3 Wasserkocher und keinen Toaster

Hallihallo,

Ich melde mich aus dem mittlerweiler kalt gewordenen Sedan. Es waren heute morgen bittere 7 Grad, dafür mittags wieder 22! Eine Herausforderung für mein Immunsystem und für meinen Kleiderschrank ! Während es letzte Woche mit kurzer Hose und Top noch zu warm war, friere ich jetzt morgens an der Bushaltestelle mit Pulli!
Naja genug vom Wetter - von diesem Smalltalkthema Nr. 1 in mein letztes Wochenende überzuleiten ist gar nicht so einfach... Ah ich hab was. Es sollte regnen am Freitag ! Hat es aber nicht.

Jedenfalls habe ich am Freitag etwas mit 2 Freundinnen gemacht (ja ich hab jetzt so ne kleine Crew, in die ich mich integrieren darf!). Zuerst waren wir einkaufen - kleiner Funfact: wusstet ihr, dass man an der Supermarktkasse den Kassenbon einfach durch 3 teilen kann? Sogar mit EC-Karte! In Deutschland habe ich das noch nicht erlebt- und dann sind wir zu einer Freundin gefahren, um dort selbstgemachte Wraps zu essen, zu schnacken und Spiele zu spielen. Das ganze lief in so einer Art "frenglisch" ab. Es gibt eine Freundin, die fast nur französisch spricht; eine die beides beherrscht und mich, die sich auf englisch besser verständigen kann. Doch wir haben es tatsächlich geregelt bekommen und der Abend war super lustig!
Ich habe euch ja erzählt, dass die Gruppe 4 Nationalitäten beinhaltet: russisch, französisch, angolanisch (laut Google heißt es tatsächlich so) und deutsch. Doch ich habe mich geirrt! Am Freitag fand ich heraus, dass eine der Mädels aus Tahiti kommt ! Wie cool ist das denn bitte?

Nach einer kurzen Nacht bin ich dann nach Reims gefahren, um Monika - eine Freiwillige aus Litauen - und ihre WG zu besuchen. Nach einer anderthalbstündigen Zugfahrt wurde ich herzlich am Bahnhof empfangen. Monika lebt in einer WG mit einer Deutschen und einem Franzosen, der ebenfalls einen Gast zu Besuch hatte. Also waren wir zu fünft unterwegs. Wie bereits erwähnt waren am Wochenende die journées européennes du patrimoine (europäische Tage des Welterbes). Alle Kulturstätten waren offen und es war viel los in der Stadt! Ich finde es super, dass es sowas gibt und, dass viele Leute es auch nutzen, denn wann hat man schon mal die Chance dazu. In Deutschland habe ich noch gar nicht davon gehört, doch wenn es europaweit ist, muss es sowas bei uns ja auch geben! Vielleicht lebe ich dafür einfach in einer zu kleinen Stadt ! :)
Jedenfalls waren wir als allererstes im Planetarium. Dort gab es einen kreisförmigen Raum mit lauter Kinosesseln und einer Minikuppel, in der eine Vorstellung stattfand! Es ging um die Entdeckung des Weltalls und der Erde mithilfe von Sternen, aber auch um Sternenbilder und ihre Positionen. Teilweise das, was man in der Schule lernt! Ihr wisst schon: "Die Erde ist doch keine Scheibe" oder auch welche Rolle VIPs wie Vasco da Gama und Kolumbus spielten! An dieser Stelle muss ich sagen, dass meine Vorkenntnisse mir tatsächlich geholfen haben, der französischen Stimme, die uns alles erklärt hat, zu folgen. Die Animationen waren auf jeden Fall atemberaubend und sahen so wirklich aus ! Hammer !
Danach besuchten wir die Comédie - ein Theater, welches einlud bei einer Probe dabei zu sitzen-. Sich das Theater ein wenig anzuschauen, war echt cool. Doch bei der Probe an sich habe ich leider kaum etwas verstanden, denn das Theaterfranzösisch unterscheidet sich natürlich von dem Gesprochenen.
Nach einer Kulturpause, in der wir war gegessen haben und Zeit zum austauschen hatten, ging es um 21:30Uhr in die Basilique Saint-Remi: eine Riesenkirche, die jeden Samstag um diese Zeit die Geschichte der Kirche erzählt mit Musik und einer Art Lichtshow. Es ist schon atemberaubend in so einer Ambiente zu sitzen und es auf sich wirken zu lassen.

Den Abend haben wir mit noch ein paar weiteren Freunden in der WG ausklingen lassen. Ich habe mich dort wirklich wohl gefühlt! Morgens ging es dann ins Hotel de ville - das Rathaus der Stadt- es ist aber nicht irgendein Gebäude, sondern ein restauriertes Altbaugebäude, was von innen aussieht wie ein kleinen Schloss. Das war zum Abschied auch noch mal ein sehr schönes Ambiente. Natürlich gab es noch viele viele andere Dinge, die man hätte machen können, aber um es wirklich zu genießen zu können, wollte wir den Tag nicht überladen. 

Mein Restsonntag war dann ein typischer Sonntag eben!
Am Montag wartete dann wieder meine Kaffeestunde-und-Klatschen-Gruppe auf mich! Dort musste ich feststellen, dass ich ausversehen den Wasserkocher aus dem Lehrerzimmer entführt hatte, um Tee für die Schüler zu machen und er somit eine Woche in meinem Raum stand. Die Lehrer konnten dann wohl letzte Woche kein Tee trinken (ups). Desweiteren habe ich diese Woche viel vorbereitet, was ich demnächst oder jetzt schon vorstelle: z.B. ein Plakat im Lehrerzimmer, welches deutsche, englische, französische und niederländische Gewohnheiten oder Neuigkeiten beinhaltet. Diese Sprachen werden nämlich in der Schule angeboten! Und Chinesisch! Oder auch englische Sprichwörter, die auf einem Bildschirm in der Schulhalle gezeigt werden. Habe auch Spiele für das englische Essen, welches jede Woche in einem der schuleigenen Restaurants stattfindet, vorbereitet und weitere Englischklassen kennengelernt. Die Studenten aus den Tourismusklassen sind super cool und alle älter als ich. Dort habe ich auch als erstes Anschluss gefunden. Morgen fahre ich mit einigen Lehrern und den Tourismusklassen auf eine Kanutour! Das wird auf jeden Fall super lustig.

Diese Woche habe ich auch das erste Mal das Sportangebot der Schule genutzt: Jede Mittagspause werden nach dem Essen unterschiedliche Sportarten angeboten. Es gibt so eine große Vielfalt! Den einen Tag habe ich Speerwerfen ausprobiert und heute mit den Schülern Volleyball gespielt. Ich dachte es würde nicht funktionieren, wenn man so voll vom Essen kommt, aber es klappt tatsächlich!

Was ich diese Woche noch festgestellt habe:

1. Frankreich ist keine Fahrradnation. Ich habe das Gefühl die Wege haben extra so hohe Bordsteine und sind nicht gepflastert, damit auch ja keiner Fahrrad fährt! Autos parken wie sie wollen, was dazuführt, dass man ständig absteigen muss und die Straßen sind teilweise viel zu eng für Auto und Fahrrad. Aber in der Stadt geht es wenigstens besser, als zur Schule nach Bazeilles. Fazit: ich nehme lieber den Bus! - was sich am Anfang auch als schwierig herausstellte, denn der Bus hält wirklich nur wenn jemand den Halte-Wunsch-Knopf drückt. Nur leider wusste ich anfangs nicht, wann ich drücken musste und wann es zu spät ist. Nun ja jetzt kenne ich wenigstens Sedan ! :D

2. An das Küssen zur Begrüßung muss ich mich definiv noch gewöhnen. Wange an Wange stellt für mich kein Problem dar - obwohl es anfangs schon zu viel ungewohnter Körperkontakt von fremden Menschen war- doch es gibt Lehrer und Lehrerinnen, die tatsächlich einen Kuss geben! Es kommt also mal vor, dass man Lipgloss auf der Wange hat. Und das ist noch das kleinere Übel! Ich möchte das jetzt nicht weiterausführen, aber jeder, der mal einen Schmatzer von Oma bekommen hat, kann vielleicht nachvollziehen, dass ich Wange an Wange bevorzuge! Oder eben auch ein einfaches Hallo von weitem ! Aber ich werde mich dran gewöhnen und mich anpassen, denn es gehört nun mal zu den französischen Gewohnheiten.

3. Aprospos Gewohnheiten. Vor ein paar Tagen habe ich Emma gefragt, wo ich Bettdecken kaufen kann, denn ich habe nur so Sofadecken hier. Sie schaute mich verdutzt an und sagte dann einfach nur: "ach ja ihr Deutschen bevorzugt ja Federdecken. Ich hab welche für dich ma petite Allemande" Anscheinend ist es nicht in allen französischen Haushalten so! :D

Sooo das wars erstmal! Boah es ist echt viel geworden, aber ich fand alles irgendwie interessant. Wenn ihr es bis hierher geschafft habt dann wow: danke, dass ihr mich mögt und/oder die Geduld dafür hattet! :D

Bis bald dann,

Rike

PS: Ouh jaa fast vergessen! Um den Titel zu erklären: Ich habe tatsächlich in meiner Küche drei Wasserkocher aber leider keinen Toaster aber ich bekomme meinen Toast schon irgendwie knusprig ! :D 
PSPS: Versucht bitte nicht den Titel mit dem Untertitel in Zusammenhang zu bringen ! Es gibt nämlich keinen ! :3