5 Jahre EU in Polen
Der diesjährige 1. Mai ist nicht nur Tag der Arbeit. Er markiert auch den fünften Jahrestag der EU-Ostweiterung. Einiges hat sich seit 2004 getan. Malte Koppe berichtet über die polnische Perspektive.
Polen feiert am 1. Mai fünf Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union.
Kaum einer erinnert sich heute, dass es damals fast nichts geworden wäre mit dem EU-Beitritt. Das größte der mittelosteuropäischen Länder musste zunächst abstimmen – EU ja oder nein.
Auch wenn die Polen sich seit jeher kulturell Europa zugehörig fühlen, war die Begeisterung für die Union anfangs gering. 2001 lag die Zustimmung zu einem Beitritt Umfragen zufolge bei nur 53 Prozent. Die Menschen jenseits der Oder hatten diffuse Ängste vor deutschem Machtanspruch, Werteverfall und EU-Überregulierung. Man fürchtete zudem das Ende der traditionellen polnischen Landwirtschaft.
Heute ist dies Vergangenheit. Die nationalpopulistischen Stimmen, die Brüssel und die EU mit Moskau und der UdSSR verglichen, sind weitestgehend verstummt.
Dies gilt spätestens seit der Abwahl der rechtskonservativen Regierung von Jarosław Kaczyński im Herbst 2007. Den Gegnern der "Unia", wie die Polen sagen, sind die Argumente ausgegangen.
Der überwiegende Teil der Polen befürwortet 2009 die Mitgliedschaft ihres Landes in der EU. Und die Medien, allen voran die in der Zeit der Solidarność entstandene liberale "Gazeta Wyborcza", schließen sich Volkes Meinung an.
Besonders die jungen Leute profitieren von der neuen Realität. Sie arbeiten nicht in den alten Mitgliedstaaten und nutzen die neue visalose Reisefreiheit für Urlaub. Mit Sprachkenntnissen, neuen Fähigkeiten und Erfahrungen kehren sie wieder in ihr Land zurück.
Im Stadtbild in Polen fallen schnell die praktischen Veränderungen auf, die der Beitritt im Jahre 2004 mit sich gebracht hat. Neu geteerte Straßen ziert der Hinweis, dass ein Teil der Mittel zur Renovierung aus Brüssel kam. Nicht zu übersehen sind auch die Werbetafeln, die für kostenlose Weiterbildungsprogramme im Rahmen des Europäischen Sozialfonds werben.
An EU-gefördertem Studenten- und Jugendaustausch nehmen die jungen Polinnen und Polen schon lange Teil. Man kann sagen, dass die Europäische Union sich in kürzester Zeit zu einem der größten Investoren in Polen gemausert hat.
Für manch weitergehende Veränderungen ist Deutschlands östlicher Nachbar jedoch noch nicht bereit. 38 Prozent der Polen sind eher gegen die Einführung des Euro in ihrem Land, teilte das polnischen Meinungsforschungsinstituts CBOS im April 2009 mit.
Und auch mit polnischen Złoty ausgestattet darf noch kein EU-Bürger polnisches Land erwerben. Um sich vor dem gefürchteten Ausverkauf des Bodens zu schützen hat sich die Warschauer Regierung dieses Recht vorbehalten. Und erst voraussichtlich 2011 werden die Polen dann auch legal in Deutschland und Österreich arbeiten können. Noch haben Berlin und Wien ihre Arbeitsmärkte gesperrt.
Verglichen mit der Situation von vor über 20 Jahren während des Kalten Krieges sind all dies Kleinigkeiten.
Polen war zwar auch in kommunistischer Zeit nicht aus Europa verschwunden. Aber Europa hatte Polen vergessen. Seit 2004 jedoch stimmen die Verhältnisse wieder. Die EU ist in Polen. Und das ist auch gut so.