieben, wie sehr wir es merken, und meine Reaktion war immer, dass alles genauso ist wie immer und man noch garnichts merkt. Aber ab dann fing ich auch an die deutschen Nachrichten intensiver zu verfolgen, in denen ein ganz andere Situation beschrieben wurde als die Infos die wir bekommen hatten.
Sonntag abend bin ich dann mit dem Bus zurück nach Newport gefahren, kam auch ziemlich spät an und bin natürlich direkt ins Bett gefallen ohne zu ahnen wie sehr sich die Situation auf der Arbeit übers Wochenende verändert hatte. Die erste Email die ich am Montag gelesen hab, war die die bis jetzt fast alle Menschen bekommen haben: alle sollen nur noch von zuhause aus arbeiten; und die zweite Email schilderte was die Mögllichkeiten für die Freiwilligen waren. Ganz so einfach ist das Ganze aber natürlich dann nicht gewesen. Unsere "Notklinik" in Cardiff brauch immer ziemlich viele Mitarbeiter und einige Freiwilligen konnten nicht kommen weil es für sie zu gefährlich geworden ist. Meine Mitbewohnerin und ich sollten gleichzeitig aber noch in einem Meeting sein um alles zu besprechen. So ein chaotischer Tag aber irgenwie hat es alles geklappt und wir haben es auch geschafft beide in dem Meeting anwesend zu sein. Uns wurden drei Möglichkeiten gegeben:
1. In Großbritannien bleiben und entweder normal weiter machen wie andere vollzeit Mitarbeiter oder eine 30 Tage arbeitspause einzulegen.
2. Für 30 Tage zurück in unser Heimatland (aber dazu zählt, dass man all seine Sachen packen muss)
oder 3. permanent nach Hause gehen und den Freiwilligendienst abbrechen.
Ich hatte mich für Option 1 entschieden, meine Mitbewohnerin für Option 2. Also hat sie ihre Sachen gepackt und ist am Mittwoch nach Hause geflogen. Es ging alles so schnell. Am Donnerstag haben wir aber dann eine Email vom Deutschen Rot Kreuz bekommen, nämlich, dass die deutsche Regierung empfohlen hat alle Freiwilligen nach Hause zu holen. Wer will schon seine eigene Regierung ignorieren? Nach ganz langem überlegen hab ich mir also für Samstag den 20. einen Flug gebucht und dann gings natürlich los mit dem Packen. Aber irgendwie haben wir es alles geschafft, der Flug wurde nicht gestrichen und ich kam total überladen in der Nacht von Samtag auf Sonntag in Nürnberg an und wurde von meinen wundervollen Eltern abgeholt. Und ich hab nie gedacht, dass in einer Woche soviel passieren kann. Letztendlich war es aber die richtige Entscheidung und mit der Unterstützung meiner Familie sind solche Zeiten auch viel einfacher. Ich muss mir keine Sorgen drum machen, dass ich allein wär wenn ich richtig krank werden sollte und, dass ich von anderen abhängig wär um Essen zu kriegen. Und so verging also die Zeit von 'in Großbritannien spürt man keine Auswirkungen' zu 'alle in Großbritannien haben eine Ausgangsperre und ich bin in Deutschland'. Was für eine verrückte Woche.
Seit dem ist nicht sonderlich viel passiert aber ich versuch meine Tage strukturiert zu halten und mich immer zu beschäftigen. Falls ich irgendwas sonderlich interessantes mache, kriegt ihr von mir wieder zu hören. Bleibt bis dahin gesund und passt auf euch auf.
- Kalli