2 Wochen Barcelona - erste Eindrücke
Hallo ihr Lieben!
Nachdem ich nun 2 Wochen Zeit hatte um die vielen neuen Eindrücke auf mich wirken zu lassen und meine Gedanken ein bisschen zu sortieren, möchte ich euch heute ein Bisschen von meiner ersten Zeit hier berichten!
Projekt
Die Arbeit in meinem Projekt "PIUNE" besteht aus zwei Teilbereichen: Der Begleitung der Studenten und der anfallenden Büroarbeit. Ganz nach dem Prinzip "Das Beste kommt zum Schluss" fange ich mit der Büroarbeit an:
Das PIUNE-Büro steht Studenten mit allen möglichen Arten von Behinderungen offen. Neben den körperlich behinderten Studenten, mit denen ich Hauptsächlich zu tun habe, registrieren sich so auch Studenten mit ganz unterschiedlichen Handicaps, z.B. Lernbehinderungen und Leseschwächen, die durch die Registrierung Zugang zu Hilfeleistungen während der Vorlesungen oder Klausuren oder zu besonderen Lernprogrammen erhalten, was für mich vor allem eins bedeutet: Aktenberge, die sortiert, eingeordnet und archiviert werden müssen.
Ein anderer Teil der Büroarbeit ist das Digitalisieren von Arbeitsblättern für Studenten mit Sehschwäche: Digitalisiert -bzw. abgetippt- können diese dann durch spezielle Computerprogramme auditiv wiedergegeben werden. Da meine Mentorin im Projekt, Olga, so gut wie kein Wort Englisch spricht und die Arbeitsblätter meist für einen Englisch-Studenten benötigt werden, ist sie sehr froh, diese Aufgabe an meine Mitfreiwillige im Projekt Marina und mich übertragen zu können und nichtmehr jeden Buchstaben einzeln abtippen zu müssen.
Wenn es mal keine Akten oder Arbeitsblätter zu bearbeiten gibt, und die anderen Mitarbeiter im Büro abwesend sind, besteht meine Aufgabe hauptsächlich darin, im Empfangsbereich anwesend zu sein, Studenten zu begrüßen, ans Telefon zu gehen und eventuelle Anrufe zu protokollieren. Durch meine noch nicht ganz ausgereiften Spanisch- (und nicht existenden catalán-) Kenntnisse ist mein Telefon-Protokoll momentan noch etwas wüst und manchmal wenig sinnhaft; ich bin aber optimistisch, dass das noch wird.
Da das Telefon nun mal nicht dauerhaft klingelt und normalerweise auch keine Massen von Studenten ins Büro strömen, vertreibe ich mir momentan die meiste "Büro-Hüte-Zeit" mit dem Lesen von Wikipedia-Artikeln. Bücher lesen oder sich mit dem Handy zu beschäftigen wird nicht gerne gesehen, da für den Fall, dass doch mal ein Student ins Büro kommt, zumindest der Anschein von Arbeit am Computer gewahrt werden soll.
So, jetzt zu dem für mich spannenderen Teil meiner Arbeit: Den Begleitungen der Studenten.
Im Projekt gibt es, soweit ich das im Moment einschätzen kann, einen Kern von ca. 10 Studenten, die Regelmäßig den, -in Ermangelung eines besseren Ausdrucks fürs erste- "Begleitservice" in Anspruch nehmen. Dieser besteht Hauptfächlich darin, dass Olga die Studenten im Studentenwohnheim abholt und zu ihrer Fakultät bringt.
Wenn ich Olga begleite, darf ich einige Aufgaben innerhalb der Begleitung übernehmen, die durch die unterschiedlichen Arten von Behinderungen und natürlich Autonomiegrade der Studenten immer variieren:
Bei Rollstuhlfahrern bedeutet das z.B. die Bedienung der Rollstuhl-Rampe am Transport-Auto, das Festschnallen des Rollstuhls, im Falle von Steigungen auf dem Weg zum Vorlesungsraum das Schieben des Rollstuhls, in nicht Barriererfreien Zonen des Campus die Bedienung von Fahrstuhlknöpfen, Fahrkartenautomaten o.Ä.; bei Studenten mit Sehschwäche z.B. die Begleitung bis zum Vorlesungsraum, die durch oftmals enge und wirklich volle Gänge nur mit Blindenstock schwierig wäre und das Starten von speziell angepassten Programmen, mit denen die Studenten auch den Teilen der Vorlesungen folgen können, die sie ohne ein solches Programm schlichtweg nicht hätten sehen können, z.B. die auditive Wiedergabe der Power-Point-Präsentation des Profs oder der Arbeitsblätter, die wir vorher digitalisiert haben.
Die Straßen rund um den Campus sind unglaublich schmal und die Zufahrten zu den Fakultäten meistens sehr kurvig und steil, weshalb die einzige Aufgabe, die ich Olga gerne komplett überlasse, das Fahren des Transport-Autos ist.
Es macht mir total Spaß, die vom Projekt betreuten Studenten nach und nach immer besser kennenzulernen und bei den Begleitungen mehr und mehr kleine Aufgaben alleine übernehmen zu dürfen.
Die Arbeit im Projekt ist in Schichten eingeteilt, die Frühschicht geht von 9 bis 14, die Spätschicht von 12 bis 18 Uhr, Mittagspause wird von 14 bis 15 Uhr gemacht. Da wir durch diese Einteilung bis jetzt nur 25 von den eigentlich vorgesehenen 35 Wochenstunden zusammenbekommen, werden wir uns wahrscheinlich noch ein anderes kleines Freiwilligen-Projekt auf dem Campus suchen.
Leben auf dem Campus
Untergebracht bin ich mit den 3 anderen über das Programm Erasmus+ "vermittelten" Feiwilligen in einer WG. Alexandra kommt aus Rumänien und arbeitet mit Helena, die ich schon während des Vorbereitungsseminars in Köln kennengelernt habe und mit der ich mir ein Zimmer teile, in einem andern Projekt auf dem Campus; Marina aus Österreich arbeitet mit mir im PIUNE-Projekt.
Wir leben alle das erste mal in einer WG, doch das Zusammenleben funktioniert bis jetzt wirklich gut. Wir gehen zwei mal die Woche zusammen einkaufen, wobei ich es hier erst richtig zu schätzen lerne, ein Auto, Fahrrad o.Ä. zur Verfügung zu haben, um den Einkauf zu transportieren.
Die Uni-Mensa ist im vergleich zu den deutschen Mensen, die ich bis jetzt kennengelernt habe, leider unverhältnismäßig teuer -ein Mittagessen kostet durchschnittlich 6 €-, weshalb ich mir in meiner Mittagspause bis jetzt immer zu Hause eine Kleinigkeit gekocht habe.
Momentan kochen wir jeden Abend zusammen, wer mich kennt, weiß, mit welcher Leidenschaft ich koche; meine Mitbewohnerin Helena hat unser Kochen schon mit den Worten "wir schnibbeln alles zusammen und Luana macht es dann lecker" beschrieben. Ich bin aber auch schon sehr gespannt, mal typisch österreichische und rumänische Gerichte zu probieren!
Wenn wir drei deutsch-sprechenden Mädels unter uns sind, unterhalten wir uns normalerweise auf Deutsch, wenn wir zu 4. sind auf Englisch, auf der Arbeit auf Spanisch und am Dienstag kommt noch der catalán-Kurs dazu. Man kann sich gut vorstellen, was für ein Sprachen-Chaos bei uns jetzt schon herrscht; dann und wann spreche ich Alexandra auf deutsch und Helena auf englisch an; es gab auch schon Momente, in denen ich grübelnd nach Worten gesucht habe und mich gefühlt in keiner Sprache mehr ausdrücken konnte!
Wie schon erwähnt, ist auf der Arbeit die einzige gesprochene -und von allen verstandene- Sprache Spanisch. Das ist für mich eine riesige Umstellung und zeitweilig, zum Beispiel bei informationslastigen Besprechungen von über einer Stunde, wirklich anstrengend. Ich bin mal gespannt, wie lange es dauern wird, bis mein Spanisch so flüssig ist, dass ich mich ohne großes Nachdenken verständigen kann.
Barcelona
Die Uni und das Studentenwohnheim liegen ein bisschen Abseits von Barcelona, in dem kleinen Städtchen Bellaterra. Außer einem Supermarkt und dem Bahnhof hat Bellaterra leider nicht so viel zu bieten, weshalb ich so oft wie möglich nach Barcelona rüberfahre: Mit der S-Bahn, die alle 10 Minuten fährt, braucht man 30 Minuten bis ist Stadtzentrum Barcelonas, was für mich im Vergleich zu den Verhältnissen in Glessen Luxus Pur ist.
Nach der Frühschicht fahre ich gerne mal alleine rüber, an den Wochenenden sind wir bis jetzt immer zu 4. losgezogen.
Ich kannte Barcelona zwar schon vorher, bin aber immer wieder fasziniert von dieser wunderschönen und vielseitigen Stadt. Am Strand im Barceloneta-Viertel könnte ich stundenlang sitzen, die Wellen beobachten und mit einem beseelten Lächeln im Gesicht die herumwuselnden Strandverkäufer, die den Touristen alles mögliche, von Massagen über verdächtig giftgrüne Mojitos bis hin zu dem Flechten von Cornrows anbieten, abwimmeln.
Gleichzeitig macht es mir auch großen Spaß, einfach durch die verschiedenen Viertel zu schlendern und die Straßenzüge zu bewundern, die sowohl mit mediterranen Charme und kleinen Balkonen voller Wäscheleinen in der Altstadt bezaubern, als auch futuristische Bürogebäude und andere Gebilde beheimaten.
Zu guter letzt zur köstlichen katalanischen Küche: In meiner kurzen Zeit hier habe ich zwar erst einen kleinen Einblick erhalten, möchte aber Pinxos (kleine Scheiben Weißbrot belegt mit allerlei Köstlichkeiten) und Patatas Bravas (Die spanische Version der Bratkartoffel, meist mit einer leicht scharfen Salsa serviert) jetzt schon nichtmehr missen.
Bis bald,
Luana
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