Bald ist Niklaus' Abend da
Die Woche vor dem & das Wochenende des Nikolaustages
So, wo fangen wir eigentlich an?
Sonntag, der erste Advent: Am vorherigen Tag war ich ja in Bauska gewesen. Anna ist dagegen zum Flughafen gefahren, um Juliya abzuholen. Unsere Mitfreiwillige musste die letzten zwei Monate auf ihre "Resident Permition" warten, was sich als nicht so einfach herausgestellt hat, wie ursprünglich angenommen. Doch jetzt ist sie wieder da und so haben wir den ersten Advent gleich zu dritt verbracht. Bei Räucherkerzchen (Juliya dazu: "Es riecht wie in der orthodoxen Kirche." ^^), Kerzenschein und selbst gemachter Pizza haben wir ein wenig zusammengesessen und gelatscht.
Am nächsten Tag erwartete uns im Center von Misa eine "Überraschung". Wir wurden informiert, dass die Mitarbeiterinnen im Center nicht mehr kommen werden, weil für sie kein Geld mehr da ist. Ab Freitag würden Anna und ich "allein" die Kinder betreuen. Diese Nachricht hat nicht unbedingt Hurra-Rufe in uns ausgelöst, aber nun, wir kriegen das auch so hin. Freitags können wir das Center auch gar nicht so lange öffnen, weil wir ja noch zum Unterricht in der Schule von Misa gehen. Dementsprechend war der Freitag auch recht ruhig.
Zum Deutschunterricht in Vecumnieki hatte ich letzte Woche nur eine Schülerin und die Donnerstag-Stunde war sowieso ein wenig interessant, weil parallel so eine Art Elternsprechtag stattfand. Wie sah das Ganze also aus? Maija, meine Schülerin, und ich saßen im hinteren Teil des Raumes und haben uns über die deutschen Uhr-,Tages-, und Jahreszeiten unterhalten und im vorderen Teil unterhielten sich die Lehrerin und die Eltern. Nunja, um ihre Privatsphäre mussten sie sich keine Gedanken machen. Ich hätte sowieso nichts verstanden und Maija und ich waren viel zu konzentriert auf die Phrase: Es ist zwanzig Uhr fünfzehn.
Nach dieser Stunde sind Anna und ich wieder zum Volleyball gefahren und hatten ein tolles Training. Wir sind echt gerne dort, und natürlich erreicht uns ausgerechnet diese Woche die Nachricht, dass bis zum 17. Januar kein Training ist, weil in der Zeit ein Turnier stattfindet. Danke. Diese Ironie. Da bekomme ich die Gelegenheit, mit Anna zum Volleyballtraining zu gehen und die Truppe ist toll & die Zeiten passen. Und dann ... ist Spielpause. Aber nun gut, was soll man schon machen? Und immerhin gibt es a) noch das Pilates-Training und b) bin ich über Weihnachten sowieso zu Hause in Deutschland. Trotzdem. Trotzdem ^^.
Der Lettischunterricht an diesem Dienstag war sehr interessant. Egil, der Mann unserer Lehrerin konnte uns diesmal nur ohne die tatkräftige Unterstützung seiner Frau unterrichten, also bat er uns zu Anfang, wir möchten doch bitte bitte keine komplexen komplizierten Fragen stellen, die zu tiefgreifend sind, denn er kann uns da nicht weiterhelfen.
Erste Frage zum Thema "Wie geht's dir?" , was im Lettischen (unter anderem) "Kā klājat?" heißt:
Wir: "Egil, was heißt eigentlich klājat?"
Egil: "Äh, girls, ... "
Es hat sich herausgestellt, dass dies keine so einfache Frage war, wie wir gedacht haben und dass wir im Prinzip nur schwierige Fragen gestellt haben. Armer Egil ^^'. Aber wir haben ohne Frage viel gelernt und mal wieder viel Spaß gehabt.
Die restlichen Unterrichtsstunden dieser Woche verliefen auch ohne größere Probleme, wenn man davon absieht, dass mein Russisch immer noch verbesserungswürdig ist. Zu erwähnen ist auch noch, dass ich, so merke ich mittlerweile, in den Englischstunden freitags immer einen Mix aus Lettisch und Russisch spreche. In der einen Sekunde sage ich "aber" auf Lettisch, der Rest des Satzes endet auf Russisch. Es ist schon verwirrend, wenn vier Sprachen in der eigenen Lebenswelt herumschwirren: Deutsch und Englisch und Lettisch und Russisch.
Das Wochenende war ohne Frage ereignisreich! Ich habe Samstag und Sonntag nämlich in Riga verbracht. Am Samstag war ich erstmal shoppen :D . Ja, auch eine Lena muss mal hin und wieder einkaufen, aber bei mir waren es natürlich keine Klamotten, sondern ... Weihnachtsgeschenke. Über diese hülle ich mich an dieser Stelle mal in Schweigen, denn einige Leser meines Blogs werden unter den Beschenkten sein ^-^. Und schließlich ist Überraschung doch was Schönes ;) . Dabei habe ich nicht nur einen Weihnachtsmarkt besucht, denn in Riga gibt es (mindestens) zwei Weihnachtsmärkte, dafür sind sie selbst recht klein. Aber ich habe es trotzdem genossen, einen Hauch Weihnacht zu bekommen. Lustigerweise habe ich auf meinem Weg durch die Stadt zwei Mädchen aus Misa getroffen - die Welt ist eben ein Dorf.
Fun-Fact am Rande: Ich komme also zum ersten Weihnachtsmarkt neben der orthodoxen Kirche. Und was sehe ich? Ein großes Gehege mit einem kleinen Dorf darin und da hoppeln niedliche Hasen herum! <3 Obwohl wir mal zwei Hasen zu Hause hatten und ich eigentlich weiß, dass den putzigen Tierchen nicht sonderlich kalt sein dürfte, schießt mir sofort durch den Kopf: "Die armen Hasen, denen muss doch kalt sein!" Wie gesagt, sofort meldet sich eine Stimme in mir, die mir sagt: Lena, sei nicht dumm. Du hattest zwei Hasen, die haben auch nicht gefroren. Doch bevor diese Stimme überhaupt zu Ende sprechen kann, entdecke ich ein Schild und meine Aufmerksamkeit richtet sich sofort auf die lettischen und russischen Worte. Und was steht da?
DEN HASEN IST NICHT KALT!!!
Soviel dazu. Ich habe jedenfalls sehr sehr gelacht und danach noch amüsiert einen Rundgang um Hasenhausen gemacht. Am Nachmittag habe ich mich mit Fjori, einer Freiwilligen aus Italien (/Albanien) getroffen und durfte bei ihr übernachten. Wir haben herausgefunden, dass wir zufälligerweise zur selben Kirchen zum Gottesdienst gehen, wenn auch nicht zum selben Gottesdienst an sich. Sie besucht den "International Service" und ich war ja bisher immer beim lettischen Gottesdienst, den ich diesen Sonntag sogar mitgestalte. Ich habe ein Lied gesungen (einigen dürfte "Die Nacht ist vorgedrungen" etwas sagen ...) und dann haben wir als eine Art "Gemeindeaktion" einen Weihnachtsstern gebastelt. Jeder bekam ein Papier, dann habe ich gezeigt, wie man faltet und die Gemeindemitglieder sollten das dann nachfalten. Das war sehr lustig und viele haben sich gegenseitig geholfen. Es war auch nicht ganz einfach, aber am Ende hatten wir genügend Ecken zusammen, damit ich dann während dem Rest des Gottesdienstes den Stern zusammenstecken konnte. Die Aktion hat sehr viel Spaß gemacht und großen Anklang gefunden. Bei der Kinderverabschiedung war das Thema die deutsche Nikolaustradition und ich habe doch tatsächlich einen riesigen Nikolausstiefel aus Stoff bekommen, in dem Süßigkeiten waren. Ich bin immer noch baff und dankbar. *-*
So geht dann der zweite Advent mit einem Häkelabend zu Ende, nachdem ich von Riga heimgekommen bin. An dieser Stelle ein Shoutout an Anna, die mir mit Engelsgeduld diese Kunst nahe gebracht hat. Ich habe (bis auf ein bisschen vernähen) meine erste Mütze fertig bekommen und bin mittlerweile süchtig. Meine zweite Mütze ist jetzt schon halb fertig und hätte ich in Riga nicht etwas Wolle nachgekauft, würde ich jetzt wohl an Entzugserscheinungen leiden ... ^^