Besuch in Danzig
Samstag und Sonntag war ich in Danzig, wo ich eigentlich (dank meiner Deutschlehrerin) nie hinwollte. Aber alle sagten, es sei eine schöne Stadt und sehenswert und außerdem wohnt Mathieu zur Zeit da, daher hatte ich mich dazu durchgerungen, doch dort hinzufahren.
Daher konnte ich in der Nacht von Freitag auf Samstag um viertel vor vier aufstehen und mir dann um kurz vor fünf erst mal ein Taxi rufen...auf POLNISCH! Dies war der Grund, warum ich vorher nicht richtig schlafen konnte; ständig bin ich aufgewacht und dachte: "Oh nein! In so und so vielen Stunden musst du dir ein Taxi rufen!". Aber wider meiner eigenen Erwartungen habe ich es geschafft und bin sogar am Hauptbahnhof angekommen; trotzdem habe ich in dem Moment erst mal drei Kreuze gemacht!
Mein Zug fuhr dann um 05:25 Uhr los und um halb elf war ich in Danzig, wo mich Mathieu am Bahnhof abholte. (Muss ich erwähnen, dass ich um ein Haar eine Haltestelle zu früh ausgestiegen wäre?). Ich war sehr froh, als ich wieder an der frischen Luft war, denn im Zug war so eine ekelhaft-warme Luft, dass mir ganz schlecht wurde.
Mathieu brachte mich zu seiner Organisation, da er auch dort wohnt und ich hatte sogar ein eigenes Zimmer da. Er machte Mittagessen und überredete mich immer wieder zu einem Kaffe, Tee oder einem Joghurt. Dann wollte er mir trotz des Regens die Altstadt zeigen, doch er selber wusste so gut wie nie, was denn das nun für ein Gebäede ist, er sagte lediglich immer: "Das ist ein berühmtes Gebäude" oder "Keiner verlässt Danzig, ohne das fotografiert zu haben". Wir tranken Kaffee in einem Cafe, in dem man auch Gesellschaftsspiele spielen konnte. Als der Kellner kam, wollte Mathieu die englische Karte und bestellte dann was. Der Kellner meinte zu ihm (auf Deutsch), er müsse wohl 20 Minuten warten und zu MIR sagte er auf Polnisch, ich solle ihm sagen, dass Mathieu 20 Minuten warten müsse. Toll, mit dem Franzosen redete er auf Deutsch und mit mir auf Polnisch. Irgendwie verkehrte Welt, oder? Auf jeden Fall hat Mathieu bei "Mensch ärgere dich nicht" immer gewonnen, genauso wie hinterher bei den Kartenspielen (aber das lag an diesen komischen französischen Karten, die mich verwirrt haben!). Als wir am Abend ins Kino gehen wollten, sagte uns die Frau an der Kasse, dass der Film Polnisch synchronisiert sei, was dazu führte, dass Mathieu nun Kinder hasst. Er erzählte mir auch, dass er seine Organisation hasst und den Grund konnte ich am Sonntag dann selber erleben: wir wollten frühstücken, aber in der Küche hatte man einfach keine Ruhe, weil eine Jugendgruppe das Haus besetzte und zwei Köchinnen durch die Küche wuselten. Außerdem kam zwischendurch immer wieder ein Pater reingerannt und stresste rum. Nicht zu vergessen, dass die ganze Zeit über Kinder vor der Tür standen und rumgeschrieen haben.
Daher (und weil schöneres Wetter war, wenn auch extrem windig) gingen wir wieder durch die Stadt. Ich sah das Solidarnosc-Denkmal und musste Mathieu erklären, wofür das denn eigentlich sei. Dann wollten wir den Hafen besichtigen, aber der Wärter schickte uns in ein eingezäuntes Open-Air Museum, was sehr...seltsam war. Der Hafen war unerreichbar und ehrlich gesagt, waren wir beide froh, als wir wieder weg von dieser Gegend waren. Um kurz vor halb sechs Mittags ging wieder mein Zug nach Stettin, der im Gegensatz zu meinem Zug am Tag vorher stand, denn er war eiskalt!! Als ich in Stettin ankam, war ich ein laufender Eiszapfen. Wenn ich krank werde, verklage ich die PKP! Um zwanzig vor zwölf war ich wieder in meiner Wohnung, die ich mit einem Taxi erreicht habe, das ich - als alter Profi - total cool bestellt hatte. Auch wenn es nur kurz war, war es aber trotzdem ein lustiger Besuch bei Mathieu! Und auch die Stadt (zumindest die Altstadt) ist schön!