Familienurlaub
Urlaub von ihrer Arbeit in North Berwick: Sanne und ihre Familie reisen für zehn Tage durch Schottland und genießen die wunderschöne Landschaft um Edinburgh und der Isle of Skye.
Lange hat’s gedauert, aber jetzt hab ich es endlich geschafft. Ein neuer Bericht ist da!
Wenn man meine Berichte so betrachtet, könnte man denken, ich mache nichts anderes als Herumreisen und Urlaub. Dabei sollte man als Freiwilliger eigentlich auch arbeiten. Doch, das mache ich auch. Nur, da die Arbeit nun nach über neun Monaten wirklich zur Routine geworden ist, gibt es da keine besonders spannenden Geschichten zu erzählen.
Dafür gibt es jetzt mal wieder Reiseberichte! :)
Aller Anfang ist schwer
Vor fast zwei Monaten (Ich kann gar nicht glauben, dass es schon wieder so lang her ist!) war es endlich so weit. Familienbesuch stand vor der Tür.
Geplant war die Ankunft meiner Familie am 17. September, Mittagszeit. Um pünktlich am Flughafen anzukommen, machte ich mich rechtzeitig auf den Weg zum Zug. Da bekam ich allerdings den wenig erfreulichen Anruf, dass sich die Ankunft der Reiselustigen "geringfügig" verzögert. "Geringfügig" heißt in diesem Fall: zwölf Stunden. Also hatte ich einen sehr faulen Urlaubstag vor mir.
Am nächsten Tag machte ich mich, wie geplant, auf den Weg nach Edinburgh und auf die Suche nach dem B&B (Bed & Breakfast), in dem meine Eltern, meine Schwester und ihr Freund in den nächsten Nächten hausten. Nach einem schönen Wiedersehen im Hausflur des B&B begaben wir uns auf Edinburgh-Erkundungstour, und ich konnte mein Talent als Touristenführer testen (was bedauerlicher Weise nicht existiert bzw. nicht stark ausgeprägt ist!).
Unser erstes Ziel hieß "Scott Monument", auf dem ich ja schon einmal war. Und daher wusste, dass es ganz sehenswert ist, da man einen wundervollen Blick über Edinburgh bekommt. Nach einem Spaziergang durch den Princess Street Garden, machten wir uns auf Futtersuche. Nach dieser Stärkung scheuchte ich meine lieben Besucher weiter durch die Stadt, entlang dem Grassmarket und der Royal Mile bis zum Parlamentsgebäude. Und da das noch nicht genug Bewegung war, ging es weiter, hinauf zum Arthur's Seat, einem weiteren tollen Aussichtspunkt von Edinburgh.
Nach so viel Anstrengung begaben wir uns wieder auf Futtersuche und endeten in einer Kneipe am Grassmarket mit Live-Musik von zwei älteren Damen und einem Herrn. Dann musste ich mich auch schon auf den Weg zum Bus machen, um zurück nach North Berwick zukommen, wo ich meine Familie am nächsten Tag erwartete.
Doch auch da lief nicht alles problemlos. Wie schon am ersten Tag bekam ich auch am Freitag einen Anruf, dass sich die Ankunft der vier etwas verzögert. Grund diesmal? Zug verpasst. Endlich angekommen, zeigte ich meiner Familie wo ich die letzten fünf Monate gewohnt habe und was jetzt ein zweites Zuhause für mich geworden ist. Da es mir am Tag zuvor schon so viel Spaß gemacht hat, meine Familie durch die Stadt und auf den Berg zu scheuchen, wurden sie auch diesmal nicht verschont. Und so ging's auf, den "Law" zu erklimmen.
Nachdem wir das (trotz viel Gejammer ;)) erfolgreich geschafft hatten und uns eine Apfelpause gönnten, ging es bergab zur Highstreet, dem Strand und dem Seabird Center, und nach einer Mittagspause dort weiter zum Leuchie House (mit noch mehr Gejammer :)). Es war schön zeigen zu können, in was für einem schönen Gebäude ich arbeite. Danach ging's zurück nach Hause, wo Saartje auf uns wartete, die uns zum Lasagne Essen eingeladen hatte.
Der nächste Tag wurde wieder in Edinburgh verbracht. Auf dem Plan stand ein Castle-Besuch. Da ich den aber schon hinter mir hatte und nicht noch mal £11 zahlen wollte, traf ich mich erst am Nachmittag mit meiner Familie zu einer heißen Schokolade im "Chocolate Soup". Am Abend machten wir eine Gruseltour, um die dunkle Geschichte Edinburghs zu erkunden, die uns in dunkle Gassen und alte Gruften führte. Abgerundet wurde das Ganze mit einem Pub-Besuch.
Zurück in North Berwick packte ich meine Siebensachen für die kommenden Tage, an denen wir zusammen etwas reisen wollten. Unser erstes Ziel hieß Inverness.
Auf Reisen
Am Sonntag (meinem Geburtstag) holte mich meine Familie in North Berwick ab, und dann ging die Reise los. Größtes Hindernis: links fahren. Ich hatte mich nach etwa sieben Monaten definitiv an den Linksverkehr gewöhnt. Die beiden Autofahrer allerdings nicht, und so gab es immer wieder kleine Verwirrungen durch rechts und links. Und dennoch kamen wir am späten Nachmittag sicher in Inverness an und machten es uns in unserem B&B (Bed & Breakfast) gemütlich.
Nach dieser langen Autofahrt brauchte ich erstmal etwas Zeit für mich und erkundete die Cathedral, die keine fünf Minuten vom B&B entfernt lag. Danach spazierten wir gemütlich am Fluss Ness entlang und versuchten die Stadt ein wenig zu erkunden. Anschließend folgte ein Geburtstags-Abendbrot mit riesigem Nachtisch! ^^
Vollgestopft rollten wir zum Castle, was im Vergleich zu anderen Burgen sehr neu ist. Am Castle angekommen, hatte meine Familie eine sehr schöne Überraschung für mich. Wunschballons (wenn man die so nennt...), deren Luft durch eine kleine Flamme erhitzt wird und dann in den Himmel steigen. Zufälligerweise flogen alle Ballons in Richtung Norwegen, wo ich doch schon immer hin wollte. :) Wenn das mal kein Zeichen ist. ;)
Nach dieser kleinen Lichtaktion folgten wir unseren Ohren, die vom Castle aus Live-Musik gehört hatten. Wir wurden auch schnell fündig und genossen Whisky trinkend Gitarrenmusik vom Feinsten in einem Pub. Zum Leide meiner Schwester und mir motivierte die Musik - und wohl auch ausreichend Alkoholkonsum - ein paar Pubbesucher, uns zum Tanzen aufzufordern. Was für ein Erlebnis. Ein glorreiches Ende für meinen Geburtstag.
Am Montag hatte ich die Ehre, mein erstes typisch britisches Frühstück zu genießen: Ei, Schinken, Pilze, Tomaten, Bohnen, Würstchen... Das übliche Programm eben. Meine Meinung: Man muss es nicht immer haben. Ein- bis zweimal reicht aus. Nach dieser reichhaltigen Stärkung düsten wir zum Bahnhof, wo uns eine Dampfeisenbahn nach Aviemore bringen sollte.
Nachdem wir die Landschaft auf der Hinfahrt ausreichend betrachtet und bewundert hatten, beschlossen wir auf der Rückfahrt, bei einer Tasse Kaffee (mit Kaffeesatz) Salzstreuer drehen zu spielen, was uns zu allen möglichen dummen Aktionen motivierte. Von peinlichen Vorstellungen im Bereich der ersten Klasse bis zum Kaffeesatz essen. Nach dieser kleinen Reise fuhren wir zur Glenfiddich Whisky Distillery, wo uns eine Frau mit starkem osteuropäischenAkzent versuchte, die Whiskyherstellung nahezubringen und uns für das fleißige Zuhören mit einem Whisky belohnte. Nach dieser kleinen Gaumenfreude begaben wir uns wieder zurück nach Inverness, wo wir beim Italiener den Abend mit Pasta und Pizza ausklingen ließen.
Auch der Dienstag war wieder ein Geburtstag, und so gab es zu dem üblichen fettgetränkten Frühstück ein paar Geburtstagskerzen und einen Kilt. Unser Ziel an diesem Tag hieß "Isle of Skye". Also pflanzten wir uns wieder alle in unsere Edelkarosse und düsten los. Einen Zwischenstopp legten wir am Loch Ness ein, wo wir während einer Bootstour Nessie fütterten und das Urquhart Castle anschauten. Mit Dudelsack-Musik in den Ohren fuhren wir weiter gen Westen.
Auf der Insel angekommen, die so wenige Bäume wie Einwohner hat, durften wir dann feststellen, dass Kühe und Schafe ein sehr freies Leben führen und auf den Straßen herumspringen oder schlafen. Bevor wir unser B&B suchten, machten wir noch einen Abstecher nach Portree, der Hauptstadt von Skye, um ein paar Nahrungsmittel zukaufen. Dann kamen wir in Staffin an, einem Ort, der auf Karten relativ groß eingezeichnet ist, dann aber doch nur 50 Häuser aufweist, keinen einzigen Pub hat, dafür aber fünf Kirchen besitzt. Das war früher normal für Schottland, obwohl man doch so schnell an Kneipen denkt, wenn von Schottland die Rede ist.
Kein Wunder, dass die Leute vor ein paar Jahren ihren eigenen Whisky hergestellt haben. Wo hätten sie sonst ihren Alkohol herbekommen. ;) Da der kleine Ort allerdings zwei "Restaurants" hatte (man sollte es wohl eher als "Nahrungsaufnahmemöglichkeit" bezeichnen), machten wir uns, nach Einnisten im Quartier, auf zu einem Café. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass der einzige Ort für ein kleines Geburtstagsessen schon geschlossen hatte. Und so gab es dann ein improvisiertes Geburtstagspicknick auf dem Bett im B&B mit den paar Habseligkeiten, die für den nächsten Tag gedacht waren.
Nach diesem glorreichen Abend, starteten wir am Mittwoch unseren Wandertag. Im B&B fanden wir ein Heft mit diversen Wanderrouten. Nachdem wir zu erst den falschen Weg wählten, der sehr matschig, stinkig, aber zugegeben sehr lustig war, fanden wir den richtigen Parkplatz mit dem richtigen Wasserfall. Danach ging es zum "Old man of Storr", einem großen Stein, der aus einem Gebirge herausragt. Der Weg bis zum alten Mann ist nicht besonders lang, dafür umso steiler. Nachdem wir nach etwa 30 Minuten, dafür gefühlten fünf Stunden am Ziel angekommen waren, gönnten wir uns ein Siegerbier und einen ebensolchen Apfel. Am Ende hatte sich der steile Aufstieg nicht nur wegen dem Bier gelohnt, sondern vor allem wegen dem atemberaubenden Blick, den man von der Spitze aus hatte.
Nach dieser ausreichenden körperlichen Betätigung fuhren wir wieder nach Portree, um einen Happen zu essen (Wobei wir auf ein sehr schönes Café namens "Ariba" stießen) und uns wieder mit Notfallsnahrungsmitteln zu versorgen. Danach wählten wir einen längeren Weg nach Staffin entlang der Westküste der Insel, um die Landschaft ein bisschen mehr zu erkunden. Nach so viel Autofahren kamen wir dennoch pünklich an, um in dem Café in Staffin etwas zu Essen zu ergattern, bevor sie um 20 Uhr die "Schotten dicht" machen.
Am Donnerstag hieß es dann erneut Sachen packen und zum nächsten Ort düsen. Von der Isle of Skye wagten wir den langen Weg zum Trossachs National Park, wo wir die große Aufgabe vor uns hatten, eine Unterkunft zu finden. Nach stundenlangem Hin-und-her-Fahren machten wir einen Halt im kleinen Örtchen Luss am Loch Lomond, einem der schönsten Lochs in Schottland. Einen Schlafplatz zu finden war dann doch viel einfacher als gedacht.
An der zweiten Tür empfing uns ein Mann im Bademantel, der noch fünf Betten frei hatte. Und so schlugen wir zu. Nach einem kleinen Spaziergang am Strand gab es ein leckeres Abendbrot im Restaurant, was wohl gleich mit zum B&B gehörte. Von da aus erkundeten wir die Bar des Hotels, wo wir Whisky tranken und Pool spielten. Endlich gab es einen ordentlichen (nachträglichen) Geburtstags-Kneipenabend.
Das Ende naht
Freitag war es dann auch schon wieder so weit. Wir mussten uns auf den Rückweg nach North Berwick machen. Doch bevor wir uns bei den Grahams einnisteten, die uns an diesem Abend zum Essen eingeladen hatten, machten Eva, Manuel und ich uns noch zum Affen. Zusammen fuhren wir nach Aberfoyle, wo uns ein Hochseilgarten erwartete. „Go Ape!“ hieß das Motto der nächsten drei bis vier Stunden. Nach relativ langer Einweisung in die Handhabung aller Absicherungen ging es los.
Es wurde ins Nichts gesprungen, in Netzen geklettert und auf unterschiedlichsten Holzkonstruktionen von Baum zu Baum gehangelt. Und obwohl man stark abgesichert war, war die Versuchung, sich zusätzlich permanent irgendwo festzuhalten, extrem groß! Am Ende war ich wirklich überrascht, wie lang es doch gedauert hat, bis man den ganzen Parcours hinter sich hatte. Wunderbare Erfahrung!
Vom Hochseilabenteuer machten wir uns auf den endgültigen Heimweg nach North Berwick, wo wir meine Sachen zu Hause abluden und dann zu den Grahams gingen, bei denen meine Familie die letzte Nacht in Schottland verbringen durfte. Nach einem fantastischen Drei-Gänge-Menü und der obligatorischen Tasse Tee / Kaffee schwatze man bis tief in den Abend hinein.
Am Samstagmorgen war es dann auch leider schon wieder soweit. Es nahte der Abschied. Gemeinsam fuhren wir nach Edinburgh an den Flughafen. Und nachdem das Mietauto abgegeben war, spielten wir Autorennen, bis es Zeit war an Bord zu gehen.
Taschentuch wedelnd wurde Adieu gesagt, dann setzte sich meine Familie ins Flugzeug nach London und ich mich in den Bus ins Stadtzentrum mit schönen Erinnerungen an die letzten zehn Tage.
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