Alltag
Gedanken und Gefühle während meines EFDs
Da ich ja in letzter Zeit beinahe jedes Wochenende unterwegs war, wurde es nun endlich mal Zeit, ein Wochenende hier zu Hause zu verbringen. Deshalb gibt es jetzt auch nichts Aussergewöhnliches zu berichten, weshalb ich die Gelegenheit nutzen will, einfach mal über den ganz normalen Alltag zu schreiben. Denn man muss ja nicht immer weit weg verreisen, um glücklich zu sein und Dinge zu erleben, das geht schliesslich auch genauso gut daheim!
Mir geht es während meinem Freiwilligendienst hier irgendwie so, als ob ich in einer Art „Traumwelt“ lebe und nur in manchen Momenten wird mir auf einmal bewusst, dass es tatsächlich die Realität ist und ich seit einem halben Jahr hier wohne und arbeite. Schon irgendwie seltsam :D Man kann es manchmal gar nicht so recht fassen. Auch Lucia kam vor einigen Tagen zu mir und meinte: „it was so strange…yesterday I woke up and just realized that I am really here in czech republic doing my EVS!“ und genau so geht es mir auch immer wieder. Ich denke dieses Gefühl, schon irgendwie in einer anderen Welt zu sein, lässt es einen besser ertragen, so weit von all den lieben Menschen und seinem zu Hause weg zu sein. Denn würde man ständig denken „aber hier ist nicht mein zu Hause, das ist doch gar nicht meine Welt“ dann hätte man wohl sehr viel Heimweh. Aber so lebt man hier SEIN Leben und wenn man dann telefoniert oder skypet hat man vielleicht eine Verknüpfung zur Heimat, aber ist trotzdem in seiner Welt hier.
Ich muss eh sagen, dass ich das Heimweh als viel schlimmer befürchtet habe. Klar denke ich oft an zu Hause und meine Familie und Freunde, allerdings passieren hier einfach täglich kleine Dinge, die mein Leben und mich immer wieder glücklich machen! Das kann das liebe Grinsen der Verkäuferin aus der Bäckerei sein, obwohl ich nur vorbeilaufe, das schon von Weitem freundliche Winken und „ciao“ rufen des italienischen Döner Verkäufers, bei dem ich in meiner Anfangszeit Stammkunde war, Marikas Bitte „Luci, Judi, can I help you with children“ im nicht ganz korrekten Englisch oder das Kind, das bei jeder (wirklich jeder!) Gelegenheit fragt „co to bilo? (= was war das?)“ oder „proč? (=warum?)“, was die Erzieherin schon ab und zu beinahe zur Verzweiflung bringt.
Auch die Tatsache eine Fussballmannschaft hier zu haben trägt dazu bei, dass ich mich hier so wohlfühle. Denn beim Training kann man sich einfach mal voll auspowern und ist einfach unter Einheimischen, wie im ganz normalen Alltag. Noch dazu kommt, dass ich mit Lucia hier eine tolle Mitbewohnerin habe, mit der ich sehr viel zusammen erlebe, über alles reden kann und auch wenn wir manchmal aufgrund der doch unterschiedlichen Kulturen aneinander geraten, uns genauso schnell auch wieder einkriegen (oder das ganze lösen, indem wir einfach ein bisschen Abstand schaffen). Das Einzige, was wirklich blöd ist (diese Erfahrung konnte ich diese Woche machen) ist, alleine krank zu sein… denn der Haushalt erledigt sich nicht von selbst, Mama und Papa, die dir Essen und Trinken ans Bett bringen, sind leider doch etwas zu weit weg und der Bruder kann sich auch nicht zu dir setzen, um dich wenigstens ein bisschen abzulenken. Tja da muss man eben auch durch :D (immerhin konnte sich meine Mama die Zeit nehmen und mit mir skypen, was lang nicht an die Realität herankommt, aber besser ist als nichts)
Ja so vergeht hier die Zeit, es werden immer mehr Orte, die ich noch sehen will und Sachen, die ich noch machen will, allerdings immer weniger Wochenenden und Zeit die zur Verfügung stehen! Da muss man eben lernen, Prioritäten zu setzen :)
In diesem Sinne mějte se hezký (haben sie einen schönen Tag)
(P.S. die Bilder sind von der letzten Woche, wo wir ein bisschen etwas in Zlin unternommen haben)