Bürojob statt Streetwork
Freiwilliges Soziales Jahr in der Jugendarbeit: Nicht immer weiß man vorher, wohin man gelangt.
Sie kann eigenwillig und energisch sein. Doch trotzdem braucht man vor Martina Margraf keine Angst zu haben. Sie war in ihrem Freiwilligenjahr immer freundlich, spontan, zuverlässig – und wenn einem niemand zuhörte, dann war wenigstens Martina da, sich für die alltäglich anfallenden, mehr oder weniger dramatischen, spannenden, romantischen oder alle anderen Geschichten interessierte. Sie hört gerne zu, wenn andere Leute etwas zu sagen haben, und besitzt ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen.
Die deutsche Freiwillige Martina Marggraf aus Strausberg leistete gerne ihr Freiwilliges Soziales Jahr, auch wenn manchmal nicht alles so lief, wie sie sich das vorgestellt hatte. Wie ein Großteil der deutschen Freiwilligen startete auch Martina ihren Freiwilligendienst ziemlich unvorbereitet und ohne näheres Wissen über das Projekt. Der Projektplatz der 18-Jährigen war die Strausberger Stadtverwaltung. Eigentlich hatte sie sich dort für den Projektplatz „Streetwork“ entschieden, weil sie sich gerne mit Jugendlichen beschäftigt. Außerdem wollte sie draußen an der Luft arbeiten und nicht nur Bürojobs erledigen. Allerdings kam es so, dass sie sich ausschließlich im Büro aufhielt und Akten sortierte.
Nach der 10. Klasse hat sie eine Ausbildung als Mediengestalterin in Frankfurt (Oder) begonnen und nach dem ersten Lernjahr beendet, weil sie das Gefühl hatte, von der Ausbildungseinrichtung ausgenutzt zu werden. Danach erfuhr sie während der Suche nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in ihrer Umgebung vom Europäischen Freiwilligenprojekt in Strausberg. Das Konzept, mit Jugendlichen aus dem europäischen Ausland zusammen zu arbeiten, gefiel ihr sehr gut.
In der Stadtverwaltung fühlte sich Martina dann nicht wirklich wohl, einerseits wegen der „mitunter etwas unfreundlichen Atmosphäre“ und andererseits wegen des ökologischen Unverständnisses der anderen Angestellten. Aber zuversichtlich meinte sie einmal dazu: „Wir machen schon das Beste draus...“
Ihr ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein pflegt Martina auch im Privaten. Sie ist überzeugte Vegetarierin, isst auch keine Eier, trinkt aber erstaunlicherweise Milch. Ihre Erklärung dafür: „In jedem Ei war schon mal Leben“. Wenn Martina mal zu Hause ist, liest sie gern oder zeichnet. Einige Kunstkurse hat sich auch schon belegt, wie zum Beispiel Aquarellmalerei oder Töpfern. Letzteres mag sie besonders, weil man da richtig schön „rummatschen“ kann.
Trotz mancher Enttäuschung hat Martina ihr FD-Jahr sehr gut gefallen. Sie hat neue Erfahrungen gesammelt, nette Leute kennen gelernt und nicht zuletzt ihren Wunsch gefestigt, in Zukunft einen künstlerischen oder sozialen Beruft einzuschlagen. Seit kurzem macht Martina deshalb eine Ausbildung in Berlin für künstlerische Früherziehung von Kindern – und dieses Arbeitsfeld scheint perfekt zu ihr zu passen.